Mit Schirm, Charme und Melone statt Eintrittskarte

Eine auf «Ende 1920er-Jahre» datierte Fotografie von Lothar Jeck, Fussball auf dem Landhof und ein augenzwinkerndes Werweissen um das damalige Budgetloch des FC Basel.

Public Viewing anno Duubagg: An Zuschauern mangelt es nicht, statt das Geld aber für eine Eintrittskarte auszugeben – und damit für den FC Basel –, wird es in Mode investiert. (Bild: Familie Jeck / Sportmuseum Schweiz)

Eine auf «Ende 1920er-Jahre» datierte Fotografie von Lothar Jeck, Fussball auf dem Landhof und ein augenzwinkerndes Werweissen um das damalige Budgetloch des FC Basel.

Wir könnten, die Fotografie des herausragenden Basler Sportfotografen Lothar Jeck (1898-1983) betrachtend, über die Bauweise der 1920er-Jahre diskutieren. Damals entstanden die ersten Wohnbauten rund ums Kleinbasler Fussballstadion Landhof. Wir könnten angesichts der Herrschaften auf dem Baugerüst die fehlenden Sicherheitsmassnahmen bemängeln und ein unverzügliches Geisterspiel fordern.

Fussballgeschichten aus der Region

Zum 75. Geburtstag des Fussballverbandes Nordwestschweiz kommt es zu einer ­Kooperation mit der Tages­Woche. Das Ziel: Online soll eine interaktive Geschichte des Fussballs in der Region entstehen, auf der die wichtigsten Ereignisse des regionalen Fussballs, Anekdoten und Erinnerungen auf einer Zeitleiste dargestellt werden. ­

Wir könnten schwelgen. Der «Ländi»: Länderspiele, Seppe Hügi, der FC Basel wird dort 1953 Schweizer Meister. Wir könnten diskutieren: die «Visionen», Abstimmungskampf, Umbau, Abriss, Neubau des Landhof.

Wir wollen aber – die Komposition des Bildes berücksichtigt Zuschauer (Zuschauerinnen sind keine zu sehen) und Spielaktion ebenwürdig – die Lage des FC Basel Ende der 1920er-Jahre beleuchten. Der FC Basel wird nach einem Jahrzehnt zwischen Abstieg, zweiten, dritten und vierten Plätzen in der Saison 1929/30 zum zweiten Mal Gruppenerster der Zentralschweiz. Dies mit einem Budgetdefizit von 6100 Franken. Aber woher stammt der Verlust?

Das Jubiläum wird 1928 ausgiebig gefeiert. An Ende der erfolgreichen Saison 1929/30 kommt das finanzielle Loch – scheinbar grundlos.

1923 stehen die Finanzen des Basler Stadtclubs noch so gut, dass der Überschuss von 3000 Franken in die Herausgabe einer Clubzeitschrift investiert wird. Der Landhof gilt als das modernste Fussballstadion der Schweiz, am 7. Juni 1925 sind erstmals mehr als 10’000 Besucher bei einem Match.

Es dürfte noch genug Geld vorhanden sein: Aus einem Flugzeug wird der Matchball zum Spiel Basel gegen Nacional Montevideo abgeworfen. 35 Jahre FCB! Das Jubiläum wird 1928 ausgiebig gefeiert. Und dann, am Ende der erfolgreichen Saison 1929/30 das finanzielle Loch – scheinbar grundlos.

Wo Fakten und Zahlen fehlen, könnte unser Bild helfen. Wir stellen eine Vermutung an: Das Defizit hat nichts mit mangelndem Interesse und fehlenden Zuschauern zu tun. Aber zuviele zahlen nichts. Es kommt auch nicht von fehlender Bandenwerbung. Im Gegenteil: die Baustellengäste investieren statt in Eintrittsbillette in Hut- und Herrenmode.

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