Mit zwei Handball-Rentnern hält der RTV sein Schicksal in den eigenen Händen

Nach dem 29:28-Sieg gegen St. Otmar St. Gallen kann der RTV Basel den Ligaerhalt in den letzten zwei Spielen wieder aus eigener Kraft schaffen. Mitgeholfen haben zwei, die das Handballequipment eigentlich längst an den Nagel gehängt haben. Entweder stehen die Basler am Wochenende als Absteiger fest – oder es kommt am Mittwoch zum Showdown gegen Gossau.

Der Basler Bruno Kozina, hinten kommt gegen den Berner Valentin Striffeler, vorne, zum Torschuss im Handball Nationalliga A Meisterschaftsspiel der Swiss Handball League zwischen dem RTV Basel und dem BSV Bern Muri, in der Sporthalle in Birsfelden, am Samstag, 5. Dezember 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Nach dem 29:28-Sieg gegen St. Otmar St. Gallen kann der RTV Basel den Ligaerhalt in den letzten zwei Spielen wieder aus eigener Kraft schaffen. Mitgeholfen haben zwei, die das Handballequipment eigentlich längst an den Nagel gehängt haben. Entweder stehen die Basler am Wochenende als Absteiger fest – oder es kommt am Mittwoch zum Showdown gegen Gossau.

20 Minuten vor der Schlusssirene feierten die 450 Zuschauer im Rankhof lautstark. Nicht weil der RTV Basel gegen den TSV St. Otmar St. Gallen zu diesem Zeitpunkt uneinholbar in Führung gelegen wäre. Sondern weil ein Spieler eingewechselt wurde, den eigentlich niemand mehr auf der Rechnung hatte: Pascal Stauber stellte sich zwischen die Pfosten, die Koryphäe des RTV, der ehemalige Nationaltorwart, der vor zwei Jahren mit dem Basler Aufstieg in die Nationalliga A seine Karriere beendet hatte.

«Nach der 20:31-Klatsche gegen Gossau war mir klar, dass wir irgendwie reagieren müssen», sagt Trainer Silvio Wernle zum Einsatz von Stauber, der in dieser Abstiegsrunde mithelfen soll, dass der RTV nicht wieder in die Zweitklassigkeit zurückfällt. Zusammen mit dem Vorstand habe man verschiedene Szenarien diskutiert und Stauber angefragt.

Da zudem Captain Igor Stamenov krankheitshalber ausfiel, holten die Basler kurzerhand auch Mischa Hofstetter aus dem Ruhestand zurück. Mit den zwei Handballrentnern gewannen sie gegen St. Gallen mit 29:28 und verkürzen den Rückstand auf Gossau und den Barrageplatz auf einen Punkt.

Ausgeglichene Partie

Für den RTV Basel ging es im drittletzten Spiel der Abstiegsrunde gegen St. Gallen um viel mehr als für den Gegner aus der Ostschweiz. Die St. Galler haben den Ligaerhalt definitiv geschafft, die Basler liegen auf dem letzten Platz, der am Ende der Saison den Gang in die Nationalliga B bedeutet.

Die Realturner begannen entsprechend aggressiver in der Verteidigung, lagen meistens in Führung, konnten sich aber nie richtig absetzen. «Das Glück war heute auf unserer Seite, die Big Points haben wir gemacht», sagt Wernle nach dem Erfolg.

«Die Stimmung ist gedämpft hoffnungsvoll.»

Alex Ebi, Präsident des RTV Basel

Beste Werfer beim dritten Sieg in der Abstiegsrunde waren Bruno Kozina mit neun Toren und Rares Jurca mit sechs. Sebastian Ullrich hielt zehn Bälle und Wernle sagt: «Sebastian ist unsere Nummer 1. Er hat in der ersten Halbzeit stark gehalten.» Stauber wurde eingewechselt, nachdem Ullrich in den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit keine Parade gelungen war – der Reaktivierte hielt danach einen Ball.



Pascal Stauber im letzten Spiel seiner Karriere.

Eine zwei Jahre alte Aufnahme aus dem Spiel, das eigentlich sein letztes hätte sein sollen: Um die Liga zu halten, ist Pascal Stauber nochmals ins Dress gestiegen. (Bild: Alexander Wagner)

Wernle sieht hauptsächlich in der Defensive Verbesserungspotenzial. «Es wäre schön, mal wieder weniger als 25 Tore zu kassieren. Das würden den Druck in der Offensive nehmen. Auch heute wieder kassierten wir einige unnötige Tore.» Allein in der ersten Halbzeit gelangen den St. Gallern vier Treffer, als bereits Zeitspiel angezeigt war. So brachten sich die Basler immer wieder um den hart erkämpften Lohn ihrer Verteidigungsarbeit.

Noch kein Sieg gegen den direkten Abstiegskonkurrenten

Auch wenn er mit dem Sieg gegen St. Gallen sein Schicksal wieder in den eigenen Händen hat, ist der RTV noch immer mit der Gefahr des Abstiegs konfrontiert. Mit einer Gefahr, die vor der Abstiegsrunde weit geringer war; schliesslich hatten die Basler fünf Punkte Vorsprung auf den TSV Fortitudo Gossau und punktete auch gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte immer wieder.

Die Leistungen in der Abstiegsrunde sprechen für die Gossauer, da sie 13 von 20 möglichen Punkten holten, die Realturner deren sieben. Bei den fünf Direktduellen gingen zudem vier Mal die Gossauer als Sieger vom Feld, ein Mal teilten sich der RTV und Fortitudo die Punkte. Und die 20:31-Niederlage im letzten Duell liegt noch schwer auf dem Magen.

Showdown am Mittwoch oder Abstieg am Wochenende

Die schwierige Ausgangslage für die letzten zwei Spiele ist auch dem Präsidenten Alex Ebi bewusst. Nach dem Spiel gegen St. Otmar sagt er, dass die Stimmung «gedämpft hoffnungsvoll» ist. Um den Barrageplatz zu erreichen, brauche es jetzt zwei Siege, sagt der Präsident.

Bereits am Samstag um 18 Uhr geht es für die Realturner zu Hause gegen GC Amicitia Zürich weiter. Im besten Fall gewinnen die Basler und es kommt am Mittwoch (26. April) zum grossen Showdown um den Barrageplatz gegen Gossau. Im schlechtesten Fall könnten die Basler aber am Wochenende als Absteiger feststehen: Wenn sie am Samstag gegen Amicitia verlieren und Gossau am Tag darauf gegen St. Gallen gewinnt.



Alles gegegeben: Alex Ebi, seit 2002 Präsident des RTV Basel und zuletzt auch der Trainer.

Weiss um die schwierige Ausgangslage, will aber mit dem Ligaerhalt sein Amt als Präsident abgeben: Alex Ebi, Kopf des RTV Basel. (Bild: Robert Varadi)

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