Mohamed Salah und die Sache mit dem Rolls-Royce

Für 20 Millionen hätten sie ihn in London gelassen – sagt Marco Streller zum Auftritt von Mohamed Salah beim Viertelfinal des FC Basel gegen Tottenham Hotspur.

Basel's Mohamed Salah, center, fight for the ball with Tottenham Hotspur's goalkeeper Brad Friedel, left, and Tottenham Hotspur's Michael Dawson, right, during the UEFA Europa League quarterfinal first leg soccer match between Britain's Tottenham Hotspur (Bild: Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT)

Für 20 Millionen hätten sie ihn in London gelassen – sagt Marco Streller zum Auftritt von Mohamed Salah beim Viertelfinal des FC Basel gegen Tottenham Hotspur.

Mohamed Salah gibt sich am Morgen danach alle Mühe mit seinem Englisch, um Journalisten aus der Schweiz in der Abflughalle von London-Stansted Auskunft geben zu können. «Es war ein Top-Match – für den FC Basel und für mich auch», sagt er und lässt dabei eine DVD-Hülle von einer Hand in die andere gleiten. Auf dem optischen Datenträger sind 93 aufregende Minuten an der White Hart Lane eingebrannt, und darunter sind Momente, die selbst bei den Engländern, die ansonsten gerne Nabelschau betreiben, schwer Eindruck hinterlassen haben.

Bale – eine Art Entwarnung

Was Tottenham-Trainer Andre Villas-Boas gehofft hat, bestätigte der Club am Freitagabend: Die Sprunggelenksverletzung von Gareth Bale, die sich der Star-Spieler in der Nachspielzeit gegen den FC Basel zugezogen hat, dürfte weniger gravierend sein als zunächst befürchtet. Bale wird wie die ebenso verletzt ausgeschiedenen Aaron Lennon (Knie) und William Gallas (Wade) innerhalb der nächste zwei Woche zurück im Training erwartet. Ein Einsatz im Rückspiel erscheint aber als unwahrscheinlich. (cok)

Mohamed Salah wird der Scheibe ein Plätzchen im privaten Archiv zuweisen, vielleicht unter der Rubrik: «Meine Aufsehen erregenden Spiele und die besten vergebenen Torchancen». Von solchen Zusammenschnitten sind inzwischen wahrscheinlich schon ein paar zusammengekommen. «Manchmal treffe ich, manchmal bin ich im Abschluss ein bisschen unglücklich», sagt Salah mit einem schelmischen Grinsen und schaut dabei gleichzeitig so, als ob er sich dafür entschuldigen müsste: «Es ist eine Frage der Konzentration.»

Salah – neben Stocker der Spektakelspieler

«Solange wir gewinnen, ist es nicht so wichtig, ob ich treffe», meint der Ägypter, und für den ersten Durchgang gegen Tottenham Hotspur könnte man jetzt beckmesserisch sagen: gewonnen hat der FC Basel ja eben nicht. Obwohl er es hätte können. Wenn Salah zum Beispiel eine seiner Möglichkeiten verwertet hätte. Dann hätte er dieses Viertelfinal bereits «killen» können, wie die Angelsachsen das martialisch nennen. «Ein 2:2 auswärts bei einem so grossen Team wie den Spurs ist nicht so schlecht», entgegnet Salah, «ich bin zuversichtlich für das Rückspiel.»

Salahs unerschrockener Auftritt in Nordlondon war dabei nur ein Aspekt unter vielen. Alle 14 eingesetzten FCB-Spieler trugen ihren wertvollen Teil bei zu einem Resultat, das für den zweiten Durchgang nächsten Donnerstag grosse Hoffnungen weckt. Aber neben Valentin Stocker ist Salah nun einmal jener Spektakelfussballer, der dieses Viertelfinalspiel des FC Basel zu einem nachhaltigen Ereignis macht.

Schöner umschalten mit Salah

Salah verleiht dem Offensivspiel des FC Basel Tiefe mit seiner Schnelligkeit und der stupenden Technik eines Fummlers am Ball. Er macht das rasche Umschalten zu einer der eigentlichen Waffen, die dieses Team besitzt. Die Pässe auf Salah, sagt Marco Streller, müssten nicht einmal sehr präzise sein: «Er erläuft sich ja den Ball sowieso.»

Wenn Salah das Etikett Chancentod anhängt, dann vergisst man, dass Mohamed Salah im Juni erst 21 Jahre wird, dass er erst vor einem dreiviertel Jahr den Club und die Liga sowie den Kontinent und damit einen Kulturkreis gewechselt hat. Kommt zu seinem Hochgeschwindigkeitsfussball dann irgendwann noch die Kaltblütigkeit vor dem gegnerischen Tor hinzu, könnte es für Salah in Basel bald zu eng werden.

Streller legt den Marktwert auf 20 Millionen fest

Marco Streller drückt seine Hochachtung für den flinken Offensivkollegen anders aus: «Wenn Momo auch noch ein Tor gemacht hätte, hätten wir ihn für 20 Millionen in London lassen können.» Also auf ungefähr das Siebenfache, dass der FCB investiert hat, als er Salah vor einem Jahr nach ausgiebiger Beobachtung verpflichtet hat.

Aus jener Zeit, als Georg Heitz in Kairo weilte, um den ersten Transfer eines ägyptischen Spieler unter Dach und Fach zu bringen, stammt ein Bonmot, das der Sportdirektor des FCB aus dem nicht einfachen Feilschen um die Ablösesumme für Salah erzählt: «Wenn Sie einen Rolls-Royce haben wollen», beschied Sherif Habid damals dem Emmissär aus der Schweiz, «dann müssen Sie auch den Preis für einen Rolls-Royce bezahlen.»

Salahs damaliger Club-Präsident könnte sich höchstens in der Kategorie vertan haben: Ganz offenbar handelt es sich um einen Rennwagen.

Was in Salahs Heimat über den Abend in London verbreitet wird: «Ahramonline» über Ägyptens grosse Flügelstürmer-Hoffnung.

Auslosung Halbfinals: 12. April in Nyon
Halbfinals: 25. April/2. Mai
Final: 15. Mai in der Amsterdam ArenA
Europa League, Viertelfinals
    4. April 11. April
Tottenham Hotspur FC BASEL 2:2  
Chelsea FC Rubin Kasan 3:1  
Fenerbahçe Istanbul Lazio Rom 2:0  
Benfica Lissabon Newcastle United 3:1  

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