Murat Yakin und die Fahrradkette

Der Start ins neue Jahr ist dem FC Basel geglückt und die ersten drei Punkt sind unter Dach und Fach. Gegen den Titelkonkurrenten FC Sion trafen nach Anlaufschwierigkeiten Marco Streller mit dem Pausenpfiff, der eingewechselte Mohamed Salah und der herausragende Valentin Stocker zum diskussionslosen 3:0-Erfolg.

Basels Marco Streller erzielt das Tor zum 1-0 gegen Sions Torhueter Andris Vanins im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Sion am Sonntag, 10. Februar 2013 im St. Jakob-Park in Basel. (KEYSTONE/Peter Klaunzer) (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)

Der Start ins neue Jahr ist dem FC Basel geglückt und die ersten drei Punkt sind unter Dach und Fach. Gegen den Titelkonkurrenten FC Sion trafen nach Anlaufschwierigkeiten Marco Streller mit dem Pausenpfiff, der eingewechselte Mohamed Salah und der herausragende Valentin Stocker zum diskussionslosen 3:0-Erfolg.

Das Bonmot des Tages lieferte Murat Yakin ganz zum Schluss, und es war Ausdruck dafür, dass ihm das, was da in den letzten Tagen und Wochen über die Taktik des FC Basel gemutmasst, gewerweisst und spekuliert wurde, ziemlich auf die Nerven geht. «Wichtig war, dass wir gewonnen haben. Ob Dreierkette, Viererkette oder Fahrradkette, spielt am Ende keine Rolle», sagte der Trainer des FCB. Damit erntete er ein paar Lacher und gab nicht einmal ansatzweise eine Antwort auf die Frage, wann er denn entschieden hatte, gegen Sion mit vier Verteidigern aufzulaufen.

Was sein Trainer nicht sagen mochte, gab Fabian Frei nach dem Spiel freimütig zu Protokoll. Schon zu Wochenbeginn sei klar gewesen, mit welchem System gegen Sion gespielt werde: «Nach dem Biel-Match sind wir zusammengesessen und haben entschieden, dass es vielleicht besser ist, wenn wir so spielen, wie wir es jetzt getan haben.» Was natürlich keine grundsätzliche Absage an die Dreierkette sei: «Aber das Resultat hat uns bewiesen, dass wir nicht so viel falsch gemacht haben.»

Mutlose Walliser, verärgerter Präsident

Auf jeden Fall hatten die Basler mehr richtig gemacht als der Kontrahent aus dem Wallis. Tendenziell mutlos war der FC Sion angetreten, mit wenig Lust auf offensive Abenteuer. Und wenn Trainer Victor Munoz danach erklärte, das sei halt die beste Aufstellung gewesen, um «dem FCB weh zu tun», dann ging er dabei nicht einig mit seinem Präsidenten Christian Constantin. Der nämlich monierte nach Spielschluss, seine Walliser seien zu wenig mutig angetreten: «So zu verlieren, ist ärgerlich.»

Knapp eine Halbzeit war die Rechnung der Sittener aufgegangen, hatten sie sich je länger desto mehr an ihren Strafraum zurückgezogen und dem FCB keinerlei Chance zugestanden – wenn man von einem harmlosen 16-Meter-Schuss David Degens absieht, der leichte Beute für Goalie Andris Vanins wurde.

Erste Chance, erstes Tor

Aber eben nur knapp eine Halbzeit lang. Ein Seitenwechsel Fabians Freis auf Serey Die und dessen Flanke vom rechten Flügel trug dem FCB doch noch die Pausenführung ein. Begünstigt durch einen Blackout von Adailton – neben Nationalspieler Gelson Fernandes der zweite Rückkehrer ins Wallis –, der die Flanke unterlief und Streller den Weg freimachte. Wie der FCB-Captain die Chance zu seinem elften Saisontor in der Liga vollendete war technisch perfekt: von der Brust liess er den Ball abtropfen und schoss aus aus sechs Metern ein.

«Das Resultat zur Pause war ungaublich», jammerte Munoz, «sie haben eine Chance und machen das Tor.» Ähnlich beeindruckt wie ihr spanischer Trainer schien seine Mannschaft zu sein. Beflügelt von der Führung drückte der FCB nach dem Seitenwechsel aufs Tempo und entschied die Partie innert sechs Minuten. Erst traf Mohamed Salah sieben Minuten nach seiner Einwechslung, dann Valentin Stocker (58.), der nach dem Seitenwechsel eine hinreissende Viertelstunde auf den für die Witterungsverhältnisse bestens bespielbaren Rasen legte.

An FCB-Statik ist nichts Grundlegendes verändert

Der erste Treffer nach der Pause war Sinnbild für die eine Seite der Medaille des yakinschen Fussballs: Langer Ball (hier: von Serey Die), Kampf um den zweiten Ball (hier: wieder ein missglückte Abwehraktion Adailtons) und dann ging es via Stocker und Salah sehr schnell, zu schnell für die Walliser. Das 3:0 entsprang Strellers ideal getimter Ball auf den völlig blank stehenden Stocker, der dann ebenso grosses Gefühl im Fuss demonstrierte. Damit war Sion erledigt, hätte der FCB sogar noch einen drauf setzen können, wenn er bei seinen weiteren Chancen genauso effektiv gewesen wäre wie zuvor.

Klar scheint nach diesem Auftritt, dass sich an der Statik der Mannschaft über die Winterpause nichts Grundlegendes geändert hat. Mit Serey Die hat der FCB einen wertvollen Spieler dazu bekommen, der in der Rolle eines sogenannten Doppelsechsers (diesmal an der Seite von Cabral) einen riesigen Radius zog und die gewünschte Stabilität im Zentrum herstellte. Fabian Frei agierte ebenfalls mit einem grossen Laufpensum, und die Positionswechsel ergeben das, was sich Yakin stets wünscht: ein variables, flexibles Spiel.

Mehr darf offensiv von den Aussenverteidigern kommen, die ganz offensichtlich auf ihr defensives Gewissen eingeschworen worden waren. Mit dem Resultat, dass die Basler keine einzige Möglichkeit der Gäste zuliessen. Ein Schuss Laffertys zwei Meter vorbei am Kasten des beschäftigungslosen Yann Sommer – das war es dann auch schon.

Das Zeichen an die Konkurrenz

Aus dieser Spielanlage des FCB heraus resultierten, wie Fabian Frei meinte, «Sachen, von denen wir selber nicht wissen, warum sie geklappt haben». Und weil dieses 3:0 gegen einen direkten Konkurrenen im Titelrennen vielleicht mehr ist, als man zu Beginn der zweiten Saisonhälfte erwarten durfte, zumal nach einer Vorbereitung, die durchwachsen war, wertete Frei das Ergebnis auch als «Zeichen an die anderen».

Erster Adressat ist Tabellenführer GC, der das 1:0 in Genf teuer bezahlt hat mit der Verletzung von Vero Salatic. Und so werden die Grasshoppers in 14 Tagen elementar geschwächt zum Gipfeltreffen nach Basel kommen – egal, ob sie bis dahin noch eine Notverpflichtung vornehmen. Dem FCB steht nach dem Europacup-Hinspiel gegen Dnipro Dnipropetrowsk am Donnerstag (21.05 Uhr) drei Tage später noch der Match in Lausanne bevor. «Wir haben vor jedem Gegner Respekt», sagt Murat Yakin, «und für uns ist jedes Spiel wie ein Cupfinal – und so gehen wir sie auch an.»

Die Tore im Zusammenschnitt beim SRF

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Super League, 19. Runde

FC Basel–FC Sion 3:0 (3:0)
St.-Jakob-Park. – 24’265 Zuschauer. – SR Studer.

Tore:
45. Streller 1:0 (eine Flanke von Serey Die unterläuft Adailton; Streller lässt den Ball von der Brust abtropfen und trifft mit links aus sechs Metern).
52. Salah 2:0 (mit einem Pass Stockers in die Tiefe umkurvt Salah Torhüter Vanins und netzt aus zwei Metern mühelos mit links ein).
58. Stocker 3:0 (Streller findet Stocker mit gefühlvollem Pass völlig freistehend und der hebt mit ebensoviel Gefühl aus zehn Metern den Ball an Vanins vorbei ins Tor).

Verwarnungen: 44. Gattuso (Foul, P. Degen), 50. Dingsdag (Unsportlichkeit; im nächsten Spiel gesperrt), 50. P. Degen (Unsportlichkeit), 57. Fernandes (Foul), 64. Ndjeng (Foul).

FCB (4-2-3-1): Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Park; Serey Die (74. Elneny), Cabral; D. Degen (46. Salah), F. Frei, Stocker (84. Zoua); Streller.
Sion (4-4-2): Vanins; Vanczak (46. Sauthier), Adailton, Dingsdag, Bühler; Fernandes, Gattuso, Basha, Wüthrich (53. Ndjeng); Leo, Lafferty (65. Crettenand).

Bemerkungen: FCB ohne Bobadilla (gesperrt/verletzt), A. Frei (krank), Diaz, Jevtic (beide verletzt). – Sion ohne Margairaz, Yoda (verletzt).


 

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