Nach Absage von Lausanne–FCB: Warum hat die Liga gewartet?

Was jedem klar war, nur der Swiss Football League offenbar nicht, trat am Samstag ein: Die Partie in Lausanne musste abgesagt werden. Dafür tragen FCB und Lausanne am Sonntag ein Testspiel aus (14.00, Schützenmatte).

Was jedem klar war, nur der Swiss Football League offenbar nicht, trat am Samstag ein: Die Partie in Lausanne musste abgesagt werden. Dafür tragen FCB und Lausanne am Sonntag ein Testspiel aus (14.00, Schützenmatte).

Um 14.10 Uhr wurde Lausanne-Sport gegen den FC Basel, eine Partie der 20. Runde in der Super League, abgeblasen. Nachdem Alain Bieri den Platz auf der Pontaise begutachtet hatte, rief er die beiden Trainer, Martin Rueda und Heiko Vogel, sowie die beiden Captains, Sébastien Méoli und Marco Streller zu sich in die Kabine und unterrichtete sie von seiner Entscheidung. Nach Bieris Meinung wäre es zu gefährlich gewesen, auf dem gefrorenen Rasen zu spielen, das Gesundheitsrisiko für die Spieler wurde als zu gross erachtet. Das war für alle Anwesenden keine Überraschung und für FCB-Trainer Heiko Vogel eine «absolut richtige und nachvollziehbare Entscheidung».

Lausanne-Sport dagegen machte am Abend mit einem Pressecommuniqué seinem Ärger darüber Luft, dass das Spiel nicht schon am Vortag abgeblasen worden war. Einmal mehr habe die Leitung der Swiss Football League (SFL) ihre «Unfähigkeit bewiesen, sich professionell und effizient zu verhalten».

Der FCB-Tross, am Abend zuvor in die Waadt gereist, hatte sich gleich nach der Spielabsage schleunigst auf den Heimwe gemachtg, um am späten Samstagnachmittag in Basel noch eine kurze Trainingseinheit einzulegen. Und Teammanager Gusti Nussbaumer suchte fieberhaft einen Testspielgegner, damit Vogel sein Team im Wettkampfrhythmus behalten kann. Das wird er nun am Sonntag in einem Freundschaftsmatch auf dem Kunstrasenplatz der Schützenmatte (14.00 Uhr) tun, und das gegen jenes Lausanne, gegen das es am Samstag eigentlich hätte ernst werden sollen. 

Auch für Georg Heitz ist die Absage eine richtige Entscheidung: «Die Gesundheit der Spieler ist höher zu gewichten», sagte der Sportkoordinator des FC Basel. Der Platz im Stade Olympique de la Pontaise war Mitte der Woche vom Schnee geräumt worden. Doch da die Waadtländer – wie auch Sion und das erst zur Euro 2008 gebaute Stade de Genève – über keine Rasenheizung verfügen, präsentierte sich der Winterrasen zwar optisch nicht schlecht, dafür aber an der Oberfläche pickelhart gefroren.

FCB am Donnerstag in Bern

Routinier Benjamin Huggel hatte schon am Freitag, vor der Abreise nach Lausanne, moniert, dass ein Spiel auf solchen Terrain unvorstellbar für ihn sei. Captain Marco Streller sagte tags darauf nach Bieris Absage: «Ich begrüsse den Entscheid des Schiedsrichters sehr. Dieses Terrain wäre unbespielbar gewesen, darüber waren sich alle einig. Der Schiedsrichter wollte die Verantwortung für mögliche Verletzungen auf diesem hart gefrorenen Boden zurecht nicht übernehmen.»

Obwohl der Rhythmus unterbrochen wurde, glaubt Streller: «Gegen YB werden wir auf jeden Fall bereit sein.» Am Donnerstag tritt der FCB in Bern an, eine Partie, die auch schon mehrfach verschoben wurde. Mit Rücksicht auf den FCB und die Champions League (am Mittwoch gegen Bayern München), hatte die SFL die Partie nicht am Sonntag, sondern am Samstag ansetzen wollen. Das ging nicht, weil der SC Bern diesen Termin bereits belegt hatte. Der Freitag musste nachträglich auch gestrichen werden, weil im Einkaufszentrum des Stade de Suisse verkaufsoffener Abend ist und erneut zu grosse sicherheitstechnische Bedenken geäussert wurden.

In Lausanne sagte Georg Heitz am Samstag: «Man hätte nicht von irregulär sprechen können. Es ist eher die Verletzungsgefahr, die zur Absage geführt hat.» Das hätte man auch schon vor 14.10 Uhr wissen können, zum Beispiel am Freitagnachmittag, als der Platz letztmals von der Liga inspiziert worden war. An den Witterungsverhältnissen änderte sich nichts mehr, und am aufgewühlten Genfersee pfiff gestern wie von den Wetterfröschen vorhergesagt bei nahezu wolkenlosem Himmel eine beissende Bise mit Spitzenböen bis zu 70 Stundenkilometern, die die Minusgrade noch unangenehmer machte. Zum reinen Vergnügen wäre die Partie Lausanne–Basel in keinem Fall geworden.

Die SFL muss sich Fragen gefallen lassen

Die Swiss Football League muss sich die Frage gefallen lassen, warum die Partie nicht früher abgesagt wurde – nicht zuletzt auch im Sinn der Zuschauer, vor allem der Gästefans. «Das war absehbar», sagt Vogel, Streller findet es «ein bisschen seltsam, dass der Entscheid so spät gefällt wurde», und Heitz meint: «Natürlich kann man das Verfahren hinterfragen.»

Liga-Manager Edmond Isoz hatte sich am Freitag noch auf den Standpunkt gestellt, dass es kein Problem sei, in Lausanne zu spielen. Zweimal, am Mittwoch und am Freitag, hatte die Liga den Platz auf der Pontaise anschauen lassen – von einem anderen Super-League-Schiedsrichter, Stephan Studer, «einem unserer Besten», wie Isoz  – durchaus nicht übertrieben – gegenüber der TagesWoche sagte.

Wie auch immer: Am Samstag, rund 20 Stunden nach der letzten Begutachtung durch Studer, kam Alain Bieri 90 Minuten vor dem auf 15.30 Uhr vorgezogenen Anpfiff dann allerdings zu einer ganz anderen Beurteilung. «Das liegt in seiner Kompetenz», erläutert Isoz, «er muss die Verantwortung für die Spieler tragen.»

FCB-Fans schon kurz vor dem Stadion

Unter den speziellen Wetterverhältnissen in diesem Februar ist die Schweiz nicht das einzige Land in Mitteleuropa, das von kurzfristigen Spielabsagen betroffen ist. «Für die Fans ist das natürlich unangenehm», so Isoz. Rund 300 FCB-Anhänger, die mit einem Extrazug der SBB nach Lausanne gereist waren, befanden sich zum Zeitpunkt der Absage bereits auf dem Fussmarsch vom Bahnhof den Hügel hinauf zur Pontaise.

Auf der Homepage der Swiss Football League war zu diesem Zeitpunkt hinter der Partie Lausanne–Basel lediglich ein «V» vermerkt, was deshalb missverständlich war, weil die Anstosszeit Mitte der Woche von 17.45 auf 15.30 Uhr verlegt worden war. Die Absage verbreitete  sich am schnellsten via Webseite des FCB und über die Social-Media-Kanäle. Rasch genug jedenfalls, so dass die FCB-Fans noch vor dem Erreichen des Stadions auf dem Absatz kehrt machten. Gegen 15.00 Uhr konnten sie den Extrazug retour besteigen.

Schwierige Terminsuche

Einen Nachholtermin zu finden, wird nicht einfach werden. Zwei Daten sind durch Champions League (22. Februar: FCB-Bayern München) und Nationalmannschaft (29. Februar: Schweiz–Argentinien) blockiert. Die erste März-Woche käme als Ausweichtermin in Frage, in der zweiten spielt der FCB sein Rückspiel in München und wiederum eine Woche darauf gegen Lausanne – im Cup-Viertelfinal in Basel. Somit ist auch schon klar, dass der 11. April ausscheidet, weil dann der Sieger jener Partie in den Cup-Halbfinals stehen wird.

«Wir werden das sicher nicht in den nächsten Tagen entscheiden», sagt Isoz zur Terminsuche. Was der Seniormanager der SFL auf jeden Fall vermeiden will: irgendeine Benachteiligung des FC Basel, der als einziges Super-League-Team auf drei Hochzeiten tanzt.

Thun und Luzern unentschieden

Im verbliebenen Samstagsspiel trennten sich der FC Thun und der Tabellenzweite FC Luzern nach Toren von Marco Schneuwly für die Gastgeber (72.) und Nico Siegrist für die Gäste vier Minuten später mit 1:1 vor 3872 Zuschauern. Heute (16.00 Uhr) empfängt Sion die Young Boys und in Zürich steigt das 228. Derby, das erste nach dem aufgrund von Ausschreitungen abgebrochenen Spiel der beiden Stadtrivalen im Oktober.

 

Die Tweets zur Spielabsage in Lausanne

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Artikelgeschichte

Um 22 Uhr mit dem Communiqué von Lausanne-Sport ergänzt.

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