Neun Tipps, damit Ihre WM-Bewerbung wie geschmiert läuft (und ein paar, die zuletzt nicht geholfen haben)

Sie hätten gerne eine Fussball-Weltmeisterschaft in Ihrem Land? Wir haben ein paar Tipps, die bei Ihrer Bewerbung helfen. Angeleitet wurden wir vom Statement des Ethik-Komitees des Weltfussballverbands Fifa.

FILE - In this Thursday, Dec 2, 2010 file photo delegates from Qatar celebrate beside FIFA President Joseph Blatter, right, after winning hosting the 2022 Soccer World Cup, in Zurich, Switzerland. FIFA has cleared Russia and Qatar of any wrongdoing in their winning bids for the next two World Cups. (AP Photo/Keystone, Walter Bieri, File) (Bild: Keystone/Walter Bieri)

Sie hätten gerne eine Fussball-Weltmeisterschaft in Ihrem Land? Wir haben ein paar Tipps, die bei Ihrer Bewerbung helfen. Angeleitet wurden wir vom Statement des Ethik-Komitees des Weltfussballverbands Fifa.

Was sollten Sie beherzigen, um bei der Bewerbung für die Austragung einer Fussball-Weltmeisterschaft tun und lassen zu können, was Sie wollen – ohne danach zur Verantwortung gezogen zu werden? Das Statement des Fifa-Ethik-Komitees zu den Vergaben der Endrunden nach Russland und Katar, das am Donnerstag veröffentlicht wurde, gibt ein paar wichtige Hinweise. Wir fassen die wichtigsten gerne für Sie zusammen.

1. PC-Leasing!

Kaufen Sie keine Computer. Leasen Sie stattdessen die Rechner, die Sie während der Bewerbungsphase gebrauchen. Geben Sie die Computer nach erfolgreicher Bewerbung sofort zurück und lassen Sie sie durch den Besitzer vernichten. Damit ist es extrem unwahrscheinlich, dass per Zufall irgendwelche belastenden Dokumente auf einer Harddisk auftauchen. Erfolgreich vorgeführt vom russischen Bewerbungs-Komitee, das so die Fifa-Untersuchung leider nicht weiter unterstützen konnte.



Gerne hätte Russland die Computer, die während der Bewerbungsphase verwendet wurden, der Fifa-Ermittlungsbehörde zur Verfügung gestellt.

Gerne hätte Russland die Computer, die während der Bewerbungsphase verwendet wurden, der Fifa-Ermittlungsbehörde zur Verfügung gestellt. (Bild: Tim Sheerman-Chase)

2. Google!

Lassen Sie Ihre Mails via Gmail laufen, melden  Ihre Konten dann ab und geben dafür der Fifa an, dass Google leider nicht geantwortet hat, als Sie alte Mails wieder aufrufen wollten. Die Fifa wird sich damit zufrieden geben. Erfolgreich vorgeführt vom russischen Bewerbungs-Komitee.

3. Stimmentausch!

Treffen Sie Abmachungen, in denen Sie Ihre Stimme im Tausch gegen die Stimme einer anderen Bewerbung anbieten. Aber nur mündlich. Dann befindet die Fifa, es gebe keine Beweise für die Abmachungen, auch wenn die andere Seite sogar geständig ist. Erfolgreich vorgeführt von der russischen Bewerbung, die mit Japan einen Stimmentausch abgemacht hatte, aber natürlich nicht mehr dazu steht.

4. Reden – aber nicht darüber sprechen!

Treffen Sie ruhig andauernd Mitglieder des Fifa-Exekutiv-Komitees, das über die Vergabe der WM befindet. Foutieren Sie sich darum, dass diese Treffen gemäss Fifa-Regeln im Vorfeld angemeldet werden müssen. Melden Sie drei Treffen reglementskonform im Voraus, den Rest aber erst im Nachhinein oder überhaupt nicht. Die Fifa findet das zwar nicht nett, wird Sie deswegen aber nicht gleich bestrafen. Erfolgreich vorgeführt vom russischen Bewerbungs-Komitee.

5. Unübersichtliche Abrechnungen!

Sponsern Sie ganz offiziell den Anlass eines Kontinental-Verbandes, an dem Sie Werbung für Ihr Land machen können. Bezahlen Sie so viel und mit so unübersichtlicher Rechnungsführung, dass später niemand mehr genau sagen kann, wessen Geld wo, wann und vor allem bei wem gelandet ist. Erfolgreich vorgeführt von Katars Bewerbungs-Komitee, das eine Versammlung des Afrikanischen Fussballverbandes (CAF) mit circa 1,8 Millionen Dollar sponserte (eine genauere Zahl ist bei diesen Abrechnungen nicht zu bekommen).

6. Freundschaftsspiele!

Nutzen Sie die Gelegenheit, auf Ihrem Grund und Boden Freundschaftsspiele zweier anderer Nationalteams auszutragen und dabei die beiden teilnehmenden nationalen Verbände gut zu bezahlen. Merkwürdige Abrechnungen sind in der Folge kein Problem für die Fifa, wenn das Freundschaftsspiel von einer «Privatperson» organisiert wurde. Erfolgreich vorgeführt von Katars Bewerbungs-Komitee bei einem Testspiel zwischen Brasilien und Argentinien in Doha am 17. November 2010.

7. Privatpersonen!

Lassen Sie überhaupt das Geld über Menschen laufen, die offiziell nichts mit Ihrer Bewerbung zu tun haben. Erfolgreich vorgeführt von Katars Bewerbungs-Komitee, das alle Zahlungen, die wie Bestechungen aussehen könnten, von «Privatpersonen» ausführen liess. Dann sind die Gelder für die Fifa nicht mehr relevant.

8. Noch mehr Privatpersonen!

Lassen Sie ruhig dubiose Berater für Sie arbeiten. Geben Sie diesen aber keine richtigen – oder bloss schwer zu durchschauende – Verträge, dann geht das für die Fifa schon in Ordnung. Erfolgreich vorgeführt von Katars Bewerbungs-Komitee, das mit zwei Beratern gearbeitet hat, die Fifa-Ethik-Regeln gebrochen haben dürften, dafür aber scheinbar nicht belangt werden können, weil sie keine offizielle Anstellung im Weltfussball haben.

9. Ganz viele Privatpersonen!

Schmieren sie ein bereits verurteiltes Mitglied des Fifa-Wahlgremiums, damit dieses gegen die eigene Sperre Berufung einlegt. Verhindern Sie damit, dass der Verband, der durch das gesperrte Exekutiv-Mitglied vertreten werden sollte, einen Ersatz in die Exekutive entsenden kann. Und unterbinden Sie so eine garantierte Stimme für einen direkten Konkurrenten bei der WM-Vergabe. Lassen Sie das alles durch einen Privatmann machen und Sie werden nicht belangt. Erfolgreich vorgeführt von Katar, wo Privatmann Mohamed Bin Hammam dem gesperrten Vertreter Ozeaniens die Rechtsvertretung bezahlte, damit dieser seinen Platz nicht rechtzeitig vor der WM-Vergabe für einen Nachfolger frei machte. So war Ozeanien nicht stimmberechtigt – womit Australien bei der WM-Vergabe eine Stimme weniger hatte. Für die Fifa ein Problem – aber «kein gravierendes».



Mohamed Bin Hammam mag aus Katar stammen. Wenn er jemanden schmiert, tut er das aber jeweils als Privatmann. Logisch.

Mohamed Bin Hammam mag aus Katar stammen. Wenn er jemanden schmiert, tut er das aber jeweils als Privatmann. Logisch. (Bild: Keystone/Steffen Schmidt )

Andere Tipps, die zuletzt leider nicht geklappt haben

Natürlich ist das nicht alles, was Sie unternehmen können, ohne dass die Fifa wirklich einschreitet. Folgende Tipps allerdings sind mit dem Makel behaftet, dass die Nationen, die sie angewandt haben, zuletzt leer ausgegangen sind. Lesenswert sind sie trotzdem:

  • Verschaffen Sie einem Bekannten eines hohen Fifa-Tiers eine Arbeitsbewilligung in Ihrem Land (versucht von England). 
  • Bezahlen Sie 55’000 Dollar für ein Gala-Dinner des Karibischen Fussballverbandes (England).
  • Bezahlen Sie der U20 von Trinidad und Tobago ein Trainingslager (England).
  • Versprechen Sie Ozeanien eine Vorzugsbehandlung bei der Verteilung von Fussball-Fördergeldern (England).
  • Beschenken Sie Fifa-Offizielle und deren Frauen mit Geschenken im Wert von 700 bis 2000 Dollar (Japan).
  • Versprechen Sie, Ihr Land werde 777 Millionen Dollar (!) in einen «Weltweiten Fussball Fonds» einzahlen. Die Verteilung würden Sie natürlich den Kontinentalverbänden überlassen (Südkorea).
  • Versuchen Sie, Entwicklungsgelder, die die Regierung Ihres Landes für bestehende Entwicklungsprojekte gesprochen hat, so umzuleiten, dass nur noch afrikanische Länder profitieren, aus denen Exekutiv-Mitglieder der Fifa stammen (Australien).
  • Bezahlen Sie Geld an die Nord und Zentralamerikanische Fussballföderation (Concacaf) – und lassen Sie zu dass sich dieses Geld irgendwie mit dem Privatbesitz des Concacaf-Präsidenten Jack Warner «vermischt» (Australien).



Schwierig, all diese Konten auseinander zu halten. Kein Wunder, vermischte sich bei Jack Warner Privatvermögen mit Geldern, die an den Mittelamerikanisschen Verband geflossen waren.

Schwierig, all diese Konten auseinander zu halten. Kein Wunder, vermischte sich bei Jack Warner Privatvermögen mit Geldern, die an den Mittelamerikanisschen Verband geflossen waren. (Bild: AP Photo/Shirley Bahadur)

Zum Schluss ein Tipp für Bescheuerte

  • Versuchen Sie, ohne gröbere Sauereien durch das Wahlprozedere zu kommen. Vorteil: Die Fifa wird leicht erstaunt feststellen, dass es bei Ihnen gar keine Hinweise auf Korruption und Wahlbetrug gibt. Nachteil: Sie haben keine Chance, jemals eine WM zu bekommen (versucht von Belgien/Holland).

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