Nicht einmal der Teufelskerl und die Sambakapelle können den RTV retten

Der Abstieg des RTV Basel ist besiegelt. Er verliert gegen Gossau trotz einer Prachtsleistung des reaktivierten Pascal Stauber, trotz brasilianischer Perkussionsgruppe und trotz der pathetischen Laune des DJs in einem bis fast auf den letzten Platz gefüllten Rankhof. Unser Fazit: ein Wahnsinnsabend, den man gerne nochmals erleben würde.

Der Basler Dick Hylken verbirgt sein Gesicht nach dem Spiel der Abstiegsrunde der Handball Nationalliga A Meisterschaft der Swiss Handball League zwischen dem RTV Basel und dem TSV Fortitudo Gossau, in der Sporthalle Rankhof in Basel, am Mittwoch, 26. April 2017. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Der Abstieg des RTV Basel ist besiegelt. Er verliert gegen Gossau trotz einer Prachtsleistung des reaktivierten Pascal Stauber, trotz brasilianischer Perkussionsgruppe und trotz der pathetischen Laune des DJs in einem bis fast auf den letzten Platz gefüllten Rankhof. Unser Fazit: ein Wahnsinnsabend, den man gerne nochmals erleben würde.

15 Franken haben wir bezahlt, um das Spiel zwischen dem RTV Basel und Fortitudo Gossau im Rankhof zu sehen. Und jeder dieser Franken war an diesem Mittwochabend bestens investiert. Was die Basler und die Ostschweizer boten, war feinste Unterhaltungskost für die Region Basel, die sich in diesen Tagen bekanntlich über fehlende Spannung in der Mutter aller Sportarten beschwert.

Bevor wir miterlebten, wie der RTV am Ende mit einer 28:30-Niederlage in die Nationalliga B absteigt, betraten wir hinter drei Bussen den Rankhof. In diesen hatten die Gossauer eine feine Anhängerschaft mobilisiert. Und weil der RTV seine Fans ebenso erfolgreich aufgeboten hatte, erweiterte er kurzerhand die Sitzgelegenheiten:

Diese Gegentribüne füllte sich bis zum Anpfiff fast ganz. Die Haupttribüne war ohnehin bis auf den letzten Platz besetzt. Und in einer kleinen Ecke installierten sich ebenda die Gossauer, um ihrer Mannschaft bei der Mission Ligaerhalt beizustehen.

In dieser Halle stand der RTV schliesslich als Absteiger fest. Auch weil er den Eingang in die Partie nicht gefunden hatte – und die Emotionen gleich zu Beginn schon mit den Akteuren durchgingen.

Schnell lagen die Basler mit mehreren Toren zurück. Der Trainer war gefordert. Aber doch nicht so!

Schon nach wenigen Minuten war allen in der Halle also klar: Das hier würde ein wilder Abend werden. Ein Abend der überschäumenden Gefühlsausbrüche, ein Abend wie gemacht für Pascal Stauber.

Und der vielleicht emotionalste Torhüter der Basler Handballgeschichte machte seine Sache ausserordentlich gut:

Mehrere Schüsse parierte der Gymnasiallehrer in Folge. Die Zuschauer tobten, und längst freute sich jeder in der Halle über einen positiven Return of Investment, wenn er an seine 15 Franken Eintritt dachte.

Wir gehörten ebenso zu den Erfreuten. Auch wenn wir gestehen, dass wir ein wenig überrascht wurden von der Lautstärke. Sind wir uns einfach nicht mehr gewohnt.

Mit einem 14:15-Rückstand gingen die Teams in die Pause. Und die Zuschauer an die frische Luft, in der die verlockenden Düfte gebratener Würste lagen, und der Rauch eines Publikums, das der Zigarette trotz Nähe zum Sport nicht abgeneigt war.

Nach 15 Minuten wärmten sich die Spieler in aller Eile für den zweiten Durchgang auf. Die einen mit ganz eigenen Methoden, was sich sogleich auszahlte:

Die Teams hangelten sich durch die zweite Halbzeit. Der Score immer knapp. Die Basler lagen zwar nie in Führung, aber mehrmals glichen sie aus, was die Stimmung in der Halle immer wieder von Neuem anheizte:

Doch während die Gossauer so langsam aber sicher darüber nachdenken durften, dass es möglicherweise zum Erfolg reichen würde, wurde es für den RTV immer enger und enger. Kunstgriffe des Trainers waren gefragt: Routine ersetzte Jugend.

Die Einwechslung des Dienstältesten zahlte sich aus. Noch immer wendig, noch immer torgefährlich, setzte Stamenov neue Impulse. Allein, das reichte noch immer nicht – und der nächste Kniff war nicht weit:

Stauber war reaktiviert worden und zog einen feinen Abend ein. Ein anderer Handball-Pensionär kam auf weniger Spielzeit, hatte aber dennoch seine Rolle:

Irgendwann merkte auch die brasilianische Perkussionsgruppe, dass die Geschichte gelaufen war. Sie stellte den Betrieb ein, was bei einem die Emotionen jedoch nicht dämpfte:

Das wars. Der RTV spielt nächste Saison in der Nationalliga B. Ein Rückschritt für die Handballregion Basel, die vieles einem Mann zu verdanken hat:

Ich schliesse mich Kollege Beck an. Ein Wahnsinnsabend im Rankhof, den man gerne in der Barrage nochmals erlebt hätte.

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