Normalerweise kommt alles Gute von oben – André Schubert erlöst Gladbach von unten

Borussia Mönchengladbach bleibt seiner Linie treu und überrascht erneut: Der Bundesligist und Champions-League-Teilnehmer verpflichtet Interimstrainer André Schubert gleich bis 2017. Granit Xhaka wird sich freuen.

Moenchengladbach's coach Andre Schubert looks up prior to a German Bundesliga soccer match between Eintracht Frankfurt and Borussia Moenchengladbach in Frankfurt, Germany, Saturday, Oct. 17, 2015. (AP Photo/Michael Probst)

(Bild: MICHAEL PROBST)

Borussia Mönchengladbach bleibt seiner Linie treu und überrascht erneut: Der Bundesligist und Champions-League-Teilnehmer verpflichtet Interimstrainer André Schubert gleich bis 2017. Granit Xhaka wird sich freuen.

Ein fester Bestandteil des Fussballs ist das Phänomen des Seriellen, schliesslich hat jede Saison den Charakter einer langen, aufregenden Fortsetzungsgeschichte. Es gibt Erfolgs- und Misserfolgsserien und neuerdings auch eine hübsche Sequenz aus Trainerspitznamen.

Vor fünf Wochen präsentierte sich Jürgen Klopp als «The normal One» beim FC Liverpool, Stefan Effenberg stellte sich in Paderborn als «The new One» vor und André Schubert, Borussia Mönchengladbachs Interimstrainer der vergangenen Wochen, wird schon länger als «The right One» gefeiert. Seit Freitagmorgen hat er diesen Staus nun auch offiziell.

Die Borussia hat den 44-Jährigen mit einem Vertrag bis zum Juni 2017 ausgestattet. Zwar habe er den vormaligen U23-Trainer der Gladbacher «eigentlich nicht im Kopf» gehabt, als er begann, nach geeigneten Kandidaten zu fahnden, erzählte Max Eberl. Aber die Wucht des Erfolges hat zu einem Umdenken geführt. «Durch die Resultate und seine Art und Weise zu arbeiten, erwuchs er als Kandidat im eigenen Haus», erklärte der Sportdirektor am Freitag im Anschluss an das Vormittagstraining.

Der Hype ist Schubert unangenehm

In der Bundesliga ist Schubert weiterhin ungeschlagen. Mit sechs Siegen, einem Unentschieden und mit zum Teil begeisterndem Fussball führte er das Team innerhalb von 46 Tagen vom letzten Tabellenplatz auf Rang sechs. Er hat fast alles richtig gemacht in seiner Rolle als Befreier eines Teams, das unter dem glühenden aber auch anstrengenden Perfektionismus von Lucien Favre die Freude am Spiel verloren hatte.

Als der Beförderte dann selbst vor die wartenden Journalisten trat, sagte er zwar, er freue sich sehr über den neuen Status, erklärte den ganzen Wirbel um seine Person aber erst mal für total übertrieben: «So ein Zirkus wegen einer Unterschrift», spottete er, der Hype des Bundesligaalltags ist ihm immer noch irgendwie fremd. Aber natürlich ist das Theater keineswegs übertrieben, denn Eberl hat mit den anderen Mitgliedern der Clubführung eine Entscheidung von weitreichender Bedeutung getroffen. Bemerkenswert ist, dass Schubert einen Vertrag erhält, der bis zum Sommer 2017 läuft, also über die laufende Saison hinaus. Das ist ein grosser Vertrauensbeweis.

Der Vertrag bis 2017 ist ein grosser Vertrauensbeweis, auch wenn Schubert es etwas viel «Zirkus wegen einer Unterschrift» ist.

In der jüngeren Vergangenheit gab es keinen ambitionierten Spitzenclub, der solch einen eher namenlosen Fussballlehrer mit einem ähnlich langfristigen Cheftrainervertrag ausgestattet hat. Eberl hätte den Kontrakt ja auch bis zum Saisonende befristen können, vielleicht mit einer mündlich abgesprochenen Perspektive darüber hinaus, sofern die positiven Eindrücke dieser ersten Wochen sich bestätigen. Denn noch ist unklar, wie Schubert sich in schwierigen Phasen verhält, wenn er mit öffentlicher Kritik und vielleicht auch mit Widerständen aus der Mannschaft konfrontiert wird.

Beim FC St. Pauli, wo er seine bisher einzige Profimannschaft trainierte, hat er auf dieser Ebene viel falsch gemacht. Aber er hat immer betont, aus seinen Fehlern gelernt zu haben. «Wir wissen, dass unsere Mannschaft bei ihm in guten Händen ist», erklärte Eberl nun, auch, weil Schubert «angedeutet hat, dass er die Mannschaft weiterentwickeln kann.» Fehlern in der Trainerarbeit kann ja auch die Clubführung entgegen wirken. Und während der Zusammenarbeit mit dem schwierigen Lucien Farve haben sie eine grosse Kunstfertigkeit darin entwickelt, den Trainer zu coachen.

Der Mannschaft haben die Verantwortlichen mit dieser Vertragsumwandlung auf jeden Fall einen grossen Gefallen getan. Kapitän Granit Xhaka hat sich zuletzt als engagierter Lobbyist für eine langfristige Zusammenarbeit profiliert und kritische oder zweifelnde Untertöne waren im Zusammenhang mit Schubert aus dem Kader bislang nicht zu hören. «Die Spieler haben gesagt, dass sie ihn verstehen», erzählte Eberl, und jetzt können sie sich alle tatsächlich wieder ganz der Arbeit am Spiel widmen.

Nächster Artikel