Nullnummer im Letzigrund

Trotz Überlegenheit und klarem Chancenplus muss sich der FC Basel im Letzigrund mit einem 0:0 gegen den FC Zürich begnügen. FCB-Goalie Yann Sommer pariert in der ersten Halbzeit einen – umstrittenen – Foulpenalty von Davide Chiumiento.

Der Basler Torhueter Yann Sommer, links, haelt den Penalty des Zuerchers Davide Chiumiento, rechts, beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel am Sonntag, 27. Oktober 2013, im Letzigrund Stadion in Zuerich (Bild: Keystone/WALTER BIERI)

Trotz Überlegenheit und klarem Chancenplus muss sich der FC Basel im Letzigrund mit einem 0:0 gegen den FC Zürich begnügen. FCB-Goalie Yann Sommer pariert in der ersten Halbzeit einen – umstrittenen – Foulpenalty von Davide Chiumiento.

Trainer entwickeln in der Regel immer eine etwas andere Betrachtungsweise zu einem Fussballspiel als der laienhafte Rest der Augenzeugen. Und so war es auch an diesem letzten Oktobersonntag im Letzigrund.

Murat Yakin hatte zwei «sehr offensive» Mannschaften gesehen und einen «unterhaltsamen» Match. Bei letzterem will man dem FCB-Coach gar nicht zu energisch widersprechen, gab es doch eine ganze Reihe von Strafraumszenen und Distanzschüssen. Allerdings eindeutig mehr auf Basler Seite, weshalb man beim FCZ, der sich mit zwei Viererketten vor dem eigenen Strafraum verschanzte, beim besten Willen nicht von einer offensiven Marschroute sprechen kann.

Im Gegenteil: Selten hat man den FCZ im eigenen Stadion so mutlos gesehen, zumal im Klassiker gegen den alten Rivalen aus Basel. Und zumal diese Basler nach gutem Beginn den Faden verloren hatten Mitte der ersten Halbzeit.

Der fragwürdige Penalty

Es war eine strittige Entscheidung von Schiedsrichter Stephan Studer, die die Lebensgeister beim FCZ weckte und gleichzeitig Verunsicherung in den FCB-Reihen hervorrief. Der Elfmeterpfiff bei Fabian Freis Intervention gegen Davide Mariani war schon deshalb «fragwürdig» (Yakin), weil Studer offensichtlich im ersten Augenblick nicht wusste, auf was er nun genau entscheiden wollte.

Es ging um Zentimeter bei der Beurteilung, ob Freis Aktion inner- oder ausserhalb des Strafraums stattfand, diskussionswürdig ist zudem, ob Rikan den Elfmeter nicht all zu plump gesucht hat. Nach kurzem Zögern deutete Studer jedenfalls auf den Penaltypunkt.

Davide Chiumiento trat an, fand in dem als Elfmetertöter bekannten Yann Sommer seinen Meister und nach dem Spiel das alles «sehr frustrierend».

Yakin ausnahmsweise mit Remis zufrieden

Eingedenk dieser und zwei, drei weiteren Paraden bei den (wenigen) Zürcher Chancen hob Yakin seinen Schlussmann hervor («Er hat uns im Spiel gehalten») und machte unter dem Strich die Ausnahme von der Regel: «Als FCB darf man nie mit einem Unentschieden zufrieden sein. Heute sind wir es.»

Mit der Nullnummer im Letzigrund baut der FCB seine Führung in der Super League sogar auf vier Punkte aus, weil GC in Sion 0:2 unterliegt. Am Mittwoch, im nachzutragenden Zürcher Derby, kann der FCZ mit einem Sieg den Vier-Punkte-Vorsprung der Basler gar zementieren. Ein wenig mehr Courage als gegen den FCB wird dazu jedoch nötig sein.

Mit Zürichs Zauber war es nicht weit her

Bevor dieser FCB im Letzigrund in Bedrängnis kam, hätte er längst führen können. Matias Delgados abgefälschter Weitschuss an den Pfosten in der 15. Minute war bereits die dritte gute Basler Gelegenheit. Im Anschluss an die Penaltysituation nahm sich der Meister eine Auszeit bis zur Pause, unterbrochen nur von einer exzellenten Kopfballmöglichkeit für Fabian Schär (37.).

Mit dem Zürcher (Konterfussball-)Zauber war es vor 11’778 Zuschauern aber nicht weit her. Nach dem Seitenwechsel übernahmen die Gäste das Spieldiktat wieder bei gefühlten 70 Prozent Ballbesitz, ohne aber die ganz grossen, ganz klaren Chancen herauszuspielen.

Ausnahmen waren der Fallrückzieher Marco Strellers, der auf den Oberschenkel von Goalie Andres Malloth klatschte (69.), ein Kopfball(!)-Tor von Marcelo Diaz, das wegen einer Abseitsstellung im kaum mehr wahrnehmbaren Bereich keine Anerkennung fand (62.), und dazu ein halbes Dutzend Distanzschüsse, an denen sich auch untaugliche Kandidaten wie Geoffroy Serey Die oder Taulant Xhaka beteiligten.

Dem Debütanten Malloth eingeheizt

Die Massgabe beim FCB schien klar: Malloth, in der Vorwoche in Aarau ins kalte Wasser geworfen und untergegangen, sollte bei seinem Startelf-Debüt eingeheizt werden. Der knapp 21-Jährige bestand die Prüfung auf Herz, Nieren und seine Fangqualitäten trotz kleinerer Unsicherheiten und bekam von seinem Trainer ein «Riesenkompliment». Urs Meier freute sich über das dritte Nullzunull dieser Saison und meinte zu Malloth: «Ich hatte Vertrauen in ihn – auch wenn das keiner ernst genommen hat.»

Am Ende blieben Zürcher zurück, die sich wie Urs Meier dafür auf die Schulter klopften, gegen den «grossen Leader», wie er Basel nennt, bereits den vierten Punkt geholt zu haben. Chiumiento dagegen ging in Sack und Asche («Ich habe alles falsch gemacht») und rief die miserable Heimbilanz in Erinnerung (ein Sieg in sieben Spielen inklusive Europacup): «Daheim muss man mehr verlangen von uns. Dann wären gegen Basel auch 5000, 6000 Leute mehr da gewesen. Dafür müssen wir die Verantwortung übernehmen.»

Stocker: «Es fehlte der letzte Zwick»

Ein zupackenderer FC Basel hätte diesen FCZ besiegt, dem es an Stilsicherheit und Selbstvertrauen aus nachvollziehbaren Gründen fehlt. Für die Vorstellung der Basler in einer auf bescheidenem Super-League-Niveau geführten Partie fand Valentin Stocker eine treffende Einschätzung: «Im Vergleich zum St.-Gallen-Spiel hat uns ein wenig der letzte Zwick gefehlt. Das ist vielleicht auch verständlich, wenn man unser Programm anschaut.»

Seinem Kollegen im Tor mochte er die Beschäftigung von Herzen gönnen: «Es ist auch schön für Yann, durfte er mal ein paar Bälle halten. In den letzten Spielen hatte er ja höchstens den Ball aus dem Netz zu holen, und wir haben vorne ein paar Tore geschossen.»

 

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