Nur 1:1 bei Maccabi – die Champions League ist für den FCB geplatzt

Der FC Basel scheitert in den Playoffs an Maccabi Tel Aviv. Ein Freistosstor von Luca Zuffi zur frühen Führung ist zu wenig, weil Eran Zahavi, schon beim 2:2 in Basel Doppeltorschütze, erneut trifft. Mit dem 1:1 zieht der israelische Meister aufgrund der Auswärtstorregel nach elf Jahren wieder in die Champions League ein, und der FCB wird am Freitag seine Gegner in der Europa League erfahren.

Der FC Basel scheitert in den Playoffs an Maccabi Tel Aviv. Ein Freistosstor von Luca Zuffi zur frühen Führung ist zu wenig, weil Eran Zahavi, schon beim 2:2 in Basel Doppeltorschütze, erneut trifft. Mit dem 1:1 zieht der israelische Meister aufgrund der Auswärtstorregel nach elf Jahren wieder in die Champions League ein, und der FCB wird am Freitag seine Gegner in der Europa League erfahren.

«Schlussendlich haben wir über zwei Spiele kein Rezept gefunden, um uns für die Champions League zu qualifizieren.» Diese bitterte Erkentnis, ausgesprochen von Trainer Urs Fischer, steht hinter einem Playoff-Duell, bei dem der FC Basel von der erstaunlichen Effizienz von Maccabi Tel Aviv und Eran Zahavi überwunden wurde. 

Dabei hätte das Rückspiel mit der frühen Führung gar nicht besser beginnen können für die Basler. Urs Fischer hatte nicht ganz unerwartet Routinier Walter Samuel anstelle von Daniel Hoegh in die Innenverteidigung beordert, und im Vergleich zum Hinspiel begannen Taulant Xhaka und Davide Calla für die verletzten Matias Delgado und Marc Janko.

Das Spiel glich dem vor einer Woche in Basel aufs Haar: Maccabi abwartend, der FC Basel überlegen. Und den infernalischen Lärm im mit knapp 12’000 Zuschauern vollbesetzten Bloomfield Stadium pegelte der FCB schnell herunter. Nosakhare Igiebor brachte Birkir Bjarnason zu Fall, und aus rund 25 Metern nahm Luca Zuffi Mass: Sein Freistoss klatschte vom Innenpfosten ins Netz. Ein Traumtor, mit dem der FCB alle Vorteile auf seine Seite hatte.



FC Basel players celebrate scoring a first goal during the UEFA Champions League play-off round second leg soccer match between Switzerland's FC Basel and Israel's Maccabi Tel Aviv FC in Bloomfield stadium in Tel Aviv, Israel, Tuesday, Aug. 25, 2015 . (AP Photo/Ariel Schalit)

Der FCB feiert das fantastische Freistosstor von Luca Zuffi (Zweiter von rechts) zur frühen Führung im Bloomfield Stadium. (Bild: Keystone/ARIEL SCHALIT)

Dem israelischen Meister reichte allerdings wie schon in der Vorwoche seine erste gute offensive Aktion, um zu seinem Treffer zu kommen. Der Serbe Nikola Mitrovic, der einzige neue Spieler, den sein Landsmann, Trainer Slavisa Jokanovic, im Vergleich zum Spiel in Basel gebracht hatte, spielte in der 24. Minute einen Ball in die Tiefe, Walter Samuel konnte das Tempo von Eran Zahavi nicht aufnehmen, und der israelische Nationalspieler vollendete volley aus vollem Lauf zum Ausgleich.

Eran Zahavi – der Schrecken des FC Basel

Ganz abgesehen davon, was dem FCB an Ruhm und Geld flöten geht: Wie er fussballerisch am deutlich niedriger dotierten Gegner (Basel auf Platz 16 des Uefa-Rankings; Maccabi auf Platz 99) scheiterte, ist nicht nur unglücklich: Wie schon im Hinspiel dominierte er auch in Tel Aviv, sprachen alle Indikatoren wie Ballbesitz und Passquote (mit einem Klick zur Tabelle) für den Schweizer Meister. Aber er schaffte es wie schon in Basel nicht, einen Vorsprung zu verwalten und wieder war er nicht in der Lage, den überragenden Spieler Maccabis zu stoppen.

Eran Zahavi, der sein zwölftes Saisontor erzielte, ist mit seiner Effizienz und seinen drei Treffern im Playoff somit zum Schrecken des FCB geworden.

epa04898031 Eran Zahavi of Maccabi Tel Aviv celebrates after scoring the 1-1 goal during the UEFA Champions League play-off round second leg soccer match between Maccabi Tel Aviv FC and FC Basel 1893 at the Bloomfield stadium in Tel Aviv, Israel, 25 August 2015. EPA/ABIR SULTAN

Der herausragende Mann, der Tel Aviv in die Champions League führt: Eran Zahavi, zweifacher Torschütze in Basel und auch im Rückspiel für den Ausgleich verantwortlich. (Bild: Keystone/ABIR SULTAN)

Abgesehen von einer zehnminütigen Phase nach dem Seitenwechsel, als sich Maccabi etwas aus dem Schneckenhaus wagte, war die Partie in Tel Aviv ein Abziehbild des Hinspiels. Basel belagerte den israelischen Strafraum, kam jedoch nicht zu eindeutigen Chancen. Ein Hechtkopfball von Zuffi, der am zweiten Pfosten vorbeistrich, ein Distanzschuss von Xhaka und eine Flanke von Michael Lang, die Juan Pablo im Maccabi-Tor in extremis vor Breel Embolo abwehrte – mehr brachte Rotblau in königlichem Weiss nicht zustande.

Calla: «Müssen uns an die eigene Nase fassen»

Bei allem Basler Übergewicht: Das ordnende Element im mehr und mehr verzweifelt wirkenden Anrennen fehlte. Einzelne, wie Birkir Bjarnason, erzielten überhaupt keine Wirkung, immer wieder wurde es durch das Zentrum versucht, wo sich Maccabi verbarrikadiert hatte und der FCB konzeptionell ratlos wirkte. So machten es die Basler ihren Widersachern zu einfach, ihr Tor erfolgreich zu verteidigen.

«Fussball ist manchmal brutal», sagt Davide Calla zum Ausscheiden, «aber wir müssen uns auch an der eigenen Nase fassen: Wer über 180 Minuten den Gegner dominiert, der muss ihn auch einmal schlagen.» So aber bleibt der FC Basel zwar auch im elften Wettbewerbsspiel der Saison ohne Niederlage, verfehlt mit den beiden Unentschieden gegen Maccabi jedoch sein erstes grosses Saisonziel auf besonders bittere Art und Weise.

Zwei 18-Jährige können es nicht richten

Spät, erst in der 68. Minute, begann Urs Fischer seinem Team frische Kräfte zuzuführen. Am Ende standen in Breel Embolo, der sich stets zwischen zwei, drei Gegenspielern aufrieb, sowie Albian Ajeti zwei 18-Jährige in vorderster Linie. Das war bei allem Talent dann vielleicht zu viel Jugendlichkeit gegen eine ausgebuffte israelische Verteidigung, die den Kampf auf Biegen und Brechen im Höllenlärm des Bloomfield Stadium bestand.

In Klammern die Werte aus dem Hinspiel | Quelle: uefa.com
Die Fakten zum 1:1 des FC Basel bei Maccabi Tel Aviv
 
Maccabi
FCB
Ballbesitz 42% (32%) 58% (68%)
Angriffe 16 (14) 44 (63)
Gelaufene Meter 102’063 (108’577) 104’300 (110’145)
Schüsse 4 (5) 14 (16)
Schüsse auf das Tor 1 (2) 4 (6)
Schüsse daneben 1 (1) 5 (6)
Schüsse abgeblockt 2 (2) 5 (2)
Torhüter-Paraden 8 (9) 2 (2)
Passversuche 286 (254) 485 (741)
Pässe angekommen 198 (178) 371 (666)
Passgenauigkeit 69% (70%) 76% (90%)
Eckbälle 1 (2) 10 (10)
Fouls 8 (11) 11 (8)
Gelbe Karten 1 (2) 4 (2)
Abseits 6 (8) 5 3 (5)

Unter dem Strich darf sich der FC Basel durchaus als die bessere Mannschaft fühlen – «aber dafür können wir uns nichts kaufen», stellt FCB-Sportdirektor Georg Heitz ernüchtert fest. Der FCB war nicht gut genug, um zum siebten Mal in die Gruppenphase der Champions League einzuziehen. Und er traf auf einen Gegner, der ungeachtet der limitierten fussballerischen Mittel einen Tick mehr Leidenschaft in die Waagschale werfen konnte und hungriger nach diesem grossen Erfolg war.

Zweimal sind die Israeli jüngst am FCB im Europacup gescheiterte – umso süsser schmeckt dieser Triumph, der von den Maccabi-Fans frenetisch gefeiert wurde.

Fischer und das Team bestehen die erste Reifeprüfung nicht

FCB-Trainer Urs Fischer, der 2012 mit dem FC Zürich in den Playoffs an Bayern München (0:2, 0:1) abgeprallt war, hat zusammen mit seiner Mannschaft die erste grosse Reifeprüfung nicht bestanden. «Es ist verrückt nach diesen 180 Minuten auszuscheiden, in denen unser Goalie quasi keinen Ball zu halten bekam», sagt Fischer, redet sich die zweite Halbzeit in Tel Aviv aber auch nicht schön: «Irgendwo haben wir den Kopf verloren, wir haben zu viel durch die Mitte gespielt und den Ball vorne nicht behaupten können. Aber die Mannschaft hat alles gegeben und ist brutal bestraft worden.»  

In Basel heisst es nun Wunden lecken. Und kleinere Brötchen backen. Wirtschaftlich trifft das Aus in dieser Qualifikation den Schweizer Branchenriesen allerdings nicht existenziell. «Wir sind solid aufgestellt», sagt Sportdirektor Heitz, «das Finanzielle stand nicht im Vordergund. Schade ist es, dass Mannschaft und Trainer die Bühne Champions League nicht erhalten.»

Die nächste Qualifikation läuft schon – in der heimischen Liga

14 Millionen Euro sind dem FCB allein an Uefa-Prämie in der Königsklasse durch die Lappen gegangen. Nun sind es immerhin noch 6,05 Millionen Euro, die die Europa League zunächst einmal garantiert. Dort kann der FCB eine Gruppe mit Fenerbahçe, der Fiorentina, Liverpool oder Augsburg erwischen, allerdings auch eine mit weitaus weniger zugkräftigen Teams.

Am Freitag nach der Auslosung um 13 Uhr in Monaco weiss der FCB mehr. Und dann kann er sich das «Finale daheim» vornehmen, denn der Sieger der Europa League wird am 18. Mai 2016 im St.-Jakob-Park ermittelt.

Im Vordergrund wird jedoch ab sofort sowieso die Verteidigung des Schweizer Meistertitels stehen, die gleichbedeutend mit einem Direktplatz in die Champions League des kommenden Jahres wäre. Deshalb hat Georg Heitz schon im Vorfeld der Partie von zwei Qualifikationen gesprochen: der kurzen, die für den FCB nun mit einer grossen Enttäischung geendet hat. Und der langen, den 30 verbleibenden Spielen in der Super League.



epa04898132 Basel's Breel Embolo (L) is comforted by team mate Germano Vailati after the UEFA Champions League play-off round second leg soccer match between Maccabi Tel Aviv FC and FC Basel 1893 at the Bloomfield stadium in Tel Aviv, Israel, 25 August 2015. Maccabi Tel Aviv won on away goals. EPA/GEORGIOS KEFALAS

Benötigt Trost: Germano Vailati kümmert sich nach dem Scheitern in Tel Aviv um Breel Embolo. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

liveticker

Vor dem Spiel:

» Entscheidend – aber nicht existentiell: Die Champions League gehört inzwischen zum unausgesprochenen Selbstverständnis des FC Basel. Mit der Europa League will sich aktuell niemand befassen, auch wenn die kleine Schwester der Königsklasse nach dem Resultat im Hinspiel ein durchaus realistisches Szenario ist. » An das negative Szenario will beim FC Basel niemand denken

» Talentiert – aber nicht belastet: Breel Embolo war der herausragende Mann des Hinspiels gegen Maccabi Tel Aviv. Der 18-Jährige wird von Sportchef Georg Heitz und Trainer Urs Fischer gelobt. Beide wollen aber dafür sorgen, dass der junge Mensch ein junger Mensch sein darf. Embolo zuviel aufzubürden erachten Heitz und Fischer als kontraproduktiv. » Breel Embolo soll Spass haben

» Zuversichtlich – aber gewarnt: Im Hinspiel wurde offengelegt, dass Maccabi über eine Mannschaft verfügt, die dem FCB auch ein Unentschieden abringt, wenn der Schweizer Meister dominiert. Fischer, Heitz und Davide Calla sind zwar zuversichtlich für das Rückspiel, allerdings kennen sie auch die Gefahren:

Gefordert – aber nicht gefährdet: In den ersten Minuten schafft es der FC Lugano, dem FCB die eine oder andere Defensivaufgabe zu stellen. Letztendlich setzt sich der Tabellenführer aber problemlos durch, die Hauptprobe gelingt. » Voller Entschlossenheit nach Tel Aviv

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