Manuel Neuer war glücklich über Platz 3, Jogi Löw gewann als Trainer und lobte die Mannschaft. Im Mittelpunkt aber stand beim Ballon d’Or in Zürich Cristiano Ronaldo, derweil die Fifa ihr Herz für freche Journalisten entdeckte.
In gewisser Weise wirkte Manuel Neuer wie ein Fremdkörper. Als gehöre er nicht in diese ganz besondere Nische, in der sich der glanzvollste Teil der Fussballwelt am Montag zur Kür ihres allergrössten Protagonisten traf. Rote Teppiche gehören bekanntlich nicht zum üblichen Terrain der Hauptdarsteller dieses Sports, aber natürlich gibt es auch Leute wie Cristiano Ronaldo, die solche Momente der Selbstinszenierung mögen.
Vielleicht ist diese Vorliebe einer der Gründe, warum der Portugiese mit 37,66 Prozent der Wahlstimmen zum dritten Mal die begehrte Trophäe mit dem Namen Ballon d’Or gewonnen hat. Und nicht der geniale Lionel Messi (15,76) – und auch nicht der grosse Manuel Neuer (15,72), welcher der erste Torhüter mit dieser Auszeichnung gewesen wäre.
Vielleicht reichts ja noch, um Messi einzuholen. Ronaldo fand sein Kür zum Weltfusballer «motivierend». (Bild: Reuters)
Dennoch war die Gala rund um die Verleihung des «Ballon d’Or» ein prächtiger Erfolg für den deutschen Fussball. Denn jenseits der alles überstrahlenden Auszeichnung zum Weltfussballer des Jahres wurde Nadine Kessler vom VfL Wolfsburg zur besten Spielerin gekürt und ihr Coach Ralf Kellermann zum besten Trainer im Frauenfussball. Darüber hinaus gewann Joachim Löw die Auszeichnung als bester Trainer bei den Männern.
Löw jedoch war trotzdem ein wenig unglücklich über den Verlauf des Abends. «Ich bin schon enttäuscht für Manuel, weil er bei der Weltmeisterschaft ein ganz neues Torhüterspiel gezeigt hat, das gab es noch nie», erklärte der 54-Jährige.
Natürlich gab es jede Menge Argumente für den deutschen Torhüter. In einem unterscheidet sich Neuer von den Ikonen Ronaldo und Messi deutlich: Die beiden Superstars aus der Primera Division werden als Marken inszeniert – und so treten sie auch auf. Neuer hingegen, der als einziger Kandidat sowohl die WM als auch die Champions League gewonnen hat, erscheint immer noch wie der Junge vom Sportplatz nebenan.
Neuer nahm seine Niederlage erstaunlich gelassen hin. Spontan applaudiere er Ronaldo. Für ihn selbst sei schon der dritte Platz «ein voller Erfolg», erzählte Neuer nach der Gala.
Jogi Löw dankte als Trainer des Jahres seinen Spielern: «Was wäre ein Trainer ohne eine grosse Mannschaft?»
Irgendwie passt der Ausgang dieser Wahl zum deutschen Weltmeisterprojekt, das von einer Mannschaft gewonnen wurde und nicht von einen oder zwei besonderen Individualisten. Dieser Preis sei «das Sahnehäubchen auf den Weltpokal», sagte Löw bevor er lange über die Hintergründe dieses Erfolges sprach.
Er nehme die Auszeichnung «nur stellvertretend entgegen, denn ohne viele wichtige Mitarbeiter und die richtigen Weichenstellungen im Verband hätte er die WM und damit auch die Welttrainertrophäe nicht gewinnen können. Ausserdem dankte er seinen Spielern: «Was wäre ein Trainer ohne eine grosse Mannschaft?»
Ronaldo will Messi noch einholen
Im Mittelpunkt des Abends stand aber Ronaldo als Spieler des Jahres, der zum dritten Mal mit diesem Prädikat ausgezeichnet wurde. «Das motiviert mich, weiter zu machen, ich möchte noch mehr Titel, vielleicht werde ich Messi noch einholen», sagte er in Anspielung auf die vier Weltfussballertrophäen des Argentiniers. So etwas würde Manuel Neuer nie sagen, und vielleicht ist das auf dieser Bühne kein Vorteil.
Doch für Neuer bleibt immerhin der Trost, in die Elf des Jahres gewählt worden zu sein. Gemeinsam mit David Luiz, Philipp Lahm, Sergio Ramos, Thiago Silva, Andres Iniesta, Toni Kroos, Angel di Maria, Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Arjen Robben.
Zum schönsten Tor wurde der Treffer von James Rodriguez im Spiel Kolumbien gegen Uruguay gekürt. Und weils so schön ist, gibts hier alle nominierten Goals im Zusammenschnitt:
Auch Sepp macht den Charlie
Neben der Preisverleihung an sich nutzte die Fifa ihre Veranstaltung auch, um die eigene Bedeutung und die Kraft des Fussballs in Szene zu setzen. Sepp Blatter ging in seiner kleinen Eröffnungsrede auf die Terroranschläge von Paris ein. «Heute Abend sind wir alle ein Stück weit Franzosen», sagte der Präsident des Weltverbandes Fifa. Er rief zu «Toleranz und zum Frieden» auf und beschwor den Beitrag, den der Fussball dazu beitragen könne.
Etwas später wies er dann auch noch auf die Bedeutung von Journalisten hin, mit denen er in den vergangenen Jahren bekanntlich eine Menge Ärger hatte. Eigentlich sollte der japanische Ex-Spieler und spätere Berichterstatter Hiroshi Kagawa alleine mit dem so genannten «Presidential Award» ausgezeichnet werden. Nun verlieh Blatter den Preis kurzerhand an «alle Journalisten». Das war vielleicht ein Winkelzug. Blatter wirkte aber ernsthaft berührt beim Gedenken an die Toten des Anschlags auf die Zeitschrift «Charlie Hebdo».
Der auch noch: Sepp Blatter von der für ihre Transparenz und Kritikfähigkeit bekannten Fifa mit einer Solidaritätsgeste nach Frankreich. (Bild: Reuters)