Grosses Springreiten-Kino in Basel: Zum vierten Mal steigt bis Sonntag der CSI in der St. Jakobshalle. Von der sportlichen Besetzung bis hin zum Drumherum setzt die Veranstaltung Massstäbe – einzig der Run des Publikums lässt nach wie vor zu wünschen übrig.
Zwischen 90 und 100 Prozent seien sie angekommen, was den eigenen Anspruch an Verbesserungen anbelangt, haben die Veranstalter des CSI Basel im November nicht ohne Stolz erzählt. Es ist auch vom Allerfeinsten, was da in und um die St. Jakobshalle zu vierten Mal auf die Beine gestellt wird. Superlative wo man hinschaut: die besten Reiter, das höchste Preisgeld, das edelste Catering.
Am Donnerstag werden von 8.30 Uhr an die ersten von 17 Prüfungen an den vier Turniertagen gesprungen, neunmal geht es bis Sonntag um Weltranglistenpunkte, die CSI-Macher müssen Reiter eher aus- denn einladen und haben etlichen Ausstellern absagen müssen, als die 40 Stände in den Wandelhallen belegt waren.
Einzig der Zuspruch beim Ticketverkauf lässt zu wünschen übrig. 6000 Plätze bietet die imposant hergerichtete St. Jakobshalle, 15’000 Zuschauer wurden für den CSI im vergangenen Jahr angegeben, womit die Auslastung deutlich unter 90 bis 100 Prozent liegen, die sich die Organisatoren um Willy Bürgin zum Massstab gesetzt haben.
Mehr Glanz, Weltklasse und Lokalkolorit geht nicht
Am Donnerstag lag der Vorverkaufsstand ungefähr auf Vorjahreslevel, und das obwohl vermehrt im Elsass geworben wurde, das Baselbiet eigentlich als Pferdehochburg gilt, mit Vater und Tochter Hansueli und Janika Sprunger aus Bubendorf zwei Lokalmatadoren als Sportchef und Schweizer Meisterin dabei sind, aus der südbadischen Grenzecke Hans-Dieter Dreher angesagt ist und überhaupt aus der Top Ten der Welt lediglich der Brite Nick Skelton fehlt.
Mehr Glanz und Lokalkolorit geht eigentlich nicht für ein Turnier, das für sich reklamiert, das höchstdotierte auf Gottes weiter Pferdewelt zu sein. Man will, sagt Guido Maurer, der neue Kommunikationschef des CSI, den Ursachen noch näher auf den Grund gehen. «An den Preisen liegt es nicht», findet Maurer. Donnerstag und Freitag kostet der Eintritt den Einheitspreis von 40 Franken (Kinder unter 12 Jahren in Begleitung Erwachsener gratis), Samstag und Sonntag die günstigste Karte 65 Franken.
Einzig der Sonntag war vergangenes Jahr mit 90 Prozent Zuschauerauslastung befriedigend. Es ist der grosse Tag des CSI mit dem Grossen Preis, der Springprüfung mit Stechen über 1,60 Meter hohe Hindernisse, bei der sage und schreibe 450’000 Franken ausgeschüttet werden, von denen der Sieger allein 150’000 nach Hause trägt.
Die teuersten Plätze gehen am schnellsten weg
Immerhin: Sorgen müssen sich die Veranstalter nicht machen. Thomas Straumann, der grosse Ermöglicher dieses 2010 aus dem Boden gestampften Anlasses, garantiert mit seinem Engagement, dass im 3,5-Millionen-Franken-Budget kein hässliches Loch entsteht. Christoph Socin, Vizepräsident des CSI, erklärt, das Turnier müsse «mit null Zuschauer finanziert sein». Deshalb betragen die Zuschauereinahmen auch nur rund zehn Prozent der Kalkulation.
Zur Kostendeckung trägt der aufwändige VIP-Bereich bei. Zum «White Horse Club» kommt dieses Jahr der «Black Horse Club» dazu. Tische für mehrere Personen, die an den vier Tagen zwischen 5000 und 9000 Franken kosten und beste Sicht auf den Parkour bieten inklusive exklusiver Verköstigung. Das Reitsportpublikum ist zahlungskräftig und die Veranstalter können sich auf eines verlassen: In der Schweiz geht die teuerste Kategorie am schnellsten weg. Auch in Basel sind die VIP-Tische ausverkauft.
300 Pferde, 900 Tonnen Sand
Sportlich wird der CSI zweifellos keine Wünsche offen lassen. Selbst wenn Olympiasieger Steve Guerdat angekündigt hat, dass sein Goldpferd Nino des Buissonnets im Stall auf dem Rütihof bei Herrliberg bleibt. Basel wird mehr als 20 Reiter aus den Top 30 der Weltrangliste zu Gesicht bekommen, Welt- und Europameister, den neuen Weltranglistenersten Christian Ahlmann aus Deutschland, der Guerdat überrundet hat, Pius Schwizer, die Nummer 7, oder eben Janika Sprunger, die gerade auf einer Erfolgswelle reitet.
Rund 100 Reiter mit 300 Pferden sind am Start, um in der mit 900 Tonnen Sand präparierten Halle zu reüssieren, darunter 16 Teilnehmer aus der Schweiz. Für die internationalen Prüfungen bei dem Fünfsterne-Turnier sind 53 Reiter aus 15 Ländern eingeschrieben.
Die Herausforderung hinter den Kulissen
Eine Herausforderung findet während vier Tage hinter den Kulissen statt. Seit Thomas Straumann seine Mehrheitsbeteiligung an H. Moser & Cie verkauft hat, steht das Engagement Luxusuhrenmanufaktur als Titelsponsor auf dem Prüfstand. Der neue Besitzer kommt nach Basel, «und es liegt an uns», so Bürgin, «ihn zu begeistern.»
Einen Erfolg hat Bürgin bereits auf einer anderen Ebene erzielt: Das Schweizer Fernsehen ist am Sonntag beim Grossen Preis live dabei. Auch wenn die Umschaltung nach Basel vom Verlauf des zeitgleich stattfindenden Weltcup-Slaloms in Adelboden abhängt, ist Bürgin Genugtuung widerfahren, nachdem ihm vom Leutschenbach aus drei Jahre lang die kalte Schulter gezeigt worden war. «Ich wusste: Irgendwann kommt das Fernsehen nicht mehr vorbei an Basel.» Verdient wird an der Livebildern nicht, dafür muss der CSI aber auch nichts geben.
Do, 10. Januar (2 Springen um Weltranglistenpunkte)
8.30 Uhr erstes Springen der Amateur-Tour
19.15 Championat der Stadt Basel um die Goldene Trommel (80‘000 Franken Preisgeld)
Fr, 11. Januar (3)
8.30 Uhr erstes Springen der Amateur-Tour
19.15 Preis der LGT (80‘000,-)
Sa, 12. Januar (2)
8.15 Uhr: Amateur-Tour
19.30 Uhr: Preis des Grand Hotel Trois Rois (50‘000,-)
So, 13. Januar (2)
10.00 Uhr: Preis des Kantons Basel-Landschaft (40‘000,-)
13.45 Uhr: Grosser Preis der H. Moser & Cie (450‘000,-)
Detailierter Zeitplan
Ticketinformationen (Do, Fr 40,- Franken; Sa, So 65,- und 95,-)
Liveübertragungen im Internet, ausser am Sonntag vom Grossen Preis (live in SRF2)
So sieht es aus, wenn 900 Tonnen Sand in die St. Jakobshalle eingebaut werden:
So werben die Macher des CSI Basel für ihr Turnier: