Beat Fläcklin, Präsident der Old Boys. (Bild: www.oldboys.ch)
Beat Fläcklin, Sie sind am Freitagmorgen vom FC Basel informiert worden, dass die Zusammenarbeit mit Ihrem Verein BSC Old Boys in der Nachwuchsförderung im Sommer 2017 beendet wird.
Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt und waren sehr überrascht. Es gab keine Anzeichen in diese Richtung. Der FCB hat eine andere Vorstellung einer partnerschaftlichen Kooperation. Für mich ist das deswegen überraschend, weil wir in den letzten drei Jahren in der bestehenden Form zusammengearbeitet haben, daran hat sich nichts geändert. Erstaunlich ist, dass wir vor den Ferien im Mai noch gemeinsam von einer vertieften Zusammenarbeit gesprochen haben. Und nach den Ferien erhalten wir als nächste Information, dass der FCB komplett darauf verzichten möchte.
Der Grund für die Trennung sind Meinungsverschiedenheiten zwischen Ihnen und dem FC Basel. Welche Punkte betrifft das?
Uns wurde klar gemacht, dass in einer Kooperation der modernen Nachwuchsförderung die Partnervereine nicht Partner im eigentlichen Sinne seien, sondern hauptsächlich Zulieferer. Die Entscheidungskompetenz liege einzig und allein beim Leaderverein. Wir haben uns aber die Freiheit genommen, unsere Meinung immer zu kommunizieren, wenn es um den idealen Zeitpunkt ging, wann ein Spieler von uns zum FC Basel wechseln soll. Allerdings muss man sagen, dass es immer der Entscheid des FCB war, welcher Spieler zu ihnen wechselt. Wir haben jedes Mal unsere Einschätzung abgegeben, wie wir einen Spieler wahrnehmen, da wir ihn schliesslich sehr gut kennen und im Alltag eng begleiten.
«Es ist klar kommuniziert worden, dass man nicht mehr diskutieren möchte.»
Interpretieren wir das richtig, dass Sie die Talente jeweils länger bei sich halten wollten, während der FCB bereits den Wechsel anstrebte?
Nein, das kann man so nicht sagen. Es gibt Talente, bei denen wir finden, dass es sehr schnell gehen kann. Und das war auch so, sonst wären nicht 17 Spieler von OB in den aktuellen Kadern des FCB. Wir wollten die Junioren also nicht länger bei uns halten, sondern es ging um sachliche Diskussionen, ob der Spieler bereits so weit ist oder nicht. Dass man da nicht immer einer Meinung ist, das bringt eine Zusammenarbeit immer mit sich. Für mich waren die Diskussionen konstruktiv. Und jetzt ist klar kommuniziert worden, dass man nicht diskutieren möchte. Sondern dass der FCB den Entscheid alleine fällen möchte.
Hat sich der FCB trotz Ihrer Meinungen immer durchgesetzt?
Es geht nicht ums Durchsetzen. Wir haben die Führungsrolle des FCB immer akzeptiert, er steht schliesslich auch in der Verantwortung. Und die Vorgaben des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) für solche Nachwuchskooperationen definieren, dass der Entscheid beim Leadingpartner liegt. Uns ging es einfach darum, sagen zu können, was wir über einen Spieler denken, was wir bei ihm beobachten.
Sie haben seit Beginn der Zusammenarbeit auf vertragliche Zusatzleistungen des FC Basel verzichtet. Was haben Sie sich von diesem Verzicht erhofft?
Das war ein grundsätzlicher Entscheid: Wir wollten als Verein eigenständig bleiben und uns nicht in Abhängigkeiten begeben. Denn wenn man monetäre Unterstützung annimmt, begibt man sich immer in gewisse Abhängigkeiten. Das Einzige, was wir angenommen haben, sind die Fördergelder des SFV: Wir erhalten 10’000 Franken jährlich für jede unserer drei Mannschaften U13 bis U15. Zudem bezahlt der SFV die 50-Prozent-Stelle des Leiters Préformation.
«Man hat uns den Entscheid kommuniziert. Eine Diskussion war bisher nicht möglich.»
Diese Stelle plus die Beiträge für die Juniorenmannschaften ergeben also im Ganzen einen Beitrag des SFV von rund 60’000 Franken.
Ja, das ist in etwa die Grössenordnung. Es handelt sich dabei um einen zweckgebundenen Unterstützungsbeitrag des SFV, um die finanziellen Mehraufwände für ein U-Team etwas auszugleichen und eine qualitativ hochstehende Ausbildungsarbeit sicherzustellen.
Und vom FC Basel beziehen Sie keine zusätzlichen Leistungen?
Lediglich punktuell. Beispielsweise bei der Unterstützung eines Juniorenlagers. Aber das waren geringe Beträge, von denen wir profitieren durften.
Wenn Sie vor drei Jahren eingewilligt hätten, welche Beiträge hätten Sie vom FCB zusätzlich bekommen können?Das weiss ich nicht. Damit haben wir uns gar nicht erst befasst. Vielleicht wäre der eine oder andere Trainer vom FCB angestellt worden. Aber für uns war von Anfang an klar, dass wir unsere Trainer selbst anstellen und sie entsprechend auch selber bezahlen.
Ihr Anreiz, die Zusammenarbeit mit dem FCB einzugehen, war also die Möglichkeit, Footeco– und U-Fussball anbieten zu können?
Genau, eine Labelpartnerschaft zu führen, ist die Voraussetzung, dass man im Projekt Footeco überhaupt dabei sein kann.
«Wir gehen nicht nur mit einem schlechten Gefühl aus dieser Partnerschaft.»
Die Partnerschaft mit dem FCB läuft noch bis Ende Saison. Was bedeutet es für die Old Boys, dass die Zusammenarbeit ab 2017/18 nicht mehr besteht?
Das ist schwierig abzuschätzen. Im Moment haben wir jetzt einfach mal die Information, dass es am 30. Juni 2017 zu Ende geht. Wir als Verein müssen jetzt abklären, was das für uns bedeutet. Es wird aber mit Sicherheit eine strategische Neuausrichtung geben müssen. Wir werden – Stand heute – keinen Footeco- und U-Fussball mehr anbieten können.
Das ist ein drastischer Einschnitt in Ihre Juniorenabteilung.
Absolut. Wir haben viel Aufwand betrieben, um diese Strukturen aufzubauen. Und wir haben sehr viel Erfolg gehabt; sei das sportlich, oder bezüglich des Auftritts unserer Mannschaften. Da haben wir aus der ganzen Schweiz sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Und jetzt heisst es, sich neu zu orientieren.
Müssen Sie zurückkehren zur Situation von 2012, als es die Partnerschaft noch nicht gab?
Die Situation war damals nicht die gleiche. Die ganze Juniorenförderung hat sich mit der Einführung des Projekts Footeco verändert. Wir müssen uns also mit den neuen Gegebenheiten auseinandersetzen und können entsprechend nicht einfach sagen, dass wir zurück zum Start gehen und wieder alles wie früher machen.
Haben Sie sich überlegt, den FCB von einer Fortsetzung der Partnerschaft zu überzeugen?
Diese Möglichkeit ist uns nicht gegeben worden. Man hat uns den fertigen Entscheid kommuniziert. Eine Diskussion war bisher nicht möglich.
Aber diese Diskussion könnten Sie anreissen.
Im Moment müssen wir uns diese Gedanken nicht machen. Wir wissen ja auch gar nicht, was die Forderungen des FCB wären. Ich möchte aber betonen, dass wir nicht nur mit einem schlechten Gefühl aus dieser Zusammenarbeit ausscheiden. Wir hatten eine gute Zeit, und die vergessen wir nicht. Unser Auftrag wird nach dem Ende der Partnerschaft der gleiche bleiben: die Talente der Region optimal zu fördern. Das machen wir dann halt einfach in einer neuen Rolle.
Und was sagt der FC Basel? Nachwuchschef Adrian Knup: «Wenn wir ein Talent bei einem Partner sehen, dann ist es für uns entscheidend, dass wir über den Zeitpunkt bestimmen können, wann ein Spieler zu uns wechselt.» Die Geschichte dazu: