Mohamed Salah weg, die Stamm-Innenverteidigung verletzt, ein argentinischer Spielmacher der alten Schule – Murat Yakin hat in diesem Frühjahr ein paar nicht ganz einfache Aufgaben zu lösen. Die Antwort des Trainers des FC Basel lautet: Oh Tannenbaum!
Immerhin, das vordringlichste Problem scheint vorerst gelöst zu sein. Mit der Verpflichtung des Tschechen Marek Suchy ist der FC Basel dem akuten Innenverteidigermangel in seinen Reihen begegnet. Fabian Frei dürfte damit vorerst auf Verdacht aus seiner Stellung als zwangsverpflichteter Innenverteidiger entlassen werden. Mit Ausnahme des Startspiels in Lausanne am 2. Februar, in dem neben den verletzten Fabian Schär und Ivan Ivanov auch noch Arlind Ajeti mit einer Gelbsperre fehlt.
Derzeit sieht es zudem schwer danach aus, als ob der FCB noch vor dem Rückrundenstart einen neuen Offensivmann verpflichten würde. Was nichts daran ändert, dass sich Murat Yakin in diesem Frühjahr ein paar durchaus knifflige Aufgaben stellen muss.
Es fehlen Salahs Speed und Schärs Pässe
Der Speed und die Dribblings des zu Chelsea abgewanderten Mohamed Salah werden dem FCB-Trainer ebenso fehlen wie die über alle Wettbewerbe zusammengerechneten 16 Skorerpunkte des Ägypters. Kommt dazu, dass der für die Spielauslösung wichtige Fabian Schär auf unbestimmte Zeit fehlt, was den Basler Spielaufbau nicht vereinfachen wird.
Und schliesslich muss Yakin dem Wunsch des Vorstandes und der Fans nachkommen und Matias Delgado in die Mannschaft einbauen. Einen Publikumsliebling mit feiner Technik, der bislang allerdings meist den Spielmacher der alten Schule gab, ohne den zu Beweis erbringen, dass mit ihm auch ein hohes Pressing gespielt werden kann.
Die Antwort, mit der Yakin all diesen offenen Fragen begegnen will, lautet: Oh Tannenbaum! Zumindest lässt das letzte Testspiel der Basler gegen Servette darauf schliessen. Der FCB spielte in der Grundordnung in einem 4-3-2-1, was taktisch aufgezeichnet eine wunderbare Tanne ergibt:
Eine Aufstellung, die Yakins stets wiederholte Bemerkung, er spiele im Fall «mit drei Stürmern» belegt. Tatsächlich scheinen sich Marco Streller (er als einzige echte Spitze sowieso), Valentin Stocker und Matias Delgado in dieser Formation praktisch komplett um die Offensive kümmern zu dürfen. Mit einer Ausnahme natürlich: Wenn die Basler das Spielgerät am Strafraum des Gegners verlieren, dann sollen die drei sofort die Gegenspieler attackieren, um einen hohen Ballgewinn zu ermöglichen.
Auffällig: Nach dem Abgang von Salah wird dieser nicht durch David Degen oder einen anderen klassischen Flügelspieler ersetzt. Lieber lässt Yakin die Seiten gleich ganz offen und massiert seine Spieler im Zentrum.
Die auf dem Feld oben notierten Spielernamen werden natürlich während der Saison variieren. Im zentralen Mittelfeld werden sicher auch Marcelo Diaz und Mohamed Elneny zu ihren Spielen kommen. Offensiv ist Giovanni Sio schon im Startspiel gegen Lausanne wegen Strellers Sperre («sind ihr nid ganz dicht?») auflaufen.
Im Ballbesitz kommt alles in Bewegung
Richtig spannend wird es dann, wenn die Basler den Ball haben. Dann verschieben sich die Spieler und es entsteht in einer Art 3-4-3 die von Yakin immer wieder ins Spiel gebrachte Dreier-Abwehr, indem der zentrale Mittelfeldspieler zwischen die Innenverteidiger einrückt:
Die Variante des zurückhängenden Mittelfeldspielers hat gleich drei Vorteile: Erstens sind Spieler wie Frei, Diaz oder Elneny in der Lage, im Spielaufbau einen sauberen Pass zu schlagen. So wird der Ausfall von Schär kompensiert. Zweitens können die Aussenverteidiger eine Reihe höher rücken, um so die Flügel zu besetzen. Und drittens stellt Yakin so sicher, dass immer genügend Spieler im Zentrum sind, damit sich Delgado ganz auf die Offensive konzentrieren kann.
Ausserdem gilt bei Ballbesitz: Rotieren, rotieren, rotieren. Jeder Spieler darf dorthin gehen, wo er will – so lange alle Positionen besetzt bleiben. Streller wird also zum Beispiel häufiger links aussen anzutreffen sein, dafür sticht Valentin Stocker gerne zentral in den Strafraum.
Überhaupt werden die Basler vermehrt das Steilzuspiel in die Tiefe versuchen. Eine logische Konsequenz daraus, dass die Aussenverteidiger schon aus rein konditionellen Gründen nicht bei jedem Angriff mit nach vorne eilen können.
Das Problem auf den Seiten
Ein Problem allerdings bleibt bestehen: Unmittelbar nach Ballverlust sind die Basler auf den Aussenpositionen verwundbar, da die Aussenverteidiger erst aus ihren offensiven Positionen zurück eilen müssen. Einfachstes Mittel dagegen, dass der Gegner den Ball in die freien Räume an den Flügeln schlagen kann, ist das aggressive Gegenpressing gleich nach Ballverlust. Funktioniert es, dann verlieren die Kontrahenten den Ball entweder schnell – oder die Kugel kann bloss unkontrolliert nach vorne geschlagen werden.
Gefährlich wird es, wenn es der anderen Mannschaft gelingt, nach Ballgewinn schnell einen geordneten Angriff mit Flügelwechsel zu spielen. Dann kann der FCB Probleme bekommen.