Pascal Stauber: «Ich lebte das Leben eines 25-Jährigen»

Das Finalturnier des Schweizer Cups am Wochenende ist Pascal Staubers letzter Auftritt als Spitzenhandballer. Kurz nach dem Aufstieg des RTV Basel sprach der Torhüter über die Gefahr von Depressionen nach der Karriere, seine Erlebnisse im tiefsten Serbien und das Leben unter jungen Menschen.

Pascal Stauber (Bild: Alexander Preobrajenski)

Das Finalturnier des Schweizer Cups am Wochenende ist Pascal Staubers letzter Auftritt als Spitzenhandballer. Kurz nach dem Aufstieg des RTV Basel sprach der Torhüter über die Gefahr von Depressionen nach der Karriere, seine Erlebnisse im tiefsten Serbien und das Leben unter jungen Menschen.

Pascal Stauber hat einen grossen Anteil am Aufstieg des RTV Basel in die Nationalliga A. Der Torhüter tritt nach dem Finalturnier des Schweizer Cups und seiner langen, erfolgreichen Karriere vom Spitzensport zurück. Das offizielle Abschiedsspiel und das anschliessend rauschende Fest hat er bereits hinter sich. Der RTV verliert nicht nur einen Schlüsselspieler, sondern eine grosse Figur des Vereins.

Pascal Stauber, wie schnell sind Sie nach der Aufstiegsfeier wieder auf die Beine gekommen?

Die Sonne schien, als ich nach Hause kam. Ich verspürte am Sonntag durchwegs positive Gefühle. Und vielleicht haben mich diese Gefühle vor einem Kater bewahrt (lacht).

Die Fotos von der Party hätten durchaus Beschwerden am Tag danach vermuten lassen.

Das stimmt allerdings. Es war ein rundum gelungener Anlass, mit vielen Freunden.

Warum haben Sie nach Ihrer Auswechslung die Schlussminuten Ihres letzten Spiels im Rankhof eigentlich in der Garderobe verbracht?

Ich musste herunterkommen. Auf der Bank wäre mir von links und rechts auf die Schulter geklopft worden. So aber konnte ich Ruhe finden, meine Gedanken ordnen, ein, zwei Tränen verdrücken und war damit wieder bereit für den Rest des Abends.

Noch steht das Finalturnier im Schweizer Cup an. War es sinnvoll, das Abschiedsspiel vor Ihrer endgültig letzten Partie abzuhalten?

Es war mein Abschiedsspiel, weil es das letzte in Basel war. Ich habe so nochmals meine ehemaligen Mitspieler, meine Freunde, die Familie und viele mehr einladen können. Und meine Mutter ist extra aus dem Tessin angereist.

War sie früher an jedem Spiel?

Ja, natürlich. Aber nach dem Tod meines Vaters ist sie zu ihrem neuen Lebenspartner ins Tessin gezogen und konnte die Matches nicht mehr so oft in der Halle verfolgen.

Pascal Stauber, 1998 und heute – der Flyer, mit dem der Torhüter zur Feier lud.

Sie haben vor 5000 Menschen Handball gespielt und stehen im Unterricht wieder vor Menschen. Haben Sie ein überdurchschnittliches Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Bestätigung?

Die kriege ich im Schulzimmer nicht. Ich arbeite aber ausserordentlich gerne mit Menschen zusammen. Den ganzen Tag lang am Computer sitzen, das könnte ich nicht.

Klingt, als würden Sie dereinst mit den Menschen des RTV wieder etwas erarbeiten wollen.

Im Moment beginne ich die Trainerausbildung. Ob ich dann zum RTV zurückkehre oder nicht, mit dieser Frage will ich mir Zeit lassen.

Eigentlich bräuchte es den Pascal Stauber aber beim RTV, oder nicht?

Ja, es bräuchte aber auch Sie.

Wegen der Berichterstattung?

So meine ich das nicht einmal unbedingt. Es braucht jeden, weil das Vereinsleben am Aussterben ist. Die Gesellschaft von heute besteht aus Leuten, die sich nicht mehr festlegen wollen. Komme ich heute nicht, komme ich morgen. Das Bindende findet nicht mehr statt.



Pascal Stauber

Stauber ist überzeugt, dass der RTV in der NLA eine Basis schafft, die für die Handballregion Basel ideal ist. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Wie bindet man den junge Menschen an einen Verein?

Mit der Freude am Sport. Mit Visionen. Und mit einer Mannschaft in der NLA. Zwar merkt ein Elfjähriger nicht, dass ein Spiel zwischen dem RTV und dem TV Birsfelden etwas schlechteren Handball bietet als wenn der RTV in der NLA gegen die Kadetten spielt. Aber wenn der Vater dann sagt: «Hey, mein Sohn, das ist der Schweizer Meister», dann hört der Sohn eben doch aufmerksamer zu. Und dafür braucht es den RTV in der obersten Spielklasse.

Sie haben also nicht nur ein perfektes Karriereende erlebt, sondern hinterlassen der Region auch eine handballerische Zukunft?

Genau. Deswegen bin ich vor acht Jahren zurückgekommen. Lange war ich der Ansicht, dass viele Menschen und Vereine dieser Handballregion Hindernisse in den Weg stellen. Aber vielleicht muss ich von dieser Haltung wegkommen. Mit unserem Aufstieg haben wir nun in den höchsten beiden Ligen je eine Mannschaft. Das ist die Basis und die ideale Bedingung für jeden ambitionierten Handballer. Somit habe ich etwas Nachhaltiges bewirkt.

Sie haben, auch weil Sie einst Geschäftsführer waren, einen tiefen Einblick in den RTV erhalten. Wie geht es diesem Verein?

Zum Glück weiss ich das nicht mehr so genau, die Situation war aber nicht immer einfach. Die Jobs von Präsident Alex Ebi und Teamchef Oliver Haevel beispielsweise, die will niemand machen. Sie kämpfen gegen Windmühlen. Ich war froh, irgendwann nicht mehr neben dem Sport im Verein tätig zu sein. Denn zuvor wusste ich schon während der Spiele, dass eine Niederlage wieder zu einem schwierigen Gespräch mit einem Sponsor führen würde.

Haben Sie keine Lust mehr auf diesen Verein?

Präsident würde ich zumindest nicht werden wollen. Ich sehe mich eher im direkten Kontakt mit dem Team als in der Teppichetage.

Auch als Trainer in einer tieferen Liga?

Oh, ich wäre schon im Leistungsbereich tätig. Also nur Jekami, das liegt mir gar nicht, dafür bin ich viel zu ehrgeizig.



Pascal Stauber

Ein Verkäufer sei er nicht, auch nicht, weil er einer der Köpfe des RTV ist. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Was wäre es mit dem Finanzbereich des RTV?

Nein, da bin ich der falsche. Und ich bin auch nicht der Verkäufer.

Nicht? Sie sind neben Präsident Ebi doch zum Kopf des Vereins geworden. Wären Sie da nicht ideal als Verkäufer des RTV?

Ich bin eher eine Identifikations- oder Integrationsfigur. Es gibt aber vielleicht schon Leute, die in mir den RTV sehen.

Können Sie uns eigentlich den Stellenwert des RTV für die Stadt Basel erklären?

Er hat eine grosse Tradition, viele Politiker waren beim RTV. Die Verbundenheit mit der Stadt ist also grundsätzlich gross, auch wenn man das in der jüngsten Vergangenheit nicht stark gespürt hat. Vielleicht ändert nun der Aufstieg etwas daran. Aber der FCB absorbiert halt viel an Aufmerksamkeit.

Können Sie damit umgehen, dass Sie die Aufmerksamkeit nicht auf diesem Level haben?

Anerkennung haben wir ebenfalls, es ist ja nicht so, dass man mich gar nicht kennt. Aber diese Bekanntheit ist in keinster Weise einschränkend und das habe ich sehr genossen.

Ist Bekanntheit etwas Schönes?

Ja sicher! Wer sieht nicht gerne seinen Namen in der Zeitung. Ich lese immer quer, um meinen Namen zu finden. Einmal gefunden, lese ich zuerst den entsprechenden Abschnitt. Und erst dann den ganzen Text (lacht).



Pascal Stauber

Es ist ein neues Leben, das er aber in Teilzeit bereits während der Karriere lebte: Stauber, der Mathematiklehrer. (Bild: Alexander Preobrajenski)

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