Drei Spiele ohne Sieg in Serie sind genug. Gegen den FC Vaduz können für den FC Basel nur drei Punkte das Ziel sein. Das denkt auch Trainer Paulo Sousa – und findet noch Zeit für eine kleine Medienkritik.
Es ist manchmal nicht ganz einfach, Paulo Sousa bis ins letzte Detail seiner Ausführungen zu folgen. «Hart» sei die Fasnacht für ihn gewesen, sagt der Trainer des FC Basel also vor dem Heimspiel gegen den FC Vaduz: «Weil ich wie immer viel gearbeitet habe.» Heisst das nun, dass er an am Morgenstreich gewesen ist? «Nicht zu lange», sagt Sousa. Weil vier Uhr morgens für ihn zu früh ist? «Wenn man etwas mit Leidenschaft tut, dann gibt es kein zu früh.»
Am Samstag könnte es auch zum Aufeinandertreffen zweier Basler Linksverteidiger kommen. Naser Aliji, der für ein halbes Jahr an Vaduz ausgeliehen wurde, ist im Ländle bislang Stammspieler und dürfte auch im Joggeli von Anfang an auflaufen. Und beim FCB könnte Neuzugang Adama Traoré zu seinem ersten Heimauftritt kommen.
Gut, lassen wir das. Ist schliesslich auch egal, ob oder wie lange der Portugiese an der Fasnacht war. Entscheidend ist auf’m Platz, wie schon Adi Preissler selig wusste. Und dort lief es zuletzt ja nicht gerade besonders rund. Drei Spiele ohne Sieg in Serie, kein einziger vollumfänglich überzeugender Auftritt und zuletzt sogar eine reichlich desolate Vorstellung bei den Young Boys: Das ist die Basler Bilanz im neuen Jahr.
Mit Marco Streller jedenfalls war ein garantierter Fasnachtsgänger am Abend vor dem Morgenstreich derart geladen, dass er zunächst die ganze Mannschaft in den Kaffee machte – sich selbst eingeschlossen («elf Totalausfälle»). Und danach knurrte der FCB-Captain noch in Richtung des Gegners vom Samstag: «Jetzt müssen wir halt gegen Vaduz Wiedergutmachung betreiben.» Ob sie in Liechtenstein daraufhin verängstigt nach ihren Schnuffeltüchern gegriffen haben, ist nicht überliefert.
Der Rummel um Embolo
Gesichert ist dagegen, dass der «Blick» die spielfreie Woche des FCB genutzt hat, um mit seiner kolumnistischen Allzweckwaffe Kubilay Türkyilmaz nüchtern den Fakt zu beleuchten, dass Breel Embolo in diesem Jahr bislang stets auf der Ersatzbank Platz nehmen musste: «Viermal in Folge Ersatz! Es ist ein Desaster, was der FCB mit Embolo macht.»
Das wiederum gibt am Tag vor der Begegnung mit Vaduz Sousa die Chance zu einer kleinen Medienkritik. Er wisse, wie der Laden laufe, sagt der Portugiese mit einem – ist es ein nachsichtiges? – Lächeln: «Ich war schliesslich selbst auch schon Kolumnist.» Und dann erklärt er mal eben schnell, wie Boulevard geht: «Ihr müsst neue Helden aufbauen, damit ihr sie später wieder zerstören könnt.» Schöner hätten wir das auch nicht sagen können.
Die Kernfrage mit der Problemzone
Doch damit zurück zu den Kernfragen, um die sich ein FCB-Trainer vordringlich kümmern sollte. Zum Beispiel, weswegen die Basler zuletzt im Zentrum des Spielfelds kaum Zugriff auf Gegner und Ball fanden. Ein Ort, an dem auch der 18-jährige Embolo in offensiver Position durchaus eingesetzt werden könnte.
Er unterteile das Spielfeld nicht in einzelne Gebiete, sagt Sousa zu seiner derzeitigen Problemzone. Aber er hat durchaus Erklärungen dafür, dass die Basler die Mitte ihres Spiels 2015 noch nicht gefunden haben. Da sei einerseits Fabian Frei, der sich zum Rückrundenstart eine Erkältung zugezogen hatte und trotzdem spielen musste, «weil wir am letzten Tag der Transferperiode noch zwei Spieler verloren haben, während wir das selbst auf dem Markt nicht mehr reparieren konnten».
Nachdem Marcelo Diaz und Geoffroy Serey Die nicht mehr da sind, scheint der FCB-Trainer also selbst für einen gesundheitlich angeschlagenen Frei auf der Schlüsselposition im defensiven Mittelfeld keine Alternative zu sehen. Während Sousa an Dies Abgang massgeblich beteiligt war, scheint er Diaz schmerzlich zu vermissen. Ein «Schlüsselspieler» sei der Chilene gewesen, der in der Liga 13 von 18 Partien bestritten hatte.
Vier Offensive, die wenig spielen dürfen
Dafür hat Sousa nebst Breel Embolo mit Matias Delgado (zwei Teileinsätze), Yoichiro Kakitani (null Sekunden Einsatzzeit) und Ahmed Hamoudi (7 Minuten gegen Porto) drei weitere Offensivspieler im Kader, die sich in diesem Jahr vielleicht auch schon gefragt haben, warum sie am Morgen jeweils aufstehen sollen.
Immerhin, sagt Sousa zu Kakitani, der Japaner habe sich in den letzten Wochen «immer besser integriert. Er ist ganz nah dran, der Mannschaft helfen zu können.» Gegen Porto und YB sah diese Nähe so aus, dass der Linksfuss nicht einmal auf der Ersatzbank Platz nehmen durfte. Vielleicht reicht es dann ja am Mittwoch im Cup beim viertklassigen FC Münsingen für einen Einsatz.
Gegen Vaduz jedenfalls dürfte Sousa auf Spieler vertrauen, die mit genug Selbstvertrauen – oder Wut im Bauch – auflaufen, um einen taktisch gut und wohl recht defensiv eingestellten Gegner knacken zu können. Denn, das weiss der Portugiese nur zu genau: «Wir müssen immer gewinnen. Und gegen Vaduz gilt das umso mehr.»