Am Samstag (17.30 Uhr, Sporthalle Birsfelden) bestreiten die Starwings das erste Heimspiel der neuen Saison gegen die Lions de Genève. Im Vorfeld spricht Trainer Roland Pavloski über Geld, die anderen Mannschaften, Parkettböden und zu viele Linien.
Roland Pavloski, am Samstag bestreiten Sie mit den Starwings das erste Heimspiel der Saison. Was ist mit dieser komplett neuen Mannschaft möglich?
Das Team ist nicht komplett neu.
Sie haben vier neue Ausländer, die wirklich entscheidenden Akteure sind also alle neu bei den Starwings.
Ja, das ist so.
Wie jedes Jahr.
Wir wollen das eigentlich nicht. Aber wir müssen bei den Ausländern schauen, was man für das Geld kriegt, das wir zur Verfügung haben. Ein Ausländer, den wir mehr als eine Saison halten wollen, will automatisch mehr Geld. Und diese Forderung ist jeweils sehr gross. Andere Teams können sich das leisten: Ein Mohamed Abukar verdient bei Lugano 120’000 Dollar im Jahr. Netto. Von solchen Summen können wir nur träumen, sie sind für uns nicht realistisch.
Was ist denn mit ihrem Team sportlich realistisch?
Einen Platz unter den ersten Vier zu erreichen, ist schwierig. Wer das anders sieht, der kennt die Liga nicht. Wir wollen unter die besten sechs Teams kommen. Die Zugabe wäre, danach zu den letzten vier Mannschaften zu gehören und die Playoffs zu bestreiten.
Was die Schweizer Spieler angeht, konnten Sie unter anderem Stefan Petkovic halten. Warum mussten Sie schmunzeln, als Sie dies an einer Pressekonferenz verkündet haben?
Stefan hat als Spieler noch die Zeit erlebt, als bei Schweizer Vereinen reichlich Geld vorhanden war. Vor zwei Jahren, bei seiner Rückkehr aus Minsk, hat er in Vacallo sehr viel verdient. Vacallo gibt es jetzt nicht mehr.
Inwiefern?
Wir bräuchten dringend einen Parkettboden. Das ist wegen der begrenzten finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde Birsfelden aber nicht möglich.
Kommt eine andere Halle für Sie in Frage?
Nein, eigentlich nicht. Wir sind zufrieden mit der Sporthalle Birsfelden. Aber wir müssen einfach das Problem mit dem Boden in den Griff kriegen.
Welche anderen Hallen gäbe es denn?
Wenige. Die Sporthalle Hagenbuch von unserem Partnerverein BC Arlesheim ist beispielsweise nicht geeignet. Der Aufwand wäre zu gross und das Publikum zu weit weg.
Was ist mit Hallen in der Stadt?
Da gibt es wohl nicht wirklich eine, die für Basketball geeignet wäre.
Haben Sie die Möglichkeit, in der Stadt zu spielen, schon einmal diskutiert?
Natürlich. Aber das ist mit Kosten verbunden. Wenn wir in den «Euro Millions» gewinnen würden, würden wir die Markthalle kaufen und dort eine schöne Halle bauen. Aber Spass beiseite, unsere Halle ist gut für uns.
Sie meinen abgesehen vom fehlenden Parkett.
Es gibt ein zweites Problem.
Klären Sie uns auf.
Wir wollen nicht auf hunderttausend Linien am Boden spielen. Das verwirrt den Zuschauer. Doch wie beim Parkett ist eine Änderung schwierig, weil es eine Gemeindehalle ist. Und dort braucht es die Linien, um eine gewisse Anzahl Sportarten ausüben zu können. Sonst wird die Halle von der Gemeinde nicht mehr finanziert.
Vom Verein finanziert oder ein Weihnachtsgeschenk? Jedenfalls verfügt Pavloski über eine Coachingtafel mit seinem Namen (Bild: Keystone/MAXIME SCHMID)
Gibt es keinen erschwinglichen Belag mit einem Basketballfeld, den Sie für Ihre Spiele verlegen könnten?
Im Volleyball gibt es das, im Basketball ist es unmöglich.
Warum?
Weil der Boden fest und härter als im Volleyball sein muss, da das Spielgerät geprellt wird. Im Volleyball ist nach einer Bodenberührung des Balles das Spiel unterbrochen. Bei uns ist diese Berührung ein wesentlicher Teil.
Einen Teppich verlegen geht also nicht. Aber es muss doch irgendeine Lösung geben für das Problem zu vieler Linien, oder?
Ich habe mich wirklich schlau gemacht. Es gibt Parkettböden, die man in einem Nachmittag verlegen könnte. Aber dafür bräuchten wir zehn Mann. Und es gibt andere Technologien, mit denen man mit Projektionen auf den Boden arbeitet. Aber das ist zu kostspielig für uns. Das Problem ist die Mentalität.
Wie meinen Sie das?
Die Gemeinden sagen: Es könnte ja sein, dass die Schulen Volleyball, Badminton und was auch immer spielen wollen. Die Schulen heute funktionieren aber nicht mehr so. Da wird nicht mehr Handball, Tennis, Cricket oder was weiss Gott noch alles gespielt. Man muss wegkommen von der Idee, alles nur noch für die Schulen zu machen. Wir brauchen Sportstätten, die für eine oder zwei Sportarten gut sind.
Wie lösen das denn andere Vereine im Basketball?
Linien haben fast alle sehr viele, nur Rekordmeister Fribourg spielt in einer reinen Basketballhalle. Die meisten Teams haben also dieses Linienproblem. Ich lade Sie gerne ein nach Neuchâtel oder Boncourt. Dort ist der Boden noch schlimmer.
«Wir wollen nicht auf hunderttausend Linien am Boden spielen. Das verwirrt den Zuschauer.» Roland Pavloski
Wenn es längerfristig keine Lösung für das Linien- und Parkettproblem gibt, müssten Sie dann nicht doch irgendwann die Halle wechseln?
Wir haben leider keine Alternativen. Das ist das Problem. Die Hoffnung ist, dass gewisse Leute irgendwann zusammenfinden und sagen, wir zahlen diesen Parkettboden.
Und wenn jemand aus der Stadt mit einem Hallenvorschlag käme, würden Sie sich das überlegen?
Warum nicht, das müsste man prüfen. Aber Ideen wie in der Eishalle zu spielen, das ist unrealistisch. Einmal sind die Handballer des RTV Basel auf uns zugekommen und fragten, was wir von einer solchen Idee halten würden.
Warum sind sie nicht darauf eingestiegen?
Wir hätten jedes Mal einen Parkettboden verlegen müssen. Das wäre einfach zu viel für uns gewesen.
Der Gedanke eines Zusammenschlusses der Hallenvereine in der Region, die Suche nach einer gemeinsamen Lösung, ist aber interessant, oder nicht?
Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Volleyballerinnen von Sm’Aesch und den Handballern des RTV Basel und des TV Birsfelden (spielt in der gleichen Halle, Anm. d. R.). Es geht dabei vor allem um gegenseitige Unterstützung, aber in der Tat auch um die Infrastruktur. Das Problem ist bei allen dasselbe: Es fehlt das Geld. Vielleicht müssten wir uns alle zusammenschliessen und im Industriegebiet eine Halle bauen. Laut gedacht.
Laut gedacht, aber nicht realistisch.
Doch, andere Mannschaft machen das doch auch. Die Volleyballerinnen von Volero Zürich zum Beispiel. Aber das geht halt nur mit Geld.
Braucht nicht die Novartis, einer Ihrer Sponsoren, eine Halle, wo die Mitarbeitenden Sport treiben und Sie ihre Spiele austragen können?
(lacht) Wir würden auch auf dem Novartis Campus spielen.
Überlegen Sie sich das?
Wir haben schon mal in diese Richtung gedacht und das auch schon besprochen.
Was haben Sie genau besprochen?
Wir haben mit Sponsoren das Hallenproblem diskutiert. In Deutschland gibt es beispielsweise viele Hallen, die den Namen eines Geldgebers tragen. Eine gesponserte Spielstätte, das wär’s.
Bei der Novartis gäbe es zumindest viele ausländische Mitarbeitende, auch aus den USA, die dem Basketball näher stehen als die Schweizer.
Wir haben in der Tat viele Zuschauer von der Novartis bei uns in der Halle.
Im ersten Spiel verloren die Starwings gegen den BBC Monthey mit 72:92; auf dem Bild verteidigen Williams Kaylon (links) und A.J. Pacher (Bild: Keystone/MAXIME SCHMID)
Wäre das nicht ein Argument für die Idee einer Halle auf dem Campus?
Bleiben wir dabei: Die Sporthalle Birsfelden passt uns sehr. Und erstmal müssen wir sowieso schauen, dass wir überhaupt eine Mannschaft haben, die in dieser Halle spielt. Vor einigen Jahren, nach dem Cupsieg 2010, stand der Verein am Abgrund. Eigentlich hingen wir schon über dem Abgrund.
Was unternehmen Sie, dass das nicht wieder passiert?
Die Entwicklung braucht Zeit, gerade bei einem jungen Verein. Fribourg hat eine Tradition von 80 Jahren. Uns gibt es seit 13 Jahren.
Was braucht Ihr junger Verein in der Zukunft?
Wir müssen den Verein auf eine gesunde Basis stellen. Wir brauchen eine etablierte Jugendabteilung, und wir müssen finanzielle Mittel generieren. Damit wir uns gute Spieler leisten können. Obwohl: Wir haben uns auf diese Saison gute Spieler geleistet.
Geld wirft Körbe?
Wenn man über ein gewisses Finanzniveau verfügt, ist man auf allen Positionen flexibler. Das ist unser grosses Problem. Wir können in der Nationalliga A zwar bestehen. Aber wir haben keinen grossen Spielraum, bei Verletzungen beispielsweise. Dafür fehlt das Geld.
Wie läuft es eigentlich bei der Suche nach Sponsoren?
Alle vier Hauptsponsoren haben verlängert, um zwei Jahre, wenn ich richtig informiert bin. Weniger grosse Geldgeber ebenfalls.
Geld könnte auch mit mehr Zuschauern verdient werden. Die Leute strömen momentan allerdings nicht in Scharen in die Sporthalle Birsfelden. Kämpfen andere Vereine auch um mehr Zuschauer?
Nehmen wir das Beispiel Lugano, ein mehrfacher Schweizer Meister: Da kommen 50 Nasen zu den Spielen. Nur Genf, unser Gegner am Samstag, und Fribourg haben mehr Zuschauer als wir. Die restlichen Teams sind etwa auf unserem Level. An einem guten Tag haben wir 600 Zuschauer. Und wir hoffen, dass wir solche Tage in dieser Saison erleben werden.