Philipp Degen: «Ich schiebe Zusatzschichten»

Im Sommer 2005 hat er den FC Basel in Richtung Dortmund verlassen. Am Samstag schrieb er wieder einmal die Geschichte eines FCB-Spiels. Über sechs Jahre nach seinem Abgang meldet sich Philipp Degen bei seinem Comeback in Rotblau gleich mit dem Tor zum 2:2 zurück. Trotzdem sieht er noch viel Arbeit vor sich.

Bereits wieder wegweisend: Philipp Degen beim FCB. (Bild: Keystone)

Im Sommer 2005 hat er den FC Basel in Richtung Dortmund verlassen. Am Samstag schrieb er wieder einmal die Geschichte eines FCB-Spiels. Über sechs Jahre nach seinem Abgang meldet sich Philipp Degen bei seinem Comeback in Rotblau gleich mit dem Tor zum 2:2 zurück. Trotzdem sieht er noch viel Arbeit vor sich.

In der 113. Minute des Achtelfinals zwischen dem FC Wil und dem FC Basel wurde Barbara Bigler zu einer Art Basler Cup-Heldin. Nein, die Geschäftsführerin des FCB hielt in der Ostschweiz keinen Elfmeter und sie schoss auch kein Tor. Aber spätestens als Philipp Degen für die in Unterzahl agierenden Basler das 2:2 erzielte, hatte sich Biglers Einsatz vom Freitag gelohnt. Denn hätte sie nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt, dann wäre der 28-jährige Degen am Samstag nicht spielberechtigt gewesen.

Weil Bigler aber gewirbelt hatte, weil sie den FC Liverpool, den englischen Verband FA, den Schweizerischen Fussballverband und selbst die Fifa auf Trab gehalten hatte, durfte Philipp Degen am Samstag wieder in einem Pflichtspiel für den FC Basel auflaufen; über sechs Jahre nach seinem Abgang zu Borussia Dortmund.

Am Freitag um 17 Uhr war der Rechtsverteidiger bereits mit dem Mannschaftsbus in Richtung Osten aufgebrochen – im Vertrauen darauf, dass seine Spielberechtigung eintreffen werde. Um 17.14 Uhr erst kam Degens Lizenz tatsächlich in Basel an. Ermöglicht durch ein Härtefall-Gesuch des FCB. Degen galt seit seiner Vertragsauflösung mit dem FC Liverpool im Sommer als arbeitsloser Fussballprofi.

Am Samstag dann musste sich Degen bis zur 88. Minute gedulden. Dann ersetzte der Baselbieter Markus Steinhöfer. Und in der 113. Minute geschah, was in jeder Schule für angehende Drehbuch-Autoren als zu kitschig kritisiert werden sollte: Degen kam – wohl mit Hilfe seines linken Armes – an der Wiler Strafraumgrenze an den Ball und setzte ihn in die obere linke Ecke. 2:2, der FCB war zurück in einem Spiel, das er eigentlich schon verloren hatte.

Es war Degens erstes Pflichtspieltor seit dem 13. Mai 2006. Damals hatte er für Borussia Dortmund bei einem 3:3 gegen Bayern München zum zwischenzeitlichen 3:2 getroffen.

Philipp Degen, sehr viel schöner kann ein Comeback wohl nicht ausfallen?

Ich komme rein, als wir nur noch zu zehnt spielen. Das war nicht ganz einfach für mich, da kannst du nicht einfach so nach vorne stürmen. Du musst dich in den Dienst der Mannschaft stellen. Entscheidend ist schlussendlich, dass wir weitergekommen sind. Und dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte, macht mich überglücklich.

Ursprünglich haben Sie gesagt, dass Sie erst in der Rückrunde in einem Pflichtspiel zum Einsatz kämen.

Der Verein hat sich entschieden, dass er mich per sofort meldet. Ich hatte natürlich nichts dagegen und war glücklich.

War schon vor dem Spiel klar, dass Sie eingesetzt werden?

Nein. Für mich war entscheidend, dass ich wieder einmal vor einem Spiel mit der Mannschaft sein konnte. Das war ein schönes Gefühl. Und natürlich bin ich happy, dass ich ein Tor schiessen konnte. Aber ich muss sicher noch an meiner Fitness arbeiten. Ich habe noch einen langen Weg vor mir. Ich werde alles tun, um mit dem FCB wieder erfolgreich sein zu können.

Was ist ganz am Ende des Spiels passiert, als Dzengis Cavusevic und Genséric Kusunga des Feldes verwiesen wurden? Sie waren ja mitten drin.

Ja, der kam und hat mich ins Gesicht geschlagen. Der Kusunga hat ihn nur wegziehen wollen und sieht dafür Rot. Aber ich will hier nicht allzuviel zum Schiedsrichter sagen.

Als Sie gewusst haben, dass Sie mit dem Team in den Bus steigen können, haben Sie sich sicher vorgestellt, wie Ihr Comeback für den FCB aussehen könnte. War es so, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Ich war vor allem glücklich, dass ich wieder dabei sein durfte. Ich geniesse jeden Moment, den ich auf dem Spielfeld verbringen kann. Und ich habe mir nicht gross überlegt wie, wo, was. Wichtig war, dass die Mannschaft in diesem Cup-Fight weiterkommt. Und das ist ja auch geschehen.

Aber das war schon eines der verrücktesten Spiele, die Sie je erlebt haben?

Ja, das war es. Es war ein Kampf bis zum Ende. Aber im Cup ist das Weiterkommen das Entscheidende.

Was hatte sich die Mannschaft zur Pause denn vorgenommen? Von aussen war das nicht ganz ersichtlich.

Wir wollten ganz klar das 2:0 und das 3:0 anstreben. Das ist uns nicht gelungen. Dann kommt dieser Platzverweis, der meiner Meinung nach keiner hätte sein dürfen, weil Yann Sommer klar den Ball spielt. Und dann ging es los (lacht).

Sind Sie jetzt schon bereit für Einsätze in der Super League?

Ich denke, man darf jetzt nicht zuviel erwarten. Ich gebe alles im Training, ich schiebe Zusatzschichten. Aber das braucht alles seine Zeit. Man darf nicht vergessen, dass ich eine lange Leidenszeit hinter mir habe. Ich habe lange nicht gespielt.

Aber schmerzfrei sind Sie derzeit?

Ja, das bin ich.

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