Philippe Senderos: eine Karriere ohne Konstanz

Philippe Senderos trifft am Donnerstag in der Europa League mit dem Valencia CF auf den FC Basel (21.05 Uhr, #rotblaulive). Der spanische Verein ist des Verteidigers sechste Station im Profifussball. Vor allem Verletzungen verunmöglichten Konstanz in der Karriere, über die der 29-Jährige nicht gerne zu sprechen scheint.

Philippe Senderos, Swiss player of Spain's soccer team Valencia CF, speaks during a press conference in the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Wednesday, April 2, 2014. Spain's Valencia CF is scheduled to play against Switzerland's FC Basel (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Philippe Senderos trifft am Donnerstag in der Europa League mit dem Valencia CF auf den FC Basel (21.05 Uhr, #rotblaulive). Der spanische Verein ist des Verteidigers sechste Station im Profifussball. Vor allem Verletzungen verunmöglichten Konstanz in der Karriere, über die der 29-Jährige nicht gerne zu sprechen scheint.

Von einem Augenblick auf den anderen verändert sich bei Philippe Senderos die Stimmungslage. «Es ist magnifique. Jeden Tag Fussball zu spielen ist für mich der gelebte Traum», sagt er, überlegt – und fügt forsch an: «Und ich gehe davon aus, es wäre auch der Traum vieler von Ihnen gewesen.»

Touché, mögen im ersten Moment einige der verkappten Karrieren denken, die sich Senderos’ Worte notieren, anstatt mit ihm auf dem Platz zu stehen. Doch im zweiten Moment wird klar: Das Thema Karriere mag der 190 Zentimeter grosse und fast kahl geschorene Genfer nicht. Inzwischen ist der 29-Jährige beim Valencia CF gelandet, mit dem er am Donnerstag im Viertelfinal der Europa League auf den FC Basel trifft (21.05 Uhr, #rotblaulive).

Am Ursprung seines Wechsels nach Spanien steht eine Fehleinschätzung der valencianischen Vereinsleitung: Für die Problemzone Innenverteidigung wurde Verstärkung gesucht und der Club in Portugal fündig. Mit Nicolas Otamendi sollte ein Argentinier mit italienischem Pass vom FC Porto in die spanische Küstenstadt wechseln – bis sich herausstellte, dass Otamendi den italienischen Pass doch nicht besass. Anstelle des Argentiniers wurde kurzerhand der spanisch-schweizerische Doppelbürger Philippe Senderos verpflichtet. Für ihn war es der fünfte Vereinswechsel seiner Profikarriere.

Vom einen Verein zum anderen – ohne sich langfristig durchzusetzen

Angefangen hatte seine Laufbahn als Fussballprofessional in Genf bei Servette, wo er 2001 als 16-Jähriger in der Nationalliga A debütierte. Bereits 2003 erfolgte der Wechsel in die Premier League zum FC Arsenal. Unter Arsène Wenger kam er zwischen 2004 und 2010 118-mal zum Einsatz, konnte sich aber nie als Stammspieler etablieren und wurde in der Saison 2008/2009 schliesslich an die AC Milan ausgeliehen. Danach absolvierte Senderos drei Partien für den FC Everton und vier Spielzeiten beim FC Fulham.

«Er war viel unterwegs», fasst Murat Yakin die vielen Stationen des Verteidigers zusammen, den er in der Nationalmannschaft knapp nicht mehr erlebte, als «wertvoll und robust» einschätzt und dem er «gerne zuschaut».

Eine Premiere im 34. Spiel

Bei Valencia besitzt er einen Vertrag bis Ende der Saison und erlebte in weniger als zehn Spielen etwas, was ihm zuvor nie gelungen war: Senderos erzielte gegen Ludogorets Razgrad sein erstes Tor im Europacup – bei seinem 34. Einsatz.

Es gibt zwei Gründe dafür, dass der Innenverteidiger lange auf diese Premiere warten musste: Erstens gehört er mit sieben Toren in Vereinsspielen und fünf in der Schweizer Nationalmannschaft nicht zu den torgefährlichsten Fussballern; und zweitens hat der 52-fache Nationalspieler in seiner Karriere viele Partien verletzungsbedingt verpasst.

Achillessehnenriss, Leistenprobleme, Muskelverletzungen oder Sprunggelenkblessuren; die Liste der Verletzungen ist lang und mitunter ein Grund dafür, dass sich Senderos, der 2002 zusammen mit Tranquillo Barnetta und Reto Ziegler U17-Europameister geworden war, bei keinem Verein über längere Zeit durchzusetzen vermochte.

Die unerfüllten Hoffnungen auf ein Duo Senderos-Djourou

Gerade für die Nationalmannschaft, für die der Genfer am 26. März 2005 beim 0:0 gegen Frankreich in der WM-Qualifikation zum ersten Mal auf dem Platz stand, war das Verletzungspech des Verteidigers ein Fluch. Es gab eine Zeit, in der allgemein angenommen wurde, dass Senderos zusammen mit Johan Djourou über Jahre hinweg das dominierende Duo in der Innenverteidigung bilden würde. Zwei Genfer, die beide in jungen Jahren vom grossen Arsenal verpflichtet wurden – es klang nach einer perfekten Geschichte. Doch daraus wurde nichts. Auch, weil Djourou fast ebenso verletzungsanfällig ist wie Senderos. Noch so eine Gemeinsamkeit der beiden.

Inzwischen haben andere in der Nationalmannschaft Senderos den Rang abgelaufen. Beispielsweise Fabian Schär, der an der WM in Brasilien zusammen mit Steve von Bergen die Abwehr bilden dürfte. Der Verteidiger des FC Basel, rund sechs Jahre jünger als Senderos, erinnert sich an seine ersten Schritte in der Nationalmannschaft: «Senderos ist ein Spieler mit viel Erfahrung. Als ich neu zur Nationalmannschaft gestossen bin, konnte ich von ihm als gestandenem Spieler viel lernen.»

«Dünn, gross gewachsen und einer, der den Ball konsequent nach vorne drischt»

Von einem Verein zum anderen, dabei abwechselnd Stammspieler, Tribünengast und Verletzter: Senderos’ Karriere war ein Auf und Ab ohne Konstanz. Und die weitere Zukunft ist keineswegs gesichert. «Er macht seine Sache gut. Und trotzdem wünsche ich mir, dass er sich in Zukunft weiterentwickelt – sowohl individuell als auch für das Kollektiv», äussert sich Valencias Trainer Juan Antonio Pizzi durchaus kritisch. Und beschreibt Senderos als «dünn, grossgewachsen und einer, der den Ball konsequent nach vorne drischt». Ein wirkliches Kompliment klingt anders.

«Für mich ist es wichtig, dass Valencia gegen Basel weiterkommt und in den Halbfinal der Europa League vorstösst», sagt Senderos auf seine Zukunft angesprochen. Als grosser Redner war er noch nie bekannt. An diesem Abend vor dem Spiel gegen den FCB lässt er noch einmal durchblicken: Er spricht lieber über Aktuelles und die Mannschaft als über Vergangenes und sich selbst.

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