Popcorn-Esser, Lieblingsschüler und was der Bürgermeister dazu sagt

Die einen suchen sogar auf der Tribüne noch ihren Platz, andere regen die Fantasie des Trainers an. Und einige überraschen wohl auch sich selbst immer wieder. Die Spieler des FC Basel in der Rückblende auf das erste halbe Jahr der Saison 2013/14.

27.08 .2013 St Jakob Park Basel , SCHWEIZ , Saison 2013 /2014 Herren Fussball UEFA Champions League Qualifikation R�ckspiel FC Basel - Ludogorets Rasgrad (BUL) Giovanni Sio (FC Basel) ; Einzelbild , Gestik(c) Foto Manuel Geisser

(Bild: Manuel Geisser)

Die einen suchen sogar auf der Tribüne noch ihren Platz, andere regen die Fantasie des Trainers an. Und einige überraschen wohl auch sich selbst immer wieder. Die Spieler des FC Basel in der Rückblende auf das erste halbe Jahr der Saison 2013/14.

Bald geht es an den Gabentisch und die festlich gedeckten Tafeln. Vorher aber noch ein Rückblick auf die Leistungen der Spieler des FC Basel im vergangenen Halbjahr.

Zu jedem Spieler finden Sie neben unserer Einschätzung zu seiner Leistung eine interaktive Formkurve samt seinen wichtigsten Leistungswerten. Schieben und ziehen Sie bei der Zeitauswahl das rote Feld, um in der Formkurve den Zeitraum auszuwählen, der Sie besonders interessiert. Wenn Sie unten über die Punkte fahren, die unsere Noten darstellen, erhalten Sie Zusatzinformationen.

Vergleichen können Sie die Spieler anhand aller Kriterien auf unserer Saisonübersichtsseite rotblaulive.ch, auf der Sie auch alle Tore und Gegentore der Saison grafisch dargestellt finden.

Yann Sommer

Müsste er noch eine Bewerbungs-DVD zusammenstellen, die letzten acht Minuten aus dem Auswärtsspiel auf Schalke würden reichen, um ihn auf der Einkaufsliste europäischer Top-Clubs ganz nach oben rutschen zu lassen. Muss aber natürlich gar nichts zusammenstellen, weil seine Klasse längst hinreichend bekannt ist. Leidet mit elf «Vierern» eigentlich an einem Bewertungsphänomen, das jene Goalies trifft, die bei starken Teams spielen: Wie um Himmelswillen einen Torhüter benoten, der nichts zu halten hat? Ist mit einem TaWo-Notenschnitt von 4,7 trotzdem rotblauer Klassenprimus.– Alter: 24. Vertrag bis: 2015.

Germano Vailati

Gibt ohne Klagen die klare Nummer 2 hinter Sommer. Hält, wenn er nicht spielt die Klappe – und wenn er ran darf die Bälle. Kam in seiner zweiten FCB-Saison Ende November gegen Thun tatsächlich zu seinem ersten Basler Einsatz in der Super League. Durfte sonst nur dann zwischen die Pfosten, wenn es im Cup gegen Erstligisten ging, durfte dort dank der freundlichen Nicht-Unterstützung aber trotzdem immer wieder seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. – Alter: 33. Vertrag bis: 2015.

Arlind Ajeti

Ist der einzige Nachwuchsspieler, der sich in dieser Saison unter Murat Yakin ins Team gespielt hat. Wobei es nicht allen Beobachtern ganz klar ist, weswegen ihn der Trainer als rechten Aussenverteidiger sieht – nicht einmal Ajeti selbst. Durfte er auf seiner Stammposition in der Innenverteidigung spielen, war er meist so solide, wie es sein stämmiger Körperbau verspricht. Für ihn gilt: Jetzt erst recht Gas geben. – Alter: 20. Vertrag bis: 2014 mit Option bis 2016.

Philipp Degen

Musste sich zum Saisonstart von seinem Trainer anhören, er sei hinten rechts eigentlich nur noch als die offensivere Variante von Kay Voser eingeplant. War dann aber bald überhaupt keine Variante mehr und musste sich als emotionaler Tiefpunkt im Auswärtsspiel gegen Steaua Bukarest von Präsident Bernhard Heusler seinen Platz auf der Haupttribüne der National Arena zuweisen lassen. Mampfte dort mit seinem Bruder David Popcorn und fragte sich wohl, wer den Machtkampf zwischen ihnen beiden und Trainer Yakin gewinnen werde. Zur Winterpause scheint der Ausgang offener denn je.  – Alter: 30. Vertrag bis: 2015.

Ivan Ivanov

Kam erst Anfangs August und hätte den nach Kiew abgewanderten Aleksandar Dragovic ersetzen sollen, was ihm mit Abstrichen gelang: Hat noch keine Bundespräsidenten auf den Kopf gehauen und sich auch keinen Platzverweis wegen einer mässig gelungenen Wette mit dem Assistenztrainer eingehandelt. Ist also bislang nicht halb so unterhaltsam wie sein Vorgänger, steigerte aber seine Leistungen auf dem Feld nach verständlicherweise harzigem Beginn. – Alter: 25. Vertrag bis: 2016 mit Option bis 2017.

Behrang Safari

Kehrte doch recht überraschend nach einem Abstecher nach Belgien wieder zum FCB zurück. Hat beim RSC Anderlecht seine Flanken auch nicht unbedingt perfektioniert und steht nach 18 Einsätzen ganz ohne Skorerpunkt da. Startete in Basel mit dem Handicap einer verschleppten Verletzung, raffte sich dann immerhin gegen Chelsea zu einem bärenstarken Auftritt auf, versank danach erneut im biederen Mittelmass und verletzte sich dann wieder. War wohl auch ein Transfer für die Teambildung, weil einfach ein umgänglicher Kerl in der Garderobe, darf auf dem Feld in der Rückrunde aber trotzdem gerne eine Schippe oben drauf legen – Alter: 28. Vertrag bis: 2016 mit einer Option bis 2017.

Gaston Sauro

Hat immerhin knapp mehr Minuten auf dem Spielfeld verbracht, als ein argentinisches Asado dauert, kann damit aber natürlich nicht zufrieden sein. Wollte den Club bereits im Sommer verlassen und ist in diesem Bestreben kaum dadurch gebremst worden, dass er in der internen Hackordnung definitiv hinter Ajeti zurückgefallen scheint. – Alter: 23. Vertrag bis: 2016.

Fabian Schär

Setzte seinen kometenhaften Aufstieg einfach so fort, als ob das keine grosse Sache sei. Ist inzwischen auch in der Nationalmannschaft und schiesst dort so fleissig Tore wie beim FCB. Noch immer mit dem Drang nach vorne, aber nicht mehr im selben Harakiri-Stil der vergangenen Saison. Jetzt gilt: Konstanz, Konstanz, Konstanz. – Alter: 21. Vertrag bis: 2015.

Kay Voser

Schoss sein erstes Tor seit Menschengedenken und versuchte sich danach sogleich am Torjubel des Gerd Müller, seines Zeichens alt Bomber der Nation. Dürfte zwar daran scheitern, die 398 Tore zu erreichen, die Müller für den Münchner FCB erzielte, kann aber mit seiner Saison bislang sehr zufrieden sein. Biss sich ins Team, fand mit seinen Flanken plötzlich die Mitspieler – und wurde dafür mit einer Vertragsverlängerung belohnt. – Alter: 26. Vertrag bis: 2016 mit Option bis 2017.

Taulant Xhaka

Ist eindeutig der Lieblingsschüler des Trainers. Spielte mal im defensiven Mittelfeld, mal auf dem rechten Flügel oder auch als Aussenverteidiger. Muss Yakin dabei mit seiner Aggressivität im Zweikampf überzeugt haben, sonst wäre er kaum auf 27 Einsätze gekommen, die drittmeisten aller Basler. Hat also das Herz des Trainers im Sturm erobert, offenbar aber nicht aber jenes der TagesWoche, die ihm bloss sechsmal eine Note über «genügend» gab. – Alter: 22. Vertrag bis: 2015.

Stephan Andrist

Hat einen Vertrag, der im Sommer ausläuft. Und was würde Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit dazu sagen?

Aber wahrscheinlich gilt das harte Urteil für beide Seiten. Mag bei einem kleineren Club seine Qualitäten einbringen können. Für den FCB aber reicht es nicht.Alter: 26. Vertrag bis: 2014.

David Degen

Spielt dann gut, wenn er das Vertrauen des Trainers spürt. Spürt dieses in Basel derzeit sicher nicht. Wird in der momentanen Konstellation kaum von einem Ritter in goldener Rüstung von seinem Leiden erlöst, sondern muss sich wohl wie Baron Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen. – Alter: 30. Vertrag bis: 2015.

Matias Delgado

Wurde im Sommer als die Wiederauferstehung des Fantasista in Rotblau gefeiert. Dürfte seither nicht bloss die Fantasie der Fans auf Trab gehalten haben, sondern auch die des Trainers: Wie bloss den Argentinier aufstellen? Schien einmal, bei einem kurzen Auftritt gegen Chelsea wieder ganz der Alte. Wirkte aber auch schon mal wie ein Relikt aus vergangenen Tagen: wirkungslos im Offensivpressing, dafür mit der ungebändigten Lust immer und von überall den zauberhaftesten aller tödlichen Pässe zu schlagen. Kommt so auf immerhin sieben Assists, vier davon mit ruhenden Bällen. Müsste deutlich fitter als bis anhin aus der Winterpause kommen, wenn er das komplette Vorbereitungstraining mitmachen kann. Dann gilt: ER soll es richten. – Alter: 31. Vertrag bis: 2017.

Marcelo Diaz

Scheint nach einem Jahr des Akklimatisierens in Europa angekommen zu sein. Zwar noch immer nicht derart stilprägend, wie das seine Transfersumme von 4,5 Millionen Franken vor eineinhalb Jahren vielleicht erwarten liess. Aber doch mit einer bemerkenswerten Konstanz in den Monaten September und Oktober, so er von Yakin nicht mal wieder reichlich erfolglos auf den Flügel abgeschoben wurde. Spult während der Spiele Kilometer ab wie kein zweiter Basler – und schwingt so bei den Kilometer-Zählungen der Uefa stets oben aus. Verpasste die letzten Spiele mit gebrochener Rippe. – Alter: 26. Vertrag bis: 2016.

Mohamed Elneny

Wird in diesem Leben wohl kein Blender mehr. Und ein regelmässiger Torschütze wohl auch nicht. Bleibt, nachdem Landsmann Salah die Technik geändert hat, ein strammer Vertreter des ägyptischen Abschlusses: hoch, höher, ägyptisch. Verrichtet meist still und leise seine Arbeit im zentralen Mittelfeld und fliegt so (anders als seine Schüsse) oft unter dem Radar der Beobachter hindurch. Kann das Niveau halten, wenn das Team gegen Grössen wie Chelsea zur Kür ausholt. Ist aber noch keiner, der das Heft in die Hand nimmt, um ein verkorkstes Spiel noch in die richtige Richtung zu drehen. – Alter: 21. Vertrag bis: 2017.

Fabian Frei

Würde gerne dauerhaft die Position im defensiven Mittelfeld besetzen, wird vom Trainer aber nicht immer dort aufgestellt. Gab in diesem Halbjahr vom Innenverteidiger über den Flügel bis zum Spielmacher alles. Ist vom Mitläufer einer der bestimmenden Figuren dieser Mannschaft geworden und wurde deswegen mit einem neuen Vertrag bis 2017 ausgestattet. Sammelte die meisten Einsatzminuten aller Basler auf dem Feld und – unter anderem dank bester Französisch-Kenntnisse – wohl auch in der Interviewzone vor und nach den Spielen. – Alter: 24. Vertrag bis: 2017.

Mohamed Salah

Ist dafür verantwortlich, dass der FCB auf Facebook inzwischen mehr Anhänger in Kairo hat als in Basel. Hat nach einem halben Jahr bereits ein Tor mehr erzielt als in der gesamten letzten Saison, was für eine deutlich abgeflachte Schussbahn spricht. Wird seine Torquote womöglich nicht beim FCB weiter verbessern. Die Liste jener Clubs aus der englischen Premier League, die nicht an Salah interessiert sein sollen, ist kleiner als jene der BVB-Führungskräfte, die zuletzt ihre Stellung halten konnten. – Alter: 21. Vertrag bis: 2016.

Geoffroy Serey Die

Ist und bleibt ein Mann der speziellen Geschichten. Hat in Basel zwar noch nie gegen Bernhard Heusler eine Weitschuss-Wette verloren oder einem Balljungen die Erziehungsmethoden des Hans Fehr näher gebracht. Überraschte aber doch alle, FCB inklusive, als bekannt wurde, dass gegen ihn seit fünf Jahren eine Untersuchung der Fifa wegen Vertragsbruchs läuft. Überraschte dann durch sein Handling der Sache noch mehr: Legte nämlich in dem Moment Einspruch gegen die drohende viermonatige Sperre ein, als er hätte wissen können, dass ihm eine längere Verletzungspause bevorstand. Fehlte dem FCB so bis in den September verletzt – und könnte ihm erneut fehlen, wenn das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs nicht in seinem Sinne ausfällt. Für ihn gilt: Im Vollbesitz der Kräfte ein wertvoller Puncher im FCB-Mittelfeld. – Alter: 29. Vertrag bis: 2016.

Valentin Stocker

Hielt zu Saisonbeginn die Mannschaft mit seinen Assists und Toren fast schon im Alleingang in der Spur. Musste danach das Scheitern des Transfers zu Schalke 04 verarbeiten, was unter anderem mit diesem Tor gar nicht mal so schlecht gelang:


Passte seine Formkurve nach starken Leistungen gegen Jahresende jener der Aussentemperaturen an und wird über die Winterferien nicht unglücklich sein. – Alter: 24. Vertrag bis: 2016.

Giovanni Sio

Kam, um den nach Augsburg weitergereichten Dings vergessen zu machen. Also, den ähm, Bums, den Typen mit dem schweren Fuss. Ach, egal. Machte den jedenfalls bereits bei seinem ersten Einsatz vergessen, als er in der Champions-League-Qualifikation gegen Razgrad gleich ein erstes Mal traf. Danach beileibe nicht immer konstant gut, mit seinem Platzverweis in Lausanne als Tiefpunkt, aber fast immer gut für ein Tor – gerne auch mal in der Nachspielzeit. – Alter: 24. Vertrag bis: 2017.

Marco Streller

Erzielt jede 112. Minute entweder ein Tor oder gab ein Assist und war damit effektivster Basler. Könnte mit 32 endlich, endlich einmal Torschützenkönig werden, wird dazu aber wohl im Frühjahr seine Ausbeute noch etwas steigern müssen. Zog seinem Trainer fast ein wenig die Hosen runter, als er nach dem 1:1 in Bukarest darauf bestand, nicht wegen einer Verletzung ausgewechselt worden zu sein, wie das zuvor Yakin erklärt hatte.Alter: 32. Vertrag bis: 2015.

Restliche Spieler, die eingesetzt wurden

Raul Bobadilla

26, jetzt in Augsburg.

Endogan Adili

19, Vertrag bis 2016.

Kwang-Ryong Pak

21, Vertrag bis 2016 – wird das Frühjahr leihweise beim FC Vaduz verbringen.

Aleksandar Dragovic

22, jetzt bei Dynamo Kiew.

Darko Jevtic

20, Vertrag bis 2015, bis Ende Saison an Wacker Innsbruck ausgeliehen.

Ausserdem

Admir Seferagic, 1 Spiel. Darko Jevtic, 1 Spiel.

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