Der Pyro-Antrag der Grasshoppers hatte keine Chance bei der Liga-Vollversammlung, der FC Vaduz darf weiter mitspielen und mit Bernhard Heusler ist der FC Basel wieder im höchsten Gremium des Schweizer Profifussballs vertreten.
Neben Heinrich Schifferle, der den zurückgetretenen Präsidenten Thomas Grimm ersetzt, stossen auch Bernhard Heusler (FC Basel), Ilja Kaenzig (BSC Young Boys) und Walter Stierli (FC Luzern) für die nächsten drei Jahre zum neukonstituierten Komitee der Liga.
Damit sind zwei Schwergewichte der Super League (Basel und die Young Boys) im höchsten Gremium des Schweizer Profifussballs vertreten und mit Luzern ein Verein, der es gerne zu diesem Gewicht bringen möchte. Der FC Basel kehrt nach drei Jahren ins Komitee zurück, nachdem 2008 die Wahl von Georg Heitz, damals noch als Berater des FCB tätig, heute sein sportlicher Koordinator, schief gegangen war. Unter anderem, weil der FC Zürich dem Basler Vorschlag die Stimme verweigert hatte. Was FCZ-Präsident Ancillo Canepa alsbald als Fehler eingestand.
Zuvor war der ehemalige FCB-Präsident Werner Edelmann im Komitee gesessen – als erster FCB-Vertreter nach langer Absenz in dieser Runde, wo die grossen Linien des Profifussballs gezeichnet werden. Bernhard Heusler, der sich im Januar um das Präsidentenamt beim FC Basel bewerben wird, und der CEO der Young Boys, Ilja Kaenzig, verleihen dem Komitee eine neue Bedeutung. Zuletzt wirkten dort Leute wie Aniello Fontana mit, der mit seinem FC Schaffhausen in die 1. Liga abgerutscht ist, oder Alexandre Rey, der als Vertreter von Xamax gar keine Rolle mehr im Fussball spielt.
Raus aus dem Schattenkabinett
«Es sind keine persönlichen Ambitionen, sondern eher Notwendigkeiten, die mich ins Komitee führen», sagt Bernhard Heusler gegenüber der TagesWoche. Zuletzt habe der sogenannte «Witschi-Stammtisch», eine traditionsreiche Zusammenkunft der zehn Super-League-Präsidenten, wie ein Schattenkabinett gewirkt und fast mehr Einfluss ausgeübt als das Komitee der SFL. «Eine der Überlegungen war, die entscheidenden Themen wieder in das offizielle Gremium zu tragen», so Heusler.
Unter den Herausforderungen, denen sich der Profifussball gegenüber sieht, war es zum Bruch mit dem abgetretenen Präsidenten Thomas Grimm gekommen. Er war mit seiner Linie zuletzt isoliert gewesen im Komitee und hat die Konsequenzen gezogen. «Keiner hat mehr das Heft in der Hand gehabt», schildert Ilja Kaenzig das Bild, das die Liga abgegeben hat. Das soll sich nun ändern. Mit dem neuen Präsidenten Heinrich Schifferle und den Schwergewichten im Komitee. «Die grossen Clubs müssen in die Verantwortung gehen» so Kaenzig, «die Problemlösung muss von den Grossen, die mehr Kapazität besitzen, angegangen werden, sonst geht es am Ende allen schlecht.»
„Habe Amt nicht gesucht»
Gefordert ist unter anderem mehr Effizienz und ein Präsident, der die Richtung vorgibt. Am Freitag, dem Tag seiner Wahl, konnte Heinrich Schifferle noch keine Regierungserklärung abgeben. Zu sehr ist die Liga derzeit beschäftigt mit ihren grossen und kleineren Baustellen. Schifferle, Bruder von zwei langjährig tätigen Journalisten im Schweizer Fussball (Tagesanzeiger und Landbote in Winterthur), hat «klare Vorstellungen» von den Führungsstrukturen in der SFL, will aber erst Mitte Dezember konkreter werden. Durchblicken liess er, dass er den operativ tätigen Kräften im Haus der Fussballs in Muri mehr Verantwortung übertragen möchte.
Schifferle will seinen Aufwand als Liga-Präsident eigentlich auf 20 bis 30 Prozenz seiner Zeit beschränken, hat sich aber privat und beruflich als Geschäftsführer eines Liegenschafts-Unternehmens so organisiert, dass er bei den vielen Baustellen, die es derzeit zu betreuen gibt, auch mehr zur Verfügung steht. «Ich habe das Amt nicht gesucht, freue mich aber über die Wahl und weiss, dass es schwierige Zeiten sind», so Schifferle, «deshalb war es wichtig für mich, dass Basel, YB und Luzern im Komitee dabei sind, mehr kann man sich nicht wünschen».
Nur GC stimmt für eigenen Vorstoss
Erwartungsgemäss abgeschmettert hat die Generalversammlung der zehn Super-League und 16 Challenge-League-Vereine am Freitag einen Vorstoss der Grasshoppers. Deren Präsident Roland Leutwiler hatte unter dem Eindruck des abgebrochenen Zürcher Derbys vom 2. Oktober beantragt, dass Spiele künftig sofort abgebrochen werden können, sobald Pyro-Technik auf den Rängen gezündet wird. Für diesen nicht zu Ende gedachten Antrag stimmte letztlich ein einziger Club, die Grasshoppers selbst. «Es war vernünftig, diesen Antrag abzulehnen», so Schifferle, «denn er hätte jeder Manipulation Tür und Tor geöffnet.»
Die Liga verfolgt beim Thema Sicherheit und Gewalt im Schweizer Fussball drei Ziele: Sie begrüsst Rayonverbote und Meldeauflagen, sie will die Beweismittelsicherung verbessern und ausserdem die Empfangssituation für Fans in den Stadien. «Sie sollen sich», so Liga-Sprecher Roger Müller, «nicht eingekerkert fühlen.» Das Motto, dass die Liga dabei verfolgt, lautet: «Good hosting, fewer problems» – Gastfreundlichkeit macht weniger Probleme.
Der FC Vaduz bleibt dabei
Auf unbestimmte Zeit verlängert hat die SFL den Vertrag, der es dem FC Vaduz erlaubt, im Schweizer Profifussball mitzuspielen. Im Mai hatte der Antrag der Liechtensteiner , die seit 80 Jahren fussballerisch in der Schweiz integriert sind, noch keine Chance gehabt und war vertagt worden. Zu einer höheren Teilnahmegebühr bleiben sie nun aber dabei. Obwohl die Challenge League, wo der FC Vaduz derzeit spielt, nach dieser Saison auf zehn Teilnehmer reduziert wird, stimmten bei der Generalversammlung in Bern lediglich vier Challenge-Ligisten gegen den Antrag.
«Der FC Vaduz hat in eigener Sache gut gearbeitet», so Liga-Manager Edmond Isoz zur Lobbyarbeit im Ländle. Ausdrücklich wurde der FC Vaduz als Verein gelobt, der nie Probleme bereite. Neben der Beteiligung an Schiedsrichter-Kosten und einer Kompensation aus allfälligen Europacup-Einnahmen muss der FC Vaduz etwas hinblättern, um in der Schweiz mitspielen zu dürfen: 300’000 Franken (zuvor: 200’000) kostet die Eintrittskarte für die Super League, 100’000 (50’000) für die Challenge League.