Die Tennishoffnung Rebeka Masarova strebt die Weltspitze an. Porträt einer Begabten, die nach Spanien auszog, dort auf dem Court gefördert wurde und inzwischen wieder in Basel lebt.
Rebeka Masarova fällt auf. Zum Beispiel bei der Auszeichnungsfeier mit dem Sporthilfe-Nachwuchspreis. Nicht nur überragt die 17-Jährige alle anderen hochdekorierten Talente, ihr pink gefärbter Zopf ist ein weiteres auffälliges Merkmal. Und auch akustisch fällt Masarova auf: Sobald sie sich vom Smalltalk und den Pressefragen abwendet und sich mit Schwester und Mutter unterhält, spricht sie Spanisch.
Mit neun zog sie mit ihrer Mutter Marivi und den vier älteren Geschwistern von Basel nach Barcelona, wo die schweizerisch-spanische Doppelbürgerin mit slowakischen Wurzeln die Schule besuchte und im Tennis gefördert wurde – täglich, konsequent, intensiv.
Der Vater, als Arzt in Basel tätig, blieb als Einziger zurück. Erst vor zwei Jahren vereinte sich die Familie wieder am Rhein. Basel wurde Masarovas Lebensmittelpunkt, und heute vermisst Rebeka nur noch eines: ihre spanischen Freunde.
Basel ist Masarovas Trainingsbasis
Im neuen Tennisumfeld fand sich Rebeka rasch zurecht. Im Training bieten sich breite Möglichkeiten an verschiedenen Orten. Dem Tennis widmet sie sich vorrangig, «vier Stunden summieren sich täglich», sagt sie. Hinzu kommen Krafttraining, Konditionseinheiten und Physiotherapie. Nebenher stellt sie sich der Herausforderung der Matura – im Fern-, sprich Einzelstudium.
Rebeka Masarova ist zu einer der besten Spielerinnen ihrer Generation aufgestiegen. Als Höhepunkt gewann sie im Juni 2016 das French Open in Paris, in Melbourne am Australian Open stiess sie bis in den Halbfinal vor, 2017 gar bis in den Final, an der U18-Europameisterschaft eroberte sie Rang 3.
«Die Motivation, Besonderes zu leisten, ist wieder enorm.» Rebeka Masarova
Grosserfolg hat sich an Grosserfolg gereiht und seit 2016 gehört sie zu den Profispielerinnen. «Ich werde in Zukunft vor allem Profiturniere spielen und kaum mehr Junioren-Events», sagt Masarova gegenüber «Telebasel». Bei den Frauen machte sie erstmals vor zwei Jahren auf sich aufmerksam. Bei ihrem ersten WTA-Turnier in Gstaad erreichte die Debütantin gleich den Halbfinal – und besiegte unter anderen die ehemalige Weltnummer 1 Jelena Jankovic.
Trainingsblock mit Weitsicht
Seit ihrem Auftritt in Australien zum Jahresbeginn gab es keine grossen Meldungen mehr. Mit Erfolglosigkeit hat das allerdings nichts zu tun. Masarova hatte weitsichtig denkend einen Trainingsblock eingeschoben, das bedeutete intensives Arbeiten an Stärken und Schwächen.
Die Arbeit ging einher mit dem Neuaufbau von innerer Spannung und der speziellen Freude auf die Duelle auf den Tennisplätzen. «Die Motivation, Besonderes zu leisten, ist wieder enorm», sagt sie.
Hinzu kommt, dass sie mit ihren Trainingswerten in neue Bereiche vorgestossen und ohne Verletzungssorgen durch die drei Monate gekommen ist. Masarova fühlt sich körperlich und mental bereit, um neuen Grosserfolgen entgegenzusteuern.
Lob von Heinz Günthardt
«Mein Ziel ist es vorwärtszukommen», sagt sie. Dabei denkt Masarova vor allem an das WTA-Ranking. Derzeit belegt sie Position 313 (Stand 11. April 2011). Eine Platzierung unter den besten 200 hat sie sich für diese Saison vorgenommen, schnell weiterkommen heisst die Devise. Einen ersten kleinen Dämpfer erlebte die Rechtshänderin allerdings jüngst beim WTA-Turnier in Biel, wo sie in der ersten Runde an der Deutschen Annika Beck mit 4:6, 4:6 scheiterte.
Abgang nach der 4:6, 4:6-Niederlage gegen Annika Beck: Rebeka Masarova verlässt den Court in Biel gemeinsam mit ihrer Trainerin Maria Victoria Vieites. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)
Grosse Stücke auf Masarova hält Heinz Günthardt. Der Tennisfachmann, TV-Experte, frühere Doppel-Spezialist und Wimbledonsieger hebt drei Faktoren heraus: Beweglichkeit, Grösse und Schnelligkeit. Als herausragend und aussergewöhnlich bezeichnet er Masarovas Athletik. Günthardt sagt: «Mit dieser Voraussetzung bringt Rebeka alles mit, um weit zu kommen.»
Zumal ihr Umfeld stimmt und Swiss Tennis derzeit wenig Einfluss nimmt. Basis von Masarovas Tenniswelt ist Basel. Hier hat sie sich gut eingelebt, hervorragend organisiert und professionelles Denken verinnerlicht.