Mit den Sonder-Einnahmen aus Europacup und Transfers steigert die FC Basel 1893 AG noch einmal ihren Umsatz: Von 88 Millionen im Jahr 2013 auf 105 Millionen Franken für 2014. Das ist bisher unerreicht für Schweizer Fussball-Verhältnisse. Durch Sonder-Abschreibungen hat der FCB seinen Gewinn auf null reduziert und verfügt neben 33 Millionen Eigenkapital nun über stille Reserven in enormem Umfang.
Stephan Werthmüller hat «ein Hobby», wie er sagt. Es ist eine lustvolle Beschäftigung, die für einen Verwaltungsrat eines Schweizer Super-League-Vereins ziemlich extravagant daherkommt: Werthmüller minimiert beim FCB seit ein paar Jahren den Gewinn, um Steuern zu sparen. «Natürlich in Absprache mit der Steuerverwaltung», wie der Finanzchef der FC Basel 1893 AG sich beeilt hinzuzufügen, «jede andere Firma hat dieselben Möglichkeiten.»
Es wiederholt sich beim FCB inzwischen Jahr für Jahr. Er präsentiert seine Finanzen – und alle denken: Höher kann es nicht mehr gehen. «Mit 88 Millionen Umsatz erreicht der FCB die Schallmauer», titelte die TagesWoche vor Jahresfrist. Jetzt kann man fragen: welche Schallmauer? 105 (in Worten: einhundertfünf) Millionen Franken Ertrag hat der FC Basel im Jahr 2014 erwirtschaftet.
Ausserdem kann der FC Basel vor Abzug von Steuern und Gewinnüberführung bereits zum dritten Mal hintereinander einen Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe ausweisen. «Eine Serie, die ich nie für möglich gehalten hätte», stellt Werthmüller mit Blick auf das Ergebnis von 15 Millionen Franken fest. In seiner ersten Zeit unter Präsident René C. Jäggi habe der Verein «nicht einmal einen Umsatz in dieser Höhe erreicht».
Im Sommer stand der Rekord fest
Bereits im vergangenen Sommer stand fest, dass der FCB 2014 die 100-Millionen-Grenze knacken würde. Der Transfer von Mohamed Salah war bereits im Januar über die Bühne gegangen und spülte rund zwanzig Millionen in die Kasse. Und weil mit dem Meistertitel auch die Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League feststand, war klar, in welche Richtung es mit den Europacup-Einnahmen gehen würde.
Am Ende des Jahres 2014 stand beim FCB ein Gewinn von 15 Millionen Franken zu Buche. Ein Betrag, der schliesslich durch Hobby-Steueroptimierer Werthmüller auf null korrigiert wurde, indem er die Transferwerte aller FCB-Spieler durch ausserordentliche Abschreibungen ebenfalls auf null runterrechnete.
Einerseits, sagt Werthmüller: «Ist da nun kein Potenzial mehr, wenn wir noch einmal Gewinn machen sollten.» Sprich: Eine neuerliche Abschreibung in Millionenhöhe dürfte schwierig werden. Andererseits sitzt der FCB nun auf stillen Reserven in Millionenhöhe, die er zumindest teilweise aktivieren könnte, wenn ein mageres Jahr ins Haus steht. Nimmt man für bare Münze, was das Portal «transfermarkt.ch» errechnet, ist das aktuelle FCB-Kader rund 55 Millionen Franken wert.
Das strukturelle Defizit liegt bei 15 Millionen Franken
Das vom Verein so genannte «strukturelle Defizit», also die Lücke zu Beginn des Rechnungsjahres zwischen Aufwand und Ertrag aus dem nationalen Geschäft, ist mit gestiegenen Spielerlöhnen auf 15 Millionen Franken angewachsen.
Mit anderen Worten kann sich der FCB mit seinen stillen Reserven ein, zwei schlechtere Jahre leisten, und er müsste vielleicht erst nach einer dritten sportlich und damit auch wirtschaftlich schwächer verlaufenen Saison an das in der Holding AG geparkte Eigenkapital gehen. Und das beträgt weitere 33 Millionen Franken.
Rekord auch bei den Transferzahlungen
Auffällig an den Zahlen 2014 ist: Der Transferertrag ist mit 36 Millionen Franken auf eine Rekordhöhe gestiegen. Der Dank geht da vor allem an Chelsea (Mohamed Salah), Mönchengladbach (Yann Sommer) und Hertha Berlin (Valentin Stocker). Die Einnahmen sind damit sogar noch höher als 2012, als die clubeigenen Juwelen Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri Basel verliessen.
Ebenfalls auf einem neuen Hoch stehen die Transferausgaben, die mit 17 Millionen Franken zu Buche schlagen. In dieser Zahl eingerechnet sind die im Lizenzverfahren der Swiss Football League vorgeschriebenen ordentlichen Abschreibungen auf Transfersummen (in der Regel linear auf drei Jahre) sowie Provisionen für Spielervermittler.
Ausserdem konnten die Basler die Einnahmen aus dem Ligabetrieb noch einmal um drei Millionen auf 42 Millionen Franken steigern. Damit aber scheint die Zitrone ausgepresst. «Wir scheinen am Plafond angekommen zu sein», sagt Werthmüller, «jede weitere Million ist brutale Knochenarbeit.»
Auf fast 25’000 Jahreskartenbesitzer kann der FCB zählen, was auch im internationalen Vergleich eine stolze Zahl ist, aber nur schon beim Blick auf die Einnahmemöglichkeiten in der Rechtevermarktung wird deutlich, was Bernhard Heusler meint, wenn er sagt: «Wir machen einen Spagat zwischen zwei Welten.» Auf dem Heimmarkt bekommt der FCB als Schweizer Meister ungefähr 1,5 Mllionen Franken aus dem TV-Topf. Für einen solchen Betrag dürfen englische Fernsehsender in einem Premier-League-Stadion nicht mal ein Kabel einstecken, und in der Bundesliga könnte man eine Halbzeit von 306 Spielen zeigen.
Nach oben offen sind dagegen die Gelder, die im europäischen Fussball verdient werden können – zuallererst natürlich in der Champions League, in der aktuell 1,3 Milliarden Euro pro Saison verteilt werden (Europa League: 250 Millionen). Im Zyklus 2015–2018 bekommt die Uefa für die Königsklasse noch einmal mehr Geld. Umso bedeutender wird es für den FCB sein, erneut die Gruppenphase zu erreichen.
Weniger Geld aus dem europäischen Topf
2014 verdienten die Basler allerdings trotz Champions League international zehn Millionen Franken weniger als 2013. Diese Differenz ergibt sich durch die beiden ausverkauften Spiele gegen Tottenham und Chelsea in der Europa League im Jahr 2013. 2014 hatte der FCB den Nachteil, dass das Heimspiel gegen Valencia vor leeren Rängen hatte stattfinden müssen. Was umgerechnet bedeutet: Ein ausverkauftes Haus im internationalen Fussball ist für den FCB rund fünf Millionen Franken wert.
Mit dem Umsatz kräftig mitgewachsen sind die Spielergehälter, die zusammen mit der Abfindung für Trainer Murat Yakin den Grossteil der 64 Millionen Franken ausmachen, die der FCB als «Aufwand aus ordentlichem Betrieb» bezeichnet.
In das Kader wurde bewusst viel Geld gesteckt
Sie seien «keine Hasardeure», sagt Werthmüller, wenn er auf die steigenden Spielerkosten blickt. Der FCB habe im Wissen um die bevorstehenden Rekordzahlen im Sommer bewusst ins Kader investiert. «Überinvestiert», sagt FCB-Präsident Bernhard Heusler sogar, wenn er die Basler Gehälter in Bezug zu den sportlichen Herausforderungen in der Super League setzt: «Aber mit Blick auf die Champions League bekommen wir von Spieleragenten die Rückmeldung, dass wir eher zu wenig bezahlen. In diesem Spannungsfeld leben wir als FCB.»
Es ist jedesmal wieder wie ein Wunder, solche Zahlen zu präsentieren» – Finanzchef Stephan Werthmüller (hier 2014) über das zurückliegende, erneute Rekord-Geschäftsjahr des FC Basel. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Fehlen die vielbemühten «Sondereffekte», die Einnahmen aus dem Europacup oder lukrative Transfers, sieht Finanzchef Werthmüller nur eine Einsparmöglichkeit: bei den Spielergehältern. So, wie es die Basler bereits in diesem Winter mit den Abgängen von Marcelo Diaz und Geoffroy Serey Die getan haben.
Die Kurve könnte einen Knick bekommen
Und nun: Werden die Kurven beim FC Basel immer weiter in die Höhe steigen? «Es muss nicht jedes Jahr so weitergehen», sagt Bernhard Heusler mit aller gebotenen Vorsicht eines Teilnehmers an einem volatilen Geschäft, wie es der Profifussball darstellt. Und für Stephan Werthmüller steht fest, dass es bei der Umsatzkurve «künftig einen Knick geben wird».
Nur schon der tiefe Euro-Kurs dürfte das FCB-Ergebnis 2015 wieder auf unter 100 Millionen Franken drücken. Doch auch dann wird der FC Basel in der Schweiz ganz allein auf weiter Flur stehen: Die restlichen neun Vereine der Super League kommen zusammengerechnet ungefähr in die Grössenordnung der Basler.