Viktor Röthlin war wieder einmal der beste Schweizer. Aufs Podest reichte es beim Zürcher Silvesterlauf zwar nicht, der fünfte Rang ist aber dennoch das beste Ergebnis seiner Vorweihnachslaufserie.
Den Afrikanern Paroli bieten konnte Viktor Röthlin wie zuvor in Bulle, Basel und Genf zwar auch in Zürich nicht. Grund zur Freude fand er aber trotzdem – und zwar doppelte. Er freute sich über seine eigene Verfassung ebenso wie den Sieg im Duell mit Philipp Bandi. Der Berner lief im vierten und letzten Duell zum dritten Mal in Folge hinter Röthlin ins Ziel.
Wie auch schon in Basel stiess auch der Silvesterlauf in Zürich, die drittgrösste Veranstaltung dieser Art in der Schweiz, an ihre Grenzen. Von den 20’598 angemeldeten Läufern gingen schliesslich 18‘281 tatsächlich an den Start. Staus gehörten zum Bild, Geduld war verlangt, wenn es in den Zürcher Strassen und Gassen eng wurde.
«Es war, wie’s zu erwarten war», sagte Röthlin im Ziel lachend. Eine «Zweiklassengesellschaft» machte er aus: die erfolgshungrigen Afrikanern, die wie schon in den Vorwochen ihre hervorragende Verfassung unter Beweis stellen wollten und loslegten wie «ein Schnellzug». Und dahinter die Schweizer. Doch das Schaulaufen der Favoriten zeigte sich in Zürich weniger krass als in den Vorwochen. Das hing vor allem mit Röthlins Verfassung zusammen.
«In Zürich hatte ich ganz klar bessere Beine als in allen drei andern Rennen», konstatierte er zufrieden. Als Fünfter verlor er nur 35 Sekunden. Er war damit seiner Konkurrenz damit deutlich näher als zuletzt. Röthlin nahm es mit Freude zur Kenntnis. Er sieht sich «voll im Fahrplan» im Hinblick auf seinen nächsten Marathon in rund zwei Monaten.
«Das Publikum trug mich»
Und er schwärmte von seinen Empfindungen: «Ich war hier mit einem tollen Laufgefühl unterwegs, jetzt war der Körper bereit auf Leistung.» In einer souveränen Renneinteilung sah er dies ebenso bestätigt wie in der Balance zwischen den Abschnitten bergauf und bergab. Und etwas nahm er mit besonderer Genugtuung zur Kenntnis: «Das Publikum trug mich, ich wusste gar nicht, wie laut Zürcher anfeuern können.» Im Hinblick auf sein finales, grosses Ziel, den EM-Marathon 2014 in ebendiesem Zürich stellt dies ein «stark motivierendes Element» dar.
Als grosser, fairer Sportsmann zeigte sich Röthlin aber ebenso. Im Ziel verneigte er sich vor Philipp Bandi. Hinter sich gelassen hatte er den Berner wie zuletzt in Basel und Genf auch in Zürich. Aber er erwies ihm mit seiner Geste die Referenz. Der 35-jährige Bandi bestritt in Zürich sein allerletztes Rennen einer eindrücklichen und langen Karriere. Den Wunsch, Röthlin zu schlagen, erfüllte sich für Bandi aber nicht.
Überraschender als bei den Männern war die Schweizer Hierarchie bei den Frauen. Als beste Einheimische lief die Zürcher Oberländerin Fabienne Schlumpf (22) auf Rang 4. Ihr glückte damit eindrücklich die Bestätigung für den erstklassigen 14. Rang an der Cross-Europameisterschaft eine Woche zuvor.
(20’598 Angemeldete,18‘281 Startende)
Post-Cup. Männer (8,8 km): 1. Patrick Ereng (Ken) 24:58. 2. Abraham Tadesse (Eri/Genf) 25:01. 3. Jacob Kendagor (Ken) 25:13. 4. Abraham Tendoi (Ken) 25:15. 5. (1. Post-Cup) Viktor Röthlin (STV Alpnach) 25:33. 6. (2.) Philipp Bandi (GG Bern) 25:57. 12. (5.) Mario Bächtiger (STV Eschenbach) 26:20.
Frauen (6,3 km): 1. Cynthia Kosgei (Ken) 20:38. 2. Caroline Chepkwony (Ken) 20:40. 3. Durka Frey (Sudan/TV Olten) 20:53. 4. (1. Post-Cup) Fabienne Schlumpf (TG Hütten) 20:57. 5. (2.) Mirja Jenni (TV Längasse) 21:02. 6. (3.) Martina Strähl (LV Langenthal) 21:08. 7. (4.) Valérie Lehmann (GG Bern) 21:12.
Post-Cup 2012. Schlussklassement (6/6): 1. Bandi 127. 2. Röthlin 95. 3. Bächtiger 91. – Frauen: 1. Jenni 134. 2. Lehmann 122. 3. Strähl 99.