2013 – das war bei ihm nur noch «Stop-and-Go-Tennis», sagt Roger Federer. 2014 soll nun alles nochmals besser werden – zuerst beim Turnier in Melbourne, wo der Baselbieter zumindest einen Rekord schon mal auf sicher hat.
Wenn Roger Federer nicht noch bis Dienstag auf einer Bananenschale ausrutscht, dann wird er bei den Australian Open 2014 in jedem Fall gleich mal einen neuen, ziemlich fabelhaften Rekord aufstellen – einen, der sich nicht in einer verblüffenden Siegstatistik wiederfindet. Sondern einen, der ihn als Weltmeister der Ausdauerkraft, Beharrlichkeit und Zähigkeit ausweist. Federer – der Marathon-Mann: Seit der inzwischen 32-Jährige im Jahr 2000 als junger, aufstrebender Teenager in Melbourne an den Start ging, hat er nie wieder bei einem der vier Major-Wettbewerbe gefehlt.
Der TV-Sender Eurosport überträgt die Australian Open jeweils ab 0.30 Uhr live aus Melbourne. SRF 2 zeigt die Spiele der SchweizerInnen. Und die aktuellen Spielstände können auf der offiziellen Website live verfolgt werden.
Immer und immer wieder war er mittendrin im härtesten Kampfgeschehen, mal in der Rolle des hochbegabten, aber noch nicht ausgereiften Supertalents, mal als Eroberer der Tennismacht, mal als einsamer Herrscher über seinen Sport, mal als einer der «Fabelhaften Vier» an der Spitze. Und zuletzt als Mann, der sich jenseits seiner Dreissiger in der ersten ernsthaften Krise seit einer ganzen Dekade als Führungskraft zu bewähren hatte.
Tipps von Gentleman Edberg
57 Grand Slams mit Federer, eine fast unwirkliche Bestmarke in dieser Epoche der höchsten Beschleunigung des Tennis, der teilweise epischen Herausforderungen für die Stars. «Kaum zu glauben, dass ich das geschafft habe», sagt denn auch Federer selbst, «es war eine lange, wunderbare Reise.»
Und sie ist, wenn man Federers Vorsätzen glauben kann, noch keineswegs zu Ende. Weder in Bälde noch auf mittelfristige Distanz. Federer geht in diese komplizierte Saison 2014 jedenfalls so hinein, als wäre der Zielstrich nicht in Sicht – und eben auch kein Thema. «Ich will wieder in eine Position, aus der ich grosse Titel gewinnen kann», sagt der 17-malige Grand Slam-Champion, der dabei auch auf die Beraterdienste des schwedischen Gentlemanspielers Stefan Edberg vertraut, einer der vielen Nachrichtencoups, die in die tennislose Zeit bis kurz nach Weihnachten hineinplatzten.
Schweres Los
Federer und Edberg, nach Ansicht der meisten Experten ist das eine sehr passende Verbindung. Und auch ein treffsicherer Return auf die Welle von Neueinstellungen von Ex-Stars, die für viel Aufsehen nicht nur in der Tennisbranche selbst sorgten. «Einer wie Stefan hat sicher noch einmal eine andere Ansprache, einen speziellen Blick auf die Dinge», sagt Federer, der sich als Nummer 6 der Setzliste in der ersten Turnierrunde mit dem australischen Wildcard-Starter James Duckworth zu messen hat.
Besonders gut gemeint hat es das Auslosungs-Schicksal nicht mit dem Schweizer, der bestenfalls im Achtelfinale auf Jo-Wilfried Tsonga, im Viertelfinale auf Andy Murray und im Halbfinale auf den ewigen Weggefährten und Widersacher Rafael Nadal treffen könnte. Federer, kein Zweifel, ist in die schwerere, kompakter besetztere Auslosungs-Hälfte geraten, aber Lamentieren gibt es nicht bei ihm: «Ich habe es immer genommen, wie es kommt. Und nie geklagt über so etwas», sagt er, «es gibt ja keine leichten Lose oder Auslosungen mehr. Man muss vom ersten Moment an hellwach, voll sensibilisiert sein.»
Der letzte Neuanfang – hoffentlich
Auf den Weg, zum 15. Mal eine Grand Slam-Saison voll durchzuspielen, macht sich der älteste aller Topspieler mit einer guten Portion Hoffnung. Und der gestiegenen Zuversicht, dass sich ähnliche Kalamitäten und Krisenerscheinungen wie im Vorjahr nicht wiederholen werden. Genährt wird der Optimismus vor allem durch bessere Fitness, ein stärkeres Körpergefühl und die reibungslose Vorbereitungszeit, erstmals seit mehr als einem Jahr habe er das Gefühl, «wieder richtig und bedingungslos angreifen zu können. 2013, das war wie Stop-and-Go-Tennis, immer wieder mit Rückschritten und Neuanfängen. Konstanz war da nie drin.»
Schon der etwas stärkere Herbst und der ordentliche WM-Auftritt in London hätten ihm aber gezeigt, «dass mit Blick auf 2014 wieder was geht.» Was genau, wird sich noch zeigen. In Melbourne und an vielen anderen Tennis-Schauplätzen, die er wieder und immer noch betreten wird. Federer, der Marathon-Mann.