Roger Federer zieht ins Halbfinale und trifft auf die Tennis-Zukunft

Er ist 18, hat sich gerade frisch tätowieren lassen und fordert nun Roger Federer: Borna Coric steht im Halbfinal des ATP-Turniers in Dubai, gilt aber nicht nur deshalb als die Tennis-Zukunft.

Borna Coric of Croatia celebrates after beating Andy Murray of Britain during their men's singles quarter-final match at the ATP Championships tennis tournament in Dubai February 26, 2015. REUTERS/Ahmed Jadallah (UNITED ARAB EMIRATES - Tags: SPORT TENNIS) (Bild: Reuters/Ahmed Jadallah)

Er ist 18, hat sich gerade frisch tätowieren lassen und fordert nun Roger Federer: Borna Coric steht im Halbfinal des ATP-Turniers in Dubai, gilt aber nicht nur deshalb als die Tennis-Zukunft.

Auf seinen rechten Oberarm hat sich Borna Coric in der Winterpause ein Tattoo stechen lassen. Es ist ein starkes, keineswegs kleinmütiges Statement, das da zu lesen ist: «Es gibt nichts Schlimmeres im Leben, als durchschnittlich zu sein.» Seine Mutter sei erschrocken gewesen, als er ihr das Tattoo gezeigt habe, sagte Coric am Donnerstag in Dubai: «Sie sagte: Das war ziemlich dumm von dir.» Aber dann habe er gesagt: «Ich bin 18. Ich kann das jetzt machen.»

Coric, der Junge, von dem viele glauben, dass er die Zukunft im Tennis bedeutet, war in Plauderlaune an diesem vierten Turniertag, an einem seiner grössten Tage im Tourgeschäft. Denn vom Ausgeschiedenen in der letzten Qualifikationsrunde und Lucky-Loser-Teilnehmer (Ersatz für den erkrankten Kohlschreiber) war der Teenager auf einmal zur Sensationsnummer beim Millionenspiel am Golf mutiert, zum stolzen Bezwinger des schottischen Braveheart Andy Murray.

 

«Das ist sicher der grösste Sieg neben dem Erfolg gegen Nadal», sagte der Kroate nach seinem 6:1, 6:3-Viertelfinaltriumph über Murray, den Australian-Open-Finalisten. Noch am Abend vor diesem Coup hatte Nummer-1-Mann Novak Djokovic in höchsten Tönen vom Youngster geschwärmt und ihm eine glänzende Perspektive im Welttennis vorhergesagt: «Er ist seinem Alter weit voraus. Sehr routiniert, sehr abgeklärt, sehr ehrgeizig, sehr selbstbewusst.»

Coric ist kühl, durchdacht, ausbalanciert und plant seine Züge wie ein Schachspieler.

Tatsächlich wirkt Coric im Vergleich zu Altersgenossen schon sehr reif, sein Spiel ist völlig untypisch für einen Heranwachsenden im Profizirkus, für einen Burschen, der eigentlich noch in der Ausbildung ist. Gegen Murray spielte nicht Murray wie ein meisterlicher Stratege des Centre Court, sondern Coric – kühl, durchdacht, ausbalanciert, seine Züge wie ein Schachspieler planend.

Wo Murray verzweifelt seine Linie suchte und nie fand, machte Coric den Eindruck eines ausgeschlafenen Professionals, dem nichts zu schwer und zu herausfordernd ist. «Ich denke, es zahlt sich einfach die harte Arbeit aus, die ich in den letzten Jahren schon ins Tennis investiert habe», sagt Coric, Sohn eines Anwalts-Ehepaares. Gemanagt wird der gelegentlich schon als Wunderkind bezeichnete Kroate von Lawrence Frankopan, der mit seiner Firma Starwings auch die Interessen von Stan Wawrinka vertritt.

Möglicher Gegner von Roger Federer

Druck kennt Coric seit geraumer Zeit, schliesslich war er einer der erfolgreichsten Junioren der letzten Jahre und vorübergehend auch die Nummer 1 beim Nachwuchs. «Druck ist kein Problem für mich, sondern ein Privileg», sagt Coric, «wenn jemand etwas von mir erwartet, heisst das, dass ich nicht so schlecht bin.»

Und das ist der Kroate wirklich nicht, wie sein Auftritt bei den Swiss Indoors im Herbst 2014 zeigte. In der St. Jakobs-Halle gelang ihm bei einem verblüffenden Siegeszug auch der bisher grösste Volltreffer, der Viertelfinalerfolg über Rafael Nadal. Kann Coric nun auch Roger Federer gefährlich werden, der Baselbieter ist gegen Richard Gasquet ins ins Halbfinale am Golf eingezogen? «Ich gehe raus mit dem Anspruch zu gewinnen», sagte Coric, «sonst kann ich gleich in meinem Zimmer bleiben.»

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