Rückenwind und Schweizer Optik

Soweit ist es gekommen mit dem FC Basel, dass er in einem Europacup-Auswärtsspiel als favorisiert gilt. In Bukarest wird ausgemacht, wer in Gruppe E ans Überwintern glauben darf. Bei allem Optimismus gibt FCB-Sportdirektor Georg Heitz den Mahner: «Steaua zu unterschätzen, wäre nicht gesund.»

21.10.2013; Bukarest; Fussball Champions League - Steaua Bukarest - FC Basel; Training Basel; Fabian Frei (Andy Mueller/freshfocus) (Bild: Andy Müller/freshfocus)

Soweit ist es gekommen mit dem FC Basel, dass er in einem Europacup-Auswärtsspiel als favorisiert gilt. In Bukarest wird ausgemacht, wer in Gruppe E ans Überwintern glauben darf. Bei allem Optimismus gibt FCB-Sportdirektor Georg Heitz den Mahner: «Steaua zu unterschätzen, wäre nicht gesund.»

Gemessen am Rückenwind, mit dem der FC Basel die rumänische Hauptstadt erreicht hat, müssten die Vorzeichen für den dritten Champions-League-Einsatz eigentlich gut stehen. Über dem Balkan wurde der Airbus bei wechselnden Winden von ein paar Turbulenzen durchgerüttelt, die einem immer noch schweissnasse Hände bereiten: Marco Streller.

Um der Flugangst entgegenzuwirken, hat sich Streller bei Auslandsreisen mit dem Flugzeug einen Stammplatz im Cockpit erobert, der früher Mediensprecher Josef Zindel gehörte. Nun werden dem Captain des FCB während der Reise eindrückliche Aussichten beschert und Gespräche mit einem anderen Captain und dessen Co. «Meistens verstehen sie nix vom Fussball», erzählt Streller, «da wird über ganz andere Themen geredet.»

Zum Beispiel über Ursachen von Flugzeugabstürzen, was man als kontraproduktive Gesprächstherapie missverstehen könnte, aber Streller bei nüchterner Betrachtung geholfen hat, Unglücke zum Beispiel als Verkettung von Fehlern zu begreifen. «Mir hat das etwas von der Angst genommen, aber eine Lieblingsbeschäftigung ist das Fliegen immer noch nicht.»

«Vier Punkte wären gut, sechs optimal»

● Rund 30’000 Zuschauer erwartet Steaua Bukarest zum Spiel gegen den FC Basel, der die selben Vereinsfarben trägt wie der rumänische Rekordmeister (24 Titel).
● Bei Steaua fehlte gestern Jungstar Gabriel Iancu (19) ohne nähere Erklärung im Training.
● Das einzige Fragezeichen in der Aufstellung von Steaua-Trainer Laurentiu Reghecampf, einem ehemaligen Bundesligaprofi: Der mazedonische Nationalverteidiger Daniel Georgievski, der im Formtief steckt.
● Die Situation in der Basler Gruppe E

Um im Bild zu bleiben, begann die Champions-League-Kampagne für den FCB mit einem Senkrechtstart in London, und bei der Heimniederlage gegen Schalke geriet die Air Basel in ein Luftloch. Um nun wieder Höhe zu gewinnen, um die Chance auf die Achtelfinals aufrechtzuerhalten, sollte der Schweizer Meister in den beiden aufeinanderfolgenden Spielen gegen Steaua Bukarest tunlichst nicht verlieren. «Vier Punkte wären gut, sechs optimal», sagt Streller.

Weil Steaua die ersten beiden Partien auf Schalke (0:3) und daheim gegen Chelsea (0:4) verloren hat, geht der FC Basel zumindest nicht als Aussenseiter in die Dienstagspartie. «Wir haben mittlerweile in der Champions League die Ausgangslage, in zwei, drei Spielen als Favorit zu gelten», stellt Streller fest und staunt noch immer darüber: «Man muss sich mal vorstellen, was wir mit dem Club erreicht haben.»

Gute Erinnerungen ans Nationalstadion

Streller ist «gespannt, wie wir diese Rolle annehmen». Sein Trainer genauso. Und auf das Auftreten von Steaua, das der FCB im Wintertrainingslager in Spanien kennenlernen durfte: «Als aufsässigen Gegner, der extrem hoch pressen kann», wie Yakin sagt.

Fabian Frei erinnert sich an Testmatch: «Es ging ziemlich zur Sache. Wir wissen, was auf uns zukommt.» Der 24-Jährige kehrt an den Ort zurück, wo er sein ersten Champions-League-Tor erzielt hat: im November 2011 beim 3:2-Auswärtssieg im mächtigen, modernisierten Nationalstadion gegen Otelul Galati.

Nach 37 Minuten lag der FCB damals 3:0 in Führung nach weiteren Toren von Alex Frei sowie Streller. «Viermal aufs Tor geschossen, dreimal getroffen», ist die lebhafte Erinnerung Strellers, der für die Wiederholung eines solchen Szenarios sofort unterschreiben und gleichzeitig auf eine Zitterschlussphase wie seinerzeit (nach Gegentreffern in der 75. Und 81. Minute) verzichten würde.

Yakin: Steaua muss etwas fürs Spiel machen

Dass Steaua mit null Punkten und 0:7 Toren in die Partie geht, macht die Aufgabe in den Augen von Murat Yakin «nicht leichter». Er rechnet aber damit, dass die Gastgeber etwas fürs Spiel machen müssen, dass sich dadurch Räume für das schnelle Flügelspiel auftun, die der FCB etwa gegen defensiv gut stehende Schalker nicht vorgefunden hat. «Steaua muss etwas unternehmen, wenn sie weiterkommen wollen», lautet Yakins Hoffnung.

Als Favorit zu gelten, macht dem FCB-Trainer nichts aus: «Wenn man wie wir Chelsea auswärts schlägt, dann ist das so. Wir haben Qualitäten, um Druck des Gegners standzuhalten, und wir haben Qualitäten, um uns auf den Gegner einzustellen und das Spiel zu dominieren.»

Die Marschroute: Eine Spur vorsichtiger

Yakin wird seine Mannschaft von der Grundordnung her wohl mit einer eine Spur mehr auf defensive Kompaktheit bedachten Marschroute aufs Feld schicken. Er wird mit einer klaren Viererabwehrkette agieren lassen, in die Behrang Safari auf links zurückkehrt und Kay Voser wieder rechts verteidigen wird.

Dass Voser am Dienstagmorgen mit Verspätung am EuroAirport eingetroffen ist, hat Yakin mit Langmut registriert («Kann jedem mal passieren»), und einen handfesten Skandal wollte er schon gar nicht daraus machen: «Wer gerade seinen Vertrag verlängert hat, geniesst einen Bonus», sagte er augenzwinkernd.

Zwar will Yakin den Spieltag abwarten, um zu sehen, wie etwa Serey Die nach längerer Wettkampfpause die ersten drei Einsätze verkraftet hat, doch es ist damit zu rechnen, dass der Ivorer erneut als Abräumer vor der Abwehr agiert und davor Fabian Frei neben dem gegen St. Gallen geschonten Marcelo Diaz.

Das bedeutet, dass Matias Delgado in Bukarest zunächst pausiert. Für den Konterfussball werden Valentin Stocker, Mohamed Salah und Marco Streller zuständig sein.

Heitz warnt davor, Steaua zu unterschätzen

Bei dem reichlichen Optimismus im Reisegepäck der Basler gibt Sportdirektor Georg Heitz den Mahner: Den FCB in dieser Auswärtspartie als Favoriten zu sehen, sei «eine typisch schweizerische Optik». Man müsse nur die nationale Bilanz von Steaua (Rekordmeister mit 24 Titeln) anschauen, um zu erkennen: «Sie sind auf Augenhöhe mit uns.» Ausserdem hat Heitz Steaua gegen Schalke und Chelsea nicht so schlecht gesehen, «wie es die Resultate weismachen wollen».

«Wir sind in einer guten Verfassung, und natürlich wollen wir gewinnen», sagt Heitz, «aber überheblich zu sein, wäre gar nicht gesund.»

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