Es war im Internet zum «Kampf» zwischen Fussballtradition und Retorten-Club hochgejazzt worden. In der 32. Minute musste dann das Spiel zwischen Red Bull Salzburg für eine Viertelstunde unterbrochen werden. Basler Anhänger hatten mehrfach Gegenstände aufs Feld geworfen. Beim FCB wird gar ein Heim-Geisterspiel befürchtet.
Es war nicht der beste Auftritt, den sich Murat Yakin unmittelbar nach dem 2:1-Sieg seines FC Basel über Red Bull Salzburg in der offiziellen Pressekonferenz leistete. Auf das Verhalten des Basler Anhangs angesprochen, der mit dem Werfen von Gegenständen fast einen Spielabbruch provoziert hatte, geriet der FCB-Trainer ins Lavieren.
Die Fans seien «eine grosse Unterstützung» meinte Yakin, sie seien wohl «mit dem Spiel ihrer Mannschaft nicht zufrieden gewesen»: «Es war knapp, dass es keinen Spielunterbruch gegeben hat.» Selbst auf mehrfache Nachfrage mochte sich Yakin nicht dazu durchzuringen, das Verhalten der Zuschauer zu tadeln: «Die Fans waren gewarnt, mehr kann man dazu nicht sagen. Die Spieler haben ja versucht, die Fans zurück zu halten. Wir konnten nicht mehr tun, als uns auf das Spiel zu konzentrieren.» Es hätte gewiss elegantere Möglichkeiten gegeben, mit der Situation umzugehen.
Zu etwa derselben Zeit stand Bernhard Heusler unten in den Katakomben. Der Präsident des FCB hatte während des Unterbruchs aktiv versucht, die Fans zu Vernunft zu bringen. Nach dem Schlusspfiff sprach er sichtlich gezeichnet davon, dass «in solchen Momenten Vieles kaputt gemacht wird, woran wir jahrelang arbeiten». Und er prophezeite: «Das wird uns noch einige Zeit beschäftigen.»
Dass es überhaupt dazu kam, dass Teile des Basler Anhangs sogar einen Spielabbruch in Kauf nahmen, mochte mit dem Spielverlauf zusammen hängen. Gut möglich, dass hinter dem dummen Verhalten aber noch etwas mehr steckte.
Das Duell zwischen Tradition und Kommerz
Red Bull Salzburg, das ist ein Konstrukt, das die Seele der «traditionellen» Fussballfans arg strapaziert. Weil Red Bull kam und die Vereinsfarben gegen die Farben des Hauptsponsors austauschte. Weil es Schminkzelte gibt und gleich zwei Einpeitscher, die dem Publikum sagen, wann es was zu tun hat.
Im Vorfeld der Partie gegen den FC Basel gingen die Wellen im Internet hoch. Für einige Basler Anhänger war es offenbar besonders wichtig zu beweisen, dass ein traditioneller Club auch eine bessere Fankultur hervorbringt. Der Schuss ging nach hinten los.
Violetter Rauch als Reminiszenz
Dass zu Beginn violetter Rauch aus dem Basler Sektor aufstieg, wird eine Uefa-Busse bringen. Die Aktion durfte aber noch als Reminiszenz an die alten Salzburger Farben – eben Violett – durchgehen.
Doch die rote Karte und die Salzburger Führung brachte dann das Weltbild einiger zu arg ins Wanken. Anstatt lebendige Fankultur zu demonstrieren, warfen einige Basler bei Eckbällen des Heimteams Gegenstände in Richtung der Salzburger Spieler.
Und das gleich mehrfach, so dass Schiedsrichter Manuel Gräfe in der 32. Minute das Spiel für eine Viertelstunde unterbrach. Erst um 21.46 Uhr wurde wieder angepfiffen. Die Partie stand knapp vor dem Abbruch.
Der Präsident muss eingreifen
Weitergespielt wurde, nachdem Bernhard Heusler, Captain Marco Streller und Fabian Frei versucht hatten, die Fans vom Feld aus zu beruhigen. Schliesslich appellierte Heusler via Lautsprecheranlage: «Liebe FCB-Fans, bitte werft keine Gegenstände aufs Feld. Keinen einzigen. Helft unserem Team, unterstützt uns!»
Die Appelle – und sicher auch die Zwangspause – halfen schliesslich. Die Partie konnte zu Ende gespielt werden. Die Basler Anhänger feierte den Erfolg ihrer Mannschaft. Aber der FCB dürfte demnächst Post von der Uefa bekommen.
Ein Auswärtsspiel ohne Basler Anhang – oder gar ein Heimspiel?
Es ist Spekulation, welche Sanktionen zu erwarten sind. Im Umfeld der Basler Sicherheitskräfte wurde nach Spielschluss damit gerechnet, dass der Europäische Fussballverband Uefa in der nächsten Runde entweder beim Auswärtsspiel keine Basler Fans zulassen könnte. Oder dass im schlechtesten Fall gar ein Geisterspiel in Basel zu befürchten sei.