Nach der Nationalmannschaftspause legt Urs Fischer die Karten so offen wie selten auf den Tisch: Die einen sind wegen Müdigkeit kein Thema für das Heimspiel gegen Vaduz (Samstag, 20 Uhr), die anderen deswegen nicht, weil sie in der Champions League gegen Razgrad gesperrt fehlen werden. Zudem hofft der Trainer darauf, «endlich wieder einmal in Führung zu gehen».
Die Lage beim FC Basel: es stehen entscheidende Tage an
Auf den FC Basel kommt ganz schön was zu: Am Dienstag fliegt der Schweizer Klassenprimus nach Sofia zum Champions-League-Spiel gegen Ludogorets Razgrad, bei dem wohl ausgespielt wird, wer im Frühjahr 2017 in der Europa League mittun darf.
Vier Tage danach gastiert der Meister beim FC Sion, dem Zweiten der Super League. Eine Woche danach folgt der Auftritt gegen die Young Boys, dritte Kraft der Liga, und dann kehrt Granit Xhaka mit dem FC Arsenal nach Basel zurück.
Vaduz: die Nebensächlichkeit am Samstag
Ob all dieser Leckerbissen verkommt die Partie gegen den FC Vaduz an diesem Samstag (20 Uhr) fast zur Nebensächlichkeit, zum sanften Beginn nach der Nationalmannschaftspause.
Aus dieser sind Eder Balanta und Andraz Sporar müde zurückgekehrt: Der Kolumbianer Balanta stand bei der 0:3-Niederlage gegen Argentinien endlich wieder einmal auf dem Platz, die Reisestrapazen einer erneuten Atlantiküberquerung besorgten den Rest.
Szenen aus Eder Balantas siebtem Länderspiel: Duelle mit Argentiniens Lionel Messi. (Bild: Reuters)
Sporar, der in der WM-Qualifikation sein Debüt in der slowenischen A-Nationalmannschaft gab, trainierte am Freitag separat. «Ob es Sinn macht, ihn am Samstag einzusetzen, entscheiden wir am Spieltag», sagt Urs Fischer einen Tag vor der Partie, für die der FC Basel 25’000 Tickets abgesetzt hat.
» Debüt und eine vergebene Chance in letzter Sekunde: Die Leistungen der Basler Nationalspieler
Der Trainer ist in seinen Gedanken bereits bei der Aufgabe in der Champions League, vier Tage nach der Partie gegen Vaduz. Geoffroy Serey Die und Renato Steffen werden dem FC Basel gesperrt nicht zur Verfügung stehen. Fischer lässt durchblicken, dass sie deswegen auch gegen Vaduz kaum von Beginn an auf dem Feld stehen werden.
Fischer: «Wenn wir etwas verkehrt machen, werden wir dafür bestraft»
Nach dem Sieg in letzter Sekunde gegen den FC Lausanne-Sport wünscht sich Fischer nichts mehr, «als endlich wieder einmal in Führung zu gehen.» Momentan würden die Fehler des FC Basel «unheimlich ausgenutzt», sagt der Trainer, «wenn wir etwas verkehrt machen, werden wir dafür bestraft.»
Machen die Basler gegen Vaduz Fehler, wirkt sich das in der Meisterschaft bei zwölf Punkten Vorsprung nach 14 Runden kaum aus. Begehen sie am Mittwoch gegen Razgrad zu viele Fehler, scheidet der FCB aus dem internationalen Geschäft aus. Da kommt der sanfte Beginn gegen die Liechtensteiner gerade recht.
Der Gegner: eine Rochade der Hoffnung
Benjamin Siegrist ist 24 Jahre jung. Sein grösstes Erlebnis als Fussballprofi hatte er trotzdem bereits vor sieben Jahren. Mit der Schweizer U17-Nationalmannschaft ist der Baselbieter in Nigeria Weltmeister geworden und wurde als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet.
Mit Siegrist in Nigeria waren auch Granit Xhaka, Haris Seferovic und Ricardo Rodriguez, die inzwischen in den grossen Ligen Europas spielen. Siegrist war vor der WM von der U18 des FC Basel nach England zu Aston Villa gewechselt. Dort stand er bis im Sommer 2016 unter Vertrag, absolvierte 45 Spiele für die U23, kam in der ersten Mannschaft aber nie zum Einsatz.
Jehles rote Karte stellt die Hierarchie auf den Kopf
Der Torhüter verliess England und schloss sich mit einem Zweijahresvertrag dem FC Vaduz an, wo er sich hinter der Liechtensteiner Sehenswürdigkeit Peter Jehle anstellte – bis zur siebten Runde der Meisterschaft: Vaduz lag gegen Lausanne 0:4 zurück, Jehle grätschte unter Einfluss des Frusts den Waadtländer Stürmer um und sah die rote Karte.
Benjamin Siegrist damals und heute: 2009 als Torhüter der Schweizer U17-Weltmeisterschaft (u.a. mit Granit Xhaka, zweiter von unten rechts) und 2016 im Trikot des FC Vaduz. (Bild: Keystone)
Nach diesem Spiel setzte Giorgio Contini auf Siegrist, der vor allem beim 0:0 gegen die Young Boys, bei seinem Debüt in der Super League, einen guten Abend erwischte. Inzwischen steht Siegrist bei sieben Einsätzen in der Schweizer Liga. Die zwölf Gegentore in dieser Periode gründen nicht in Siegrists Leistungen, sondern in der Verfassung des Vaduzer Teams.
Am Tabellenende angekommen
Gegen St. Gallen feierten die Liechtensteiner den einzigen Sieg seit Siegrists Beförderung. Vier Mal haben sie in dieser Zeit verloren, zweimal gab es keinen Sieger, wie zuletzt beim torlosen Unentschieden gegen die Grasshoppers.
Die Vaduzer sind am Tabellenende angekommen. Dort, wo sie in dieser Saison noch nie platziert waren. Gegen den FC Basel hat Continis Team kaum etwas zu verlieren. Und Benjamin Siegrist, der Baselbieter, darf sich freuen, erstmals im Stadion aufzulaufen, in dem er einst als Balljunge zum Einsatz kam.
» «Familie und Freunde werden wohl einen ganzen Sektor füllen» – Benjamin Siegrist zur Rückkehr nach Basel im Liechtensteiner «Volksblatt»
Die personelle Situation beim Meister: Manuel Akanji kurz vor dem Comeback
Fischer fehlen drei Spieler: Jean-Paul Boëtius, der nach einem Misstritt «nicht gravierende Probleme» (Fischer) mit dem Knie hat, Kevin Bua und Manuel Akanji, der nach dem Kreuzbandriss im März kurz vor dem Comeback steht. «Die Rückkehr ist für nächste Woche mit der U21 geplant», sagt Fischer.
Verletzte:
- Manuel Akanji (Kreuzbandriss im März 2016)
- Jean-Paul Boëtius (Misstritt, keine gravierenden Probleme mit dem Knie)
- Kevin Bua (Muskelfaserriss)
Gesperrte: keiner
- Bei einer gelben Karte wären Taulant Xhaka und Eder Balanta für das Spiel gegen den FC Sion (27. November) gesperrt.
Vorverkauf
25’000 Tickets waren am Freitag abgesetzt.