SC Soleita: Der Club, der sich seine ersten Tore selber gezimmert hat

Der SC Soleita musste in seiner Gründerzeit wie viele andere Vereine auch gewisse Hürden überspringen. An Kreativität hingegen mangelte es den Pionieren im solothurnischen Leimental nicht, um die Voraussetzungen für ihren geliebten Fussballsport zu schaffen.

FC Soleita

Der SC Soleita musste in seiner Gründerzeit wie viele andere Vereine auch gewisse Hürden überspringen. An Kreativität hingegen mangelte es den Pionieren im solothurnischen Leimental nicht, um die Voraussetzungen für ihren geliebten Fussballsport zu schaffen.

Der Vater wurde nur teilweise eingeweiht. Es war ein Samstagnachmittag im Jahr 1952, als Manfred Stöckli die elterliche Sägerei für ein ganz spezielles Projekt nutzen wollte. Im Stillen stellte der damals 17-Jährige mit einigen Kollegen zwei Fussballtore her. Zweimal zwei Pfosten und dazu je eine Querlatte, schliesslich die Verbindungsplatten – und fertig war das Werk, das noch am selben Tag auf einer von einem Bauern zur Verfügung gestellten Wiesenstück auf dem Eggfeld in Bättwil aufgestellt wurde. Schon eine Woche später sollte das grosse Eröffnungsspiel des eben gegründeten SC Soleita nun unter perfekten Rahmenbedingungen stattfinden.

Fussballgeschichten aus der Region

Zum 75. Geburtstag des Fussballverbandes Nordwestschweiz kommt es zu einer ­Kooperation mit der Tages­Woche. Das Ziel: Online entsteht eine interaktive Geschichte des Fussballs in der Region, auf der die wichtigsten Ereignisse des regionalen Fussballs, Anekdoten und Erinnerungen auf einer Zeitleiste dargestellt werden. ­

«Einen grossen Haufen Schulden»

Das tat es auch, doch die Freude hielt nur kurze Zeit an. Denn der Bauer wollte plötzlich nichts mehr von einem Fussballfeld wissen – und schweren Herzens wurden die eigens gezimmerten Tore wieder abgebaut. Den noch jungen Fussballfreunden des SC Soleita blieb nichts anderes übrig, als künftig das schon bestehende Fussballfeld in Hofstetten zu benutzen, das der dort nicht mehr existierende FC Hofstetten nicht mehr belegte.

Der Einfachheit halber wurden auch die alten Trikots und Bälle des vorherigen Fussballclubs übernommen – und mit dem Material kommt auch «ein grosser Haufen Schulden» des Vorgängervereins, wie es im Jahresbericht der Saison 1952/53 heisst.



Die Mannschaft von Soleita nach einem 6:2-Sieg über Bottecchia auf den Sportanlagen St. Jakob 1952.

Die Mannschaft von Soleita nach einem 6:2-Sieg über Bottecchia auf den Sportanlagen St. Jakob 1952.

Das erste Spiel auf dem Chöpfli in Hofstetten war am 24. August 1952 ein freundschaftlicher Vergleich mit dem FC Binningen, den die Solothurner mit 2:1 gewinnen konnten. Zur definitiven Heimat für den SC Soleita wurde der Sportplatz im Sommer 1955 – mit einem Propagandaturnier wurde das Chöpfli am 13. und 14. August 1955 gefeiert.

Der Vater, der vom Wald aus beobachtet

Der Schreinerssohn war ein talentierter Torhüter – und der Vater hatte über Umwege längst herausgefunden, dass sein Sprössling den von ihm nicht eben hochgeschätzten «Holzersport» Fussball betreiben würde. Heimlich versteckte er sich deshalb eines Sonntags hinter einem Baum am angrenzenden Wald beim Hofstetter Chöpfli, um seinem Sohn – nicht ohne Stolz – bei der fussballerischen Arbeit zuzusehen.

Der Vater führte sein Versteckspiel, mittlerweile im ganzen Team bekannt, noch einige Partien so fort – hätte aber selbst dem Sohn gegenüber nie zugegeben, stiller Beobachter seiner Spiele zu sein. Damals war das eben so. Fussball musste sich auch im solothurnischen Leimental erst als akzeptierte Sportart bewähren.

Ein Name für die Region

Der SC Soleita wurde am 6. April 1952 im Restaurant zur Landskron in Flüh/Bättwil gegründet. Treibende Kraft war Paul Gschwind, 19 Mitglieder sind auf der Liste der Gründer versammelt. «Wenn Deine Frau zu Hause predigt, so nimmt sie mit, dann ist’s erledigt», stand auf der Titelseite des Gründungsprotokolls – und was immer das bedeuten sollte, es half. Im Gegensatz zu zwei Vorgängerclubs hat der SC Soleita bis heute Bestand.



Das Titelblatt des Gründungsprotokolls des SC Soleita.

Das Titelblatt des Gründungsprotokolls des SC Soleita.

Der Name ist einem Vorschlag von Emil Erzer zu verdanken, der den regionalen Charakter im SOlothurnischen LEImenTAl repräsentiert haben wollte. In der Tat finden sich schon bei den Gründungsmitgliedern Männer aus Bättwil, Flüh, Hofstetten und Witterswil. Im September 1952 erfolgte das erste Meisterschaftsspiel des Clubs. Auf den Basler Sportanlagen St. Jakob gab es einen 6:1-Sieg gegen das Team der US Bottecchia.

Seither sind viele Jahre ins Land gezogen – und aus den baumwollenen «Leihtrikots» von damals ergab sich in all den Saisons eine bunte Farbpalette von Jerseys, die der SC Soleita bei seinen Spielen trug. Beim 50-jährigen Jubiläum machte sich das OK die Mühe, all die Jerseys an Kleiderständern aneinander zu reihen. Es ergab sich ein imposantes Bild.



Die Trikots des SC Soleita schön säuberlich nach Jahreszahl aufgereiht.

Die Trikots des SC Soleita schön säuberlich nach Jahreszahl aufgereiht.

Die Saison 2013/2014 war in vielerlei Hinsicht eine der erfolgreichsten des SC Soleita. Erstmals in der 62-jährigen Vereinsgeschichte gelang dem Club mit seiner von Jörg Stöckli und Christian Kunz trainierten ersten Mannschaft der Aufstieg in die 3. Liga. Mit sieben Punkten Vorsprung setzte man sich deutlich durch – und musste nicht wie 1972 in die Aufstiegsspiele gehen.

Damals war dem 20-jährigen SC Soleita erstmals der Gruppensieg in der 4. Liga gelungen, doch in den Ausstichen zog man nach einem Sieg gegen den FC Steinen gegen den FC Kleinlützel den Kürzeren. Lange Jahre musste man warten, ehe der Schritt in die 3. Liga nun doch endlich gelang. Und auch die zweite Mannschaft spielt in der Saison 2014/2015 eine Stufe höher in der 4. Liga.



Die Aufstiegsmannschaft des SC Soleita, die 2014 den Sprung in die 3. Liga schaffte.

Die Aufstiegsmannschaft des SC Soleita, die 2014 den Sprung in die 3. Liga schaffte. (Bild: Matthias Gaberthueel)

Präsident René Waeber, der seit Sommer 2012 als 19. Vorsitzender in der Geschichte des Clubs im Amt ist, führt eine Familientradition im Club weiter. Sein Grossvater war ein Soleita-Mitglied der ersten Stunde und ist heute das älteste, noch lebende Ehrenmitglied des Vereins.

Sein Enkel René Waeber darf sich nicht nur über die jüngsten sportlichen Erfolge des SC Soleita freuen, sondern auch über die endlich gelöste Sportplatzfrage. Das Chöpfli gehörte nämlich über Jahre nicht zu den komfortabelsten Anlagen der Region.

1962 gab es erstmals einen Duschraum im Restaurant Rössli, 1966 mussten auf Geheiss des Fussballverbandes Nordwestschweiz «die vielen Steine vom Platz entfernt» und den Schiedsrichtern eine eigene Garderobe erstellt werden. Die Referees hatten sich bis dahin mit einem der Teams eine Kabine teilen müssen.

Ein Zaun gegen die Wildschweine

1994 wurde erstmals eine Beleuchtung installiert, 1996 musste zum Wald hin ein Zaun «zum Schutz vor Wildschweinen» erstellt werden. Die Säue führten im Herbst regelmässig dazu, dass statt trainiert die Löcher auf dem Platz ausgebessert werden mussten.

Guido Schwyzer testete einige «Geheimrezepte» und hängte unter anderem alte Socken mit undefinierbarem, aber ziemlich geruchsintensivem Inhalt hinter das Tor auf auf der Waldseite. Doch erst der Zaun brachte wirklich Abhilfe. Im selben Zug wurde das Chöpfli einer umfassenden Sanierung durch den Verein unterzogen, die Meisterschaft 1996/97 mussten die Soleita-Teams komplett auswärts bestreiten.



Gruppenphoto zur 50-Jahr-Feier des SC Soleita im Jahr 2002.

Gruppenphoto zur 50-Jahr-Feier des SC Soleita im Jahr 2002.

Das Szenario wiederholte sich in der Spielzeit 2010/2011. Nach langem und intensivem Einsatz des damaligen (Ehren)-Präsidenten Jvo Doppler und der Sportplatzkommission wurde das Chöpfli mit zwei Fussballplätzen und für 2,2 Millionen Franken durch die Gemeinde neu erstellt. Die erste Mannschaft stand nach der Vorrunde dieser Exilsaison auf einem Abstiegsplatz der 4. Liga, konnte sich jedoch noch retten. 2011 wurde die neue, alte Heimat wieder bezogen, die moderne Infrastruktur wurde im Herbst 2014 noch mit einem Garderobengebäude inklusive «Clubbeiz» ergänzt.

Der Sportclub Soleita Hofstetten mit seinen nicht nur fussballbezogenen Angeboten ist definitiv gerüstet für die Zukunft.



Liste der Gründungsmitglieder des SC Soleita.

Liste der Gründungsmitglieder des SC Soleita.

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