Nach dem Cup-Halbfinal fragt sich Fabian Schär, was seine Hand so weit oben zu suchen hat, Breel Embolo braucht jetzt erstmal Zeit für sich und Bernhard Heusler entdeckt ein Problem, das sich der FCB mit dem Finaleinzug neu geschaffen hat – die Reaktionen nach dem 3:1-Sieg gegen St. Gallen.
«Ich kann mich noch gut erinnern», sagt ein erleichterter Bernhard Heusler. Im Bauch der AFG Arena blickt der Präsident des FC Basel nach dem Halbfinalsieg gegen den FC St. Gallen zurück auf das Jahr 1982, als es zur ersten und bisher einzigen Finalbegegnung im Schweizer Cup mit dem FC Sion kam.
Der FCB verlor damals im Berner Wankdorf mit 0:1. Und Heusler hat noch präsent, wie der Sittener Torschütze Alain Balet den Basler Beat «Bitsch» Sutter gefoult habe und es zum Gegentor kam.
«Wir haben damals derart nach einem Erfolg gelechzt, wir waren so hungrig, da haben wir eine solche Ungerechtigkeit noch viel tiefer wahrgenommen», sagt Heusler über die Gemütslage eines 18-jährigen FCB-Fans vor 33 Jahren.
Wiedergutmachen kann der FCB diese bittere Finalniederlage am 7. Juni im eigenen Stadion. Der damalige Torschütze Balet sei zu diesem Spiel im St.-Jakob-Park selbstverständlich eingeladen, wenn er wolle, sagt Heusler und scherzt: «Aber dann sitzt er neben Beat Sutter.»
Der Cupfinal FCB-Sion 1982 und die entscheidende Szene aus dem SRF-Archiv:
Die Vorfreude ist jedenfalls gross beim Präsidenten, der dem Cup-Wettbewerb «eine Bedeutung» zumisst. Und Freude herrscht bei Heusler auch deshalb, weil der FCB seinen 20. Cupfinal mit Germano Vailati im Tor erreicht hat. «Ich finde es ein gutes Zeichen gegenüber Vailati», sagt Heusler über Paulo Sousas Entscheid, auch im Halbfinal seinem Cupgoalie zu vertrauen und nicht auf die Nummer 1, Tomas Vaclik, zu setzen.
Und vielleicht stellt der FCB-Trainer diesen Vailati gar im Final auf, gegen dessen Ex-Verein. «Mit mutigen Entscheiden macht man sich immer angreifbar», sagt Heusler, «aber die mutigen Entscheide sind oft auch die Wurzel des Erfolgs.»
Schär und die Einsicht
Nicht mutig, sondern unnötig war Fabian Schärs Aktion im eigenen Strafraum, wo er Geoffrey Tréands Freistoss mit der Hand berührte. Darauf angesprochen fragt der Verteidiger zwar zur Sicherheit nach, von welcher Situation man spreche, merkt aber schnell, dass es aussichtslos ist, das Unschuldslamm zu mimen. «Ich weiss nicht, was meine Hand da oben macht», reflektiert Schär die ungeahndete Aktion, «sie hat dort oben nichts zu suchen.»
Einen unversöhnlichen Ablauf nahm die Partie für den jüngsten Basler. Zwar hatte Breel Embolo mit zwei Assists einen massgeblichen Anteil am ersten Erfolg gegen St. Gallen in dieser Saison. Aber die gelbe Karte, «die für mich keine war», kostet Embolo die Finalteilnahme.
Der untröstliche Breel Embolo
«Es ist bereits der zweite Cupfinal, den ich verpasse», sagt der frischgebackene Nationalspieler, der 2014 bei der Endspiel-Niederlage gegen den FC Zürich verletzt gefehlt hatte. Und er fügt an: «Jetzt brauche ich erst einmal Zeit für mich.»
Zeit – davon bleibt Marco Streller, der im Halbfinal krankheitsbedingt fehlte, plötzlich mehr bis zu seinem Karrierenende. Der Cupfinal findet nach Meisterschaftsschluss (Freitag, 29. Mai) statt, Strellers letzte Partie ist somit womöglich das Endspiel gegen Sion und nicht die 36. Runde in der Super League gegen St. Gallen.
Den FCB stellt das vor ein «Luxusproblem», wie Präsident Heusler sagt. Denn: «Eine Verabschiedung, bei der man eine eigene Szenerie haben will, kann man sich eigentlich nur in einem Meisterschaftsspiel leisten. Und auch dann nur, wenn es sich nicht um eine Finalissima handelt.»
Wohl dem Fussballverein, der solch dramaturgische Fragestellungen zu seinen Problemen zählt.