Aus Murat Yakin und Marco Streller ist es herauszuhören: Der FC Basel traut sich heute gegen Schalke 04 einen weiteren Sieg in der Champions League zu. Das grosse Fragezeichen steht hinter Innenverteidiger Fabian Schär.
«Er probiert’s.» Am Montag nach dem Abschlusstraining war Murat Yakin durchaus zuversichtlich, dass er gegen Schalke 04 auf Fabian Schär zurückgreifen kann. Am Samstag war der Innenverteidiger verletzt ausgeschieden, am Sonntag wurde keine gravierendere Beschädigung in Schärs rechtem Knie diagnostiziert und am Montag trainierte der Nationalspieler schon wieder mit der Mannschaft.
Mit einer Bandage war Fabian Schär unterwegs, die für einen Aussenstehenden eher an einen Schwerkranken erinnerte. Zu einer Schleimbeutelentzündung hinzu kam nun im Spiel gegen Sion noch eine «Quetschung der Weichteile», wie es in einem Bulletin hiess. Ausserdem muss man sagen, dass Schärs linkes Knie, an dem er an chronischen Patellasehnenbeschwerden laboriert, mit den schwarzen Tapekleber auch nicht unbedingt vertrauenserweckend aussieht.
Mit Delgado oder Diaz? Oder beiden?
Zwei Heimsiege – gegen Werder Bremen und Bayern München – resultieren aus den bisherigen 13 Begegnungen mit Bundesligisten. Auf Schalke 04 traf der FCB 2004 erstmals: In der Gruppenphase des Uefa-Cup erreichte er in Gelsenkirchen ein 1:1, zu dem Matias Delgado als Einwechselspieler mit einem Freistoss den Ausgleich beisteuerte. Für Schalke war dies der einzige Vergleich mit einem Schweizer Vertreter im Europacup. Die Bilanz des FCB gegen deutsche Clubs: 3 Siege, 2 Remis, 8 Niederlagen.
Am Montag befand Yakin, Schär habe sich «gut bewegt» mit seinen Malaisen. Am Spieltag soll ein letzter Test darüber Aufschluss geben, ob Schär gegen Schalke tatsächlich spielen kann. Die grosse Frage bleibt unterdessen, wie sehr ein Einsatz Schärs forciert werden muss. Ansonsten käme Arlind Ajeti, am Mittwoch voriger Woche in Thun mit Muskelproblemen zur Halbzeit ausgewechselt, zum Zug.
Ansonsten hat der FCB-Trainer eigentlich nur Luxusprobleme was die Besetzung der Startelf anbelangt. Kaum anzunehmen, dass er es wie beim Coup in London vor 14 Tagen noch einmal mit vier Offensiven (Stocker, Sio, Salah und Streller) probiert, sondern die zentrale Position im kreativen Mittelfeld mit Matias Delgado oder Marcelo Diaz besetzt. Oder mit beiden? Eine Linie weiter hinten hat der Trainer neben Fabian Frei die Wahl zwischen Mohamed Elneny und Taulant Xhaka.
Schalke-Fans werden für knisternde Stimmung sorgen
Das erste Heimspiel der fünften Kampagne wird ein weiterer elektrisierender Champions-League-Tag in Basel werden, der schon mit der Ansammlung vieler Schalker-Fans, die einen Marsch vom Münsterplatz zum Stadion planen, beginnen wird. Die Sicherheitskräfte sind offenbar vorbereitet darauf.
Die Gäste, ebenfalls mit einem Sieg gestartet (3:0 gegen Steaua Bukarest) richten sich auf einen schweren Gang ein. Schalke-Trainer Jens Keller sieht die Basler nach dem Sieg bei Chelsea als Favoriten, sein Kollege Murat Yakin weist das gar nicht erst gross von sich und seiner Mannschaft: «Wir wollen daheim zeigen, dass wir der FC Basel sind. Gegen ein Schalke 04, das uns fordern wird. Aber wir werden sie auch fordern.»
Streller: Es hat zehn Jahre gebraucht, um Respekt zu bekommen
Die grösste Gefahr könnte dem Schweizer Meister daraus erwachsen, aus der standortimmanenten Unruhe um das Schalker Team die falschen Schlüsse zu ziehen. Defensiv verwundbar erscheinen die Königsblauen, die im ersten Champions League-Spiel in grün-schwarzen Trikots antraten, eine Verbeugung vor den Farben der Stadt Gelsenkirchen. Doch offensiv hat die um Kevin-Prince Boateng neuformierte Mannschaft in dieser Saison auch schon das eine und andere Feuerwerk abgebrannt.
Dennoch geht auch FCB-Captain Marco Streller voller Zuversicht in das Kräftemessen mit dem Bundesligisten, ein Duell, das auf ihn immer noch einen gewissen Reiz ausübt. Auch deshalb, «weil wir zehn Jahre gebraucht haben, bis wir in Deutschland den Respekt bekommen haben», wie er sagt. Nicht zuletzt durch Siege wie das 1:0 im Achtelfinal daheim gegen Bayern München vor anderthalb Jahren.
Heldt stellt sich auf Hexenkessel ein
Der neuerliche Triumph bei Chelsea hat auch bei den Schalkern Eindruck hinterlassen. «Basel kann uns nicht mehr überraschen oder erschrecken», sagt der vorgewarnte Manager Horst Heldt, der sich darauf einstellt, dass das Publikum den St.-Jakob-Park in einen «Hexenkessel» verwandeln wird.
Als «grossen Sport» bezeichnet Keller den Basler an der Stamford Bridge und zeigt Respekt vor den taktisch Varianten Yakins und dem Umschaltspiel des FCB. «Nichtsdestotrotz», sagt Schalkes Coach, «trauen wir uns zu, hier etwas mitzunehmen.» Im Angriff fehlt ihm zwar der langzeitverletzte Goalgetter Klaas-Jan Huntelaar, dafür meldete sich der wie Schär ebenfalls am Knie angeschlagene Jungstar Julian Draxler (20) wieder zurück.