Schalke ergötzt sich an Uschi und dem Prinzen

Erst war es zäh, und es bedurfte einer verunglückten Flanke, die sich ins Tor senkte und damit zum Dosenöffner wurde für Schalke 04 wurde beim 3:0 gegen Steaua Bukarest. Der Gruppengegner des FC Basel in der Champions League wähnt sich nach miesem Saisonstart auch dank Kevin-Prince Boateng auf dem richtigen Weg.

epa03873280 Schalke's Kevin-Prince Boateng (C) celebrates with Adam Szalai (L) and Julian Draxler after scoring the 2-0 during the UEFA Champions League group E soccer match between FC Schalke 04 and Steaua Bucharest at Stadion Gelsenkirchen, Gelsenkirche (Bild: Keystone/BERND THISSEN)

Erst war es zäh, und es bedurfte einer verunglückten Flanke, die sich ins Tor senkte und damit zum Dosenöffner wurde für Schalke 04 wurde beim 3:0 gegen Steaua Bukarest. Der Gruppengegner des FC Basel in der Champions League wähnt sich nach miesem Saisonstart auch dank Kevin-Prince Boateng auf dem richtigen Weg.

Überglücklich sah Atsuto Uchida nicht aus. Dabei hatte er doch eben erst das 1:0 für den FC Schalke 04 zum Auftakt der neuen Champions-League-Runde erzielt. «Uschi hat sich dafür fast geschämt», erzählte dessen Linksverteidiger-Kollege Dennis Aogo später über die Gefühle seines japanischen Pendants auf der rechten Seite, als dem in der 67. Minute eine Flanke auf Kevin-Prince Boateng herausgerutscht war, die den Deutsch-Ghanaer nie erreichte, aber auch an Ciprian Tatarusanu vorbeisegelte, dem Torwart von Steaua Bukarest. Der sah regungslos zu, wie aus einer missglückten Vorlage der erste von drei Volltreffern für die diesmal im grünen Outfit angetretenen «Königsblauen» wurde.

Uchida, der in 72 Bundesligaeinsätzen gerade einmal erfolgreich und daher als Torschütze noch nicht weiter aufgefallen war, sagte den vielen japanischen Reportern später immer wieder: «Das Tor war sehr glücklich, ich hätte lieber ein normales Tor geschossen. Da ich den Ball eigentlich zu Kevin flanken wollte, gehört das Tor zur Hälfte ihm.»

Die neue Dynamik im Schalker Spiel

Soviel asiatische Demut war gar nicht nötig. Boateng, der auch in seinem dritten Spiel für die Schalker bewies, wie mitreissend er auf eine ganze Mannschaft einwirken kann, schoss mit der Klasse eines Profis von internationalem Niveau das 2:0 (78.) in diesem lange zähen und erst gegen Ende ungleichen Duell. Dass schliesslich auch noch Julian Draxler mit einem sehenswerten Lupfer zum 3:0 (85.) ein Ausrufezeichen setzte, passte auch zu dessen Auftritt und der neuen flexiblen Dynamik im Schalker Spiel.

49’000 Zuschauer in der Arena auf dem Berger Feld bejubelten am Mittwochabend die geballte Power Boatengs und seiner Kompagnons Draxler und Jefferson Farfan auf dem linken und rechten Flügel. Ähnlich wie beim grossen Ruhrrivalen Borussia Dortmund schlägt das Herz des Schalker Spiels in der Zone besonders heftig, in der Dampf und Druck auf die gegnerischen Abwehrreihen gemacht wird.

Mit dem für rund zehn Millionen Euro zum Ende der Sommertransferperiode vom AC Mailand gekommenen Boateng und dem vom Hamburger SV verpflichteten Aogo haben die Gelsenkirchener erst zu jener Balance gefunden, die sie dazu befähigen könnte, an einem guten Tag auch die Borussen und Triple-Gewinner Bayern München mächtig zu ärgern.

Meister Bayern kommt schon am Samstag in die Schalker Arena – ein Duell, das für Kevin-Prince Boateng auch zum sportlichen Wiedersehen mit seinem Halbbruder Jerome wird. «Wir sind bereit», sagte der ghanaische Nationalspieler, nachdem die Schalker vorläufig die Tabellenspitze in der Champions-League-Gruppe E übernommen hatten, «und gehen mit breiter Brust ins Spiel.»

Dritter Zu-Null-Erfolg in Serie

Der Prince auf Schalke stürmte mit seinem neuen Team zum dritten Zu-Null-Erfolg nacheinander und prägte die Aktionen mit seiner körperlichen Wucht, seinem spielerischen Durchsetzungsvermögen, seiner Entschlossenheit vor dem Tor und seiner Übersicht in den Momenten der beschleunigten Attacken.

«Kevin», schwärmte Horst Heldt, der Schalker Sport-Vorstand, «hat sich von Anfang an sensationell präsentiert. Davon profitieren alle.» Auch Julian Draxler, der filigranere der beiden Spielmacher, der dem sechs Jahre älteren Boateng zuliebe wieder wie zu Beginn seiner Profikarriere auf der linken Seite eingesetzt wird. Dass er und Boateng aber immer wieder die Positionen tauschen, spricht zum einen für das persönlich gute Verhältnis der beiden und zum anderen für die Spielintelligenz, die die Offensivszenen der Schalker beflügelt.

«Er ist im Zentrum gut aufgehoben, weil er sehr viel Präsenz zeigt», hat Draxler den Mann am Mittwoch gelobt, der jetzt im Mittelpunkt des Schalker Spiels steht, «das entlastet mich, denn am Anfang waren doch sehr viele Augen auf mich gerichtet. Wir haben da jetzt die Ideallösung gefunden.»

Frühreifes Zusammenspiel

Dass Julian Draxler, der an diesem Freitag zwanzig Jahre alt wird, auf Dauer lieber selbst eine verantwortungsvolle Aufgabe im Zentrum der Gelsenkirchener Kreativabteilung übernähme, durchschimmerte seine Sätze zwar, doch der hochbegabte Fachabiturient ist viel zu klug, zu früh die Dinge einzufordern, die eines Tages sowieso von ihm erwartet werden. Und ausserdem hat er persönlich ja Boatengs Treffer von links, erzielt mit dem rechten Fuss, aus der Mitte heraus mit einem Querpass eingeleitet und sein Tor zum 3:1 ebenfalls aus zentraler Position erzielt.

Die flexiblen Chefdynamiker des FC Schalke 04 wollen auch auf diese wendige Weise unberechenbar bleiben. «Wir beide», sagt Draxler über das frühreife Zusammenspiel mit Kevin-Prince Boateng, «sind ja nicht festgewachsen auf unseren Positionen.»

Mit ihnen ist jederzeit überall zu rechnen wie auch seit Mittwoch mit Atsuto Uchida, dem mit langgezogenen «Uuuuuschiii»-Rufen gefeierten Spezialisten für Torschüsse, die als Flanken gedacht waren. Wer solche Knalleffekte im Repertoire hat, kann es in dieser Saison noch weit bringen.

Die Gruppe E des FC Basel in der Übersicht

Der vielleicht kürzeste Zusammenschnitt von drei Toren seit es die Champions League gibt:

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