Mit einem 3:0 in der Bundesliga gegen Stuttgart schunkelt sich Schalke 04 in Adventsstimmung. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Gegner des FC Basel in der Champions League von Zweifeln durch die Saison begleitet wird.
Die Verantwortlichen des FC Schalke 04 überlegen sich in diesem schwierigen Fussballherbst sehr genau, mit welchen Massnahmen sich Launen und Stimmungen rund um ihren Club beeinflussen lassen. Also haben sie sich Geheimhaltung verordnet, als vor drei Wochen der Vertrag mit Max Meyer verlängert worden ist; sie wollten die Veröffentlichung dieser erfreulichen Nachricht im richtigen Moment effektvoll inszenieren.
Vor dem 3:0 (1:0) gegen den VfB Stuttgart, das am Ende zu einem grossen Fest der Versöhnung wurde, war es dann so weit. Mittels eines eigens produzierten Trickfilmchens wurde dem Publikum mitgeteilt, dass das 18-Jährige Juwel, dem eine Weltkarriere prophezeit wird, und das von englischen Spitzenclubs wie dem FC Chelsea umworben war, bis 2018 beim FC Schalke 04 bleiben wird.
Der Revierklub braucht solche Stimmungsaufheller, denn die biederen sportlichen Darbietungen gaben zuletzt wenig Anlass zur Euphorie. An diesem Abend überdauerte die Freude über die Nachricht von der Vertragsverlängerung tatsächlich 90 Minuten Schalker Fussballrealität.
«Wir haben heute viele Punkte, die wir uns vorgenommen haben, abgearbeitet», sagte Julian Draxler und zählte auf: «Laufbereitschaft, Engagement, Spielfreude». Schalke hat mal wieder richtig gut Fussball gespielt, und das sei «so nicht zu erwarten» gewesen meinte Trainer Jens Keller.
Zweifel am Trainer, Management und Clubführung
Denn noch am Tag vor dem Spiel war die Gesamtlage überaus prekär. Der zuletzt so starke Dennis Aogo hatte sich nach einem Zusammenprall mit Torhüter Ralf Fährmann im Abschlusstraining ein Kreuzband gerissen, ein «Schockmoment» sei das gewesen, erzählte Fährmann. Nach dem 0:0 in Bukarest unter der Woche hatten die Schalker ausserdem viel Kritik einstecken müssen, es war von Verstimmungen innerhalb des Kaders die Rede.
Ganz grundsätzlich kursieren Zweifel an der Tauglichkeit von Trainer, Management und Aufsichtsrat. Dass Schalke ausgerechnet in dieser Melange der negativen Einflüsse «die Sicherheit wieder drin» hatte, wie Kevin-Prince Boateng meinte, ist schon erstaunlich.
Jefferson Farfan, der die ersten beiden Tore erzielte (34. und 47. Minute) brachte seine beste Saisonleistung zu Stande, Jermaine Jones, der den dritten Treffer schoss (70.), machte «ein Bombenspiel», hob Keller hervor, die Defensive stand gut, es fiel noch nicht einmal ins Gewicht, dass Anführer Boateng eher unauffällig blieb.
Und in Ralf Fährmann hatte der FC Schalke endlich mal wieder einen Torhüter auf dem Rasen, der Sicherheit ausstrahlte und 90 Minuten ohne Fehler blieb. «Ich würde mich wieder aufstellen», meinte Fährmann schelmisch, zwei Mal ist die Nummer Zwei hinter dem umstrittenen Timo Hildebrand nun ohne Gegentreffer geblieben. Vielleicht hat der FC Schalke tatsächlich eine neue Nummer 1.
In Adventsstimmung geschunkelt
Aber natürlich ist die fröhliche Adventsstimmung, in die die Anhänger sich in der Schlussphase schunkelten, alles andere als stabil. Schon das Pokalspiel gegen die TSG Hoffenheim am Dienstag birgt die Gefahr zum nächsten Katastrophenausbruch, wie das wichtige Spiel in Mönchengladbach am nächsten Wochenende und das entscheidende Duell um den Einzug ins Champions League-Viertelfinale gegen den FC Basel am Mittwoch übernächster Woche.
Zuletzt haben sie sich in den Momenten, in denen die Lage zu eskalieren drohte, immer gerade noch fangen können, aber diese pathologisch erscheinende Vorliebe für Extremsituationen, wird gewiss nicht immer gut ausgehen. Schalke 04 befinde sich auf einem «Ritt auf der Rasierklinge», diagnostizierte auch Manager Horst Heldt, der am Samstag einen ungewöhnlichen Protest verordnete.
Schalkes Ärger mit dem ZDF
Nach dem Sieg durfte kein Schalker mit dem ZDF sprechen, das die Partie als Topspiel im «Aktuellen Sportstudio» präsentierte. Der Sender zeigt am finalen Spieltag der Champions League-Gruppenphase das Duell des BVB in Marseille und nicht die entscheidende Partie der Gelsenkirchener gegen den FC Basel, die nur im Bezahlfernsehen zu sehen sein wird.
Von den sechs Free-TV-Spielen fallen damit zwei auf Bayern München, eines auf Leverkusen, drei auf Borussia Dortmund und keines auf Schalke 04. Dieter Gruschwitz, der Sportchef des Senders, der in der Vorrunde drei mal die Wahl zwischen den Dortmundern und den Schalkern treffen musste, erklärt dazu: «Der BVB spielt den attraktiveren Fussball und die Quoten sind besser.»
Nun konterte Heldt: «Wir finden es nicht attraktiv genug, mit denen zu sprechen» und ergänzte: Die Begründung des ZDF sei «nicht akzeptabel». Die vergangenen Wochen der königsblauen Biederkeit haben eben Schäden hinterlassen, die sich auch nicht reparieren lassen mit einem einzigen guten Spiel.
Der Torverteiler – präsentiert von weltfussball.com
Alles über Fußball oder direkt zur Bundesliga