Schillernde Karrieren ohne Titel im Davis Cup

Viele grosse Figuren des Welttennis haben den Davis Cup nicht gewonnen. Wir stellen sieben davon vor – wovon einer bereits am 22. November 2014 vielleicht nicht mehr Teil dieser Liste ist.

Jaroslav Drobny war im Winter erfolgreicher Eishockeyspieler für die Tschechoslowakei, Olympiamedaille inklusive. Im Sommer holte er Titel im Tennis, später als Ägypter sogar Grand-Slam-Pokale. Den Davis Cup gewann er nie. (Bild: Wikipedia)

Viele grosse Figuren des Welttennis haben den Davis Cup nicht gewonnen. Wir stellen sieben davon vor – wovon einer bereits am 22. November 2014 vielleicht nicht mehr Teil dieser Liste ist.

1. Jaroslav Drobny, Tschechoslowakei und Ägypten

Der 1921 geborene Tschechoslowake spielte nicht nur Tennis mit Brille, er war auch ein ausgezeichneter Eishockeyspieler. 1948 gewann er an den Olympischen Spielen in St. Moritz Silber mit der tschochoslowakischen Mannschaft. Im gleichen Jahr übernahm die Kommunistische Partei die Macht in der Tschechoslowakei. Unzufrieden mit dem Regime flüchtete Drobny während eines Turniers in der Schweiz aus seinem Land und wurde später ägyptischer Staatsbürger. Als solcher gewann er 1951 und 1952 die French Open und 1954 als 32-Jähriger das Turnier in Wimbledon. Und obwohl Drobny, der 1983 in die Hall of Fame aufgenommen worden und 2001 gestorben ist, 37 seiner 42 Partien für sich entschieden hat: Den Davis Cup gewann er nie.


Der Wimbledonfinal zwischen Drobny und Ken Rosewall, ab 1m13s

2. Yannick Noah, Frankreich

Sein Sohn Joakim spielt in der NBA Basketball, er selber ist inzwischen Sänger. Vor seinem Dasein als Musiker unterhielt Noah die Menschen in seinem Land und auf der ganzen Welt mit dem Racket: 1983 gewann er die French Open als bisher letzter Franzose, es ist der grösste Sieg seiner Karriere – und nach wie vor einer der bedeutendsten Momente in der Tennisgeschichte der Grande Nation. Denn auch wenn er ihn 1991 und 1996 als Captain nach Frankreich holte, als Spieler hat Noah den Davis Cup nie gewonnen.


«Yannick, Telefon!» – «Ich bin nicht da.» Noah, der immer wieder zu Spässen aufgelegt war.

3. Ilie Nastase, Rumänien

Er war 1973 die erste Nummer 1 der Welt und behielt diese Position 40 Wochen. 1972 (US Open) und 1973 (French Open) gewann Nastase seine beiden grössten Titel. Und obwohl der Spassvogel und Schrecken aller Schiedsrichter (siehe Video) am zweitmeisten Einzel und am drittmeisten Doppel in der Geschichte des Wettbewerbs für sich entschied, den Davis Cup hat Nastase nie gewonnen.


Nastase zum Schiedsrichter: «Nennen Sie mich nicht Nastase, nennen Sie mich Herr Nastase.» – «Ja, Herr Nastase.»

4. Nicola Pietrangeli, Italien

Der statistisch beste Spieler im Davis Cup ist nach wie vor Nicola Pietrangeli: Der Italiener, 1933 geboren, hat am meisten Doppel- und am meisten Einzelpartien gewonnen. 1959 und 1960 holte er seine wichtigsten Karrieretitel an den French Open und 1976 im Davis Cup mit Italien. Allerdings als Captain, denn als Spieler hat Pietrangeli den Davis Cup nie gewonnen.


Pietrangelis Sieg an den French Open im Final gegen Luis Ayala.

5. Guillermo Vilas, Argentinien

Auch wenn Juan Martin Del Potro 2009 im Final des US Open gegen Roger Federer als letzter Argentinier an einem Grand-Slam-Turnier ungeschlagen blieb: Der erfolgreichste argentinische Tennisspieler bleibt Guillermo Vilas, der unter anderem die längste Siegesserie auf Sand aufwies – bis Rafael Nadal ihm diese mit seinem 54. Erfolg 2006 entrissen hat. Vier Majors hat der 1952 geborene Linkshänder zwischen 1977 und ’79 für sich entschieden. Doch obwohl er 1981 in einem Final stand und 2008 den Davis Cup Award of Excellence überreicht erhielt, den Davis Cup hat Vilas nie gewonnen.


Ein kurzer Rückblick auf Vilas’ Karriere.

6. Gustavo Kuerten, Brasilien

Ein anderer Grosser des südamerikanischen Tennis ist Gustavo Kuerten. Der Mann mit den Locken (hier parodiert von Novak Djokovic) gehört zu den grossen Figuren der French Open, die er ab 1997 drei Mal für sich entschieden hat. Insgesamt hat er 20 Titel in seiner Karriere geholt und war die Nummer 1 der Welt. Den Davis Cup hat Kuerten aber nie gewonnen.


Kuerten bei seinem ersten Titel an den French Open 1997.

7. Roger Federer, Schweiz

17 Grand-Slam-Titel, 302 Wochen die Nummer 1 der Welt: Es sind nur zwei Rekorde, die die Beispiellosigkeit von Federers Karriere aufzeigen. Neben dem Olympiasieg im Einzel ist der Davis Cup die grosse Lücke in der Titelsammlung des Baselbieters. Nach offenbar überstandenen Rückenproblemen spielt er am 21.-23. November in Lille den Final gegen Frankreich – und könnte so in Bälde aus dieser Liste fliegen.



Roger Federer, of Switzerland, passes near the trophy for the photographers after the drawing for the Davis Cup Final, prior the Davis Cup Final match between France and Switzerland, in Lille, France, Thursday, November 20, 2014. The Davis Cup World Group Final France vs Switzerland will take place from 21 to November 23. (KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi)

Möglicherweise tritt Federer bereits am 22. November etwas enthusiastischer an diese Trophäe heran. (Bild: Keystone/SALVATORE DI NOLFI)

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