Der ehemalige Innenverteidiger des FC Basel kam in der vergangenen Saison beim SC Freiburg kaum zum Einsatz. Nun will Beg Ferati allen zeigen, was er kann. Doch die Signale aus dem Verein verheissen nichts Gutes für ihn.
Der Mann klingt regelrecht empört: «Natürlich bleibe ich, ich habe doch noch einen Vertrag.» Das wäre also geklärt. Die Frage, wo Beg Ferati denn seine berufliche Zukunft sehe, hatte sich irgendwie aufgedrängt. Schliesslich fiel seine Bilanz in der Saison 2011/12 doch arg dürftig aus. Sechs Bundesligaspiele, ein Einsatz im Pokal, insgesamt 383 Minuten Einsatzzeit in Pflichtspielen. Für einen Spieler, der beim Champions-League-Verein FC Basel auf dem Weg zur festen Grösse war, ist das arg dürftig.
Das sieht natürlich auch Ferati nicht anders. Klar, eine echte «Seuchensaison» habe er da hinter sich. «Aber ich hatte doch nie richtig die Gelegenheit zu zeigen, was ich kann.» Tatsächlich hätte der Innenverteidiger, der nach wie vor in Basel wohnt, wohl einige Einsätze mehr auf dem Buckel, wenn er ein bisschen mehr Glück gehabt hätte. Die Liaison zwischen dem SC Freiburg und dem 25-Jährigen fing ja schon schlecht an. In seinem ersten Einsatz schied der Bundesligist bei der drittklassigen Spielvereinigung Unterhaching aus. Wer es gut mit Ferati meint, würde sagen, dass er in einer schlechten Mannschaft nicht positiv herausstach.
Ein ehrgeiziger Satz wird zum Bumerang
Daraufhin blieb er erstmal draussen. «Anpassungsschwierigkeiten» ans Tempo in der Liga, liess Trainer Marcus Sorg verlautbaren. Und klang dabei so, als ob das nicht die ganze Wahrheit sei. Zwei Wochen später erschien im «kicker» ein Interview. Darin der Satz: «Ich bin keiner für die Bank». Bei anderen Vereinen werden solche Aussagen als Beweis von Ehrgeiz gesehen. Wer will schliesslich Spieler beschäftigen, die von sich behaupten, sie seien mit einem Platz auf der Bank zufrieden?
Beim SC, der seit jeher schnell Verschwörungen wittert, ist das anders. Die Äusserung wurde als Einmischung in des Trainers Kompetenzen interpretiert. Ferati musste auf die Tribüne. Die meisten Journalisten vor Ort fanden diese Massnahme völlig überzogen, und auch Ferati wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Aber er hat aus der Geschichte gelernt. Man kann ihm nicht übel nehmen, dass er im Mai 2012 nichts mehr dazu sagen will.
Und dann kam das Verletzungspech
Vier Wochen nach dem Interview durfte Ferati dann doch wieder ran. Nach dem 0:7 in München, bei dem vor allem die Defensive einen katastrophalen Eindruck hinterlassen hatte, stand er gegen Stuttgart in der Startformation. «Da fing dieses verdammte Verletzungspech an», erinnert er sich heute. In der 27. Minute geriet er in einen Zweikampf mit VfB-Stürmer Cacau. Und die Kniescheibe war draussen.
Sechs Wochen blieb Ferati verletzt. Und spielte danach keine Rolle mehr. Marcus Sorg, der kurz vor Weihnachten entlassen wurde, vertraute einer Innenverteidigung, in der vor allem Oliver Barth Fehler an Fehler reihte.
Ferati glaubt an sich
Im November, Barth hatte sich verletzt, kam Ferati dann zu drei weiteren Einsätzen: Zwei durchwachsenen (Berlin, Dortmund) und einem ordentlichen (Hannover). So richtig festgespielt hatte er sich also nicht. Schlechtes Zweikampfverhalten, physisch nicht stark genug – der medial arg zurückhaltende Trainer Sorg liess im Fall Ferati durchaus durchblicken, was ihn störte.
Ferati ist hingegen überzeugt, dass er «nah dran» war, dass er «rangekommen» wäre an das Kader, wenn er die Wintervorbereitung hätte mitmachen können. Doch just vor dem Abflug ins spanische Rota verletzte er sich erneut. «Ich bin daheim raus zum Joggen und plötzlich hatte ich dieses Stechen im Fuss. Zweimal habe ich den Anschluss verpasst, weil ich zweimal die Vorbereitung nicht mitgemacht habe.» So viel zu Feratis Wahrheit.
Im Club heisst es, Ferati reiche einfach nicht
Doch es gibt mehr zu erzählen. Unmittelbar nach der Wintervorbereitung machte Ferati nämlich trotz des Trainingsrückstandes ein Spiel – das Match in Mainz sollte der einzige Einsatz sein, den Sorg-Nachfolger Christian Streich ihm zugestand. Ferati hat gegen die Mainzer nicht gut gespielt. Doch das, so hört man, war gar nicht einmal der Hauptgrund dafür, dass er in der Folgezeit nie mehr berücksichtigt wurde. Es reiche einfach nicht, heisst es.
Oft sass Ferati – diesmal ganz ohne Interview – auf der Tribüne. Und wenn er mal auf der Bank war, wurde er nicht eingewechselt. Die Verletztenliste konnte noch so lang sein – Streich liess lieber Mittelfeldmann Johannes Flum oder die Youngster Immanuel Höhn und Matthias Ginter ran. Im Grunde ist das eine Ohrfeige für einen Spieler, den der SC noch im vergangenen Sommer als wichtigen Transfer anmoderiert hatte. Er sollte Stammspieler werden.
«Mit seinen Qualitäten in der Spieleröffnung wird er uns helfen», hat Keeper Oliver Baumann damals gesagt. Ferati freut sich, als er mit dem Zitat konfrontiert wird. Zögert. Und sagt einen Satz, den er während des Gesprächs im Mai noch oft wiederholen wird: «Ich will mich durchbeissen.»
Gerne hätte der SC Ferati in die Schweiz abgegeben
Das Problem daran: Im Verein klingen sie nicht so, als freuten sie sich darauf. Ferati, dessen Vertrag bis 2014 datiert ist, hatte in jüngster Zeit offenbar zahlreiche Angebote aus der Schweiz. Und Manager Dirk Dufner macht kein Hehl daraus, dass er sich nicht mit Klauen und Zähnen gewehrt hätte, wenn Ferati wieder in die Super League zurückgekehrt wäre.
«Beg weiss, dass es für ihn schwer wird», sagt Dufner. «Auf seiner Position sind wir ja prima besetzt.» Dufner macht sich an die Aufzählung: Fallou Diagne, Matthias Ginter, Immanuel Höhn, Pavel Krmas. «Und Johannes Flum kann das auch spielen.» Er sagt es nicht explizit, aber es klingt, als sei Ferati im internen Innenverteidiger-Ranking des SC auf Platz sechs abgerutscht. Keine gute Perspektive, wenn nur zwei Plätze zu vergeben sind. Auch Trainer Streich, so Dufner, habe Ferati seine Perspektiven ungeschönt nähergebracht.
Ferati will andere Signale empfangen haben. Nein, irgendwelche Versprechungen habe ihm der Trainer nicht gemacht. Das nicht. «Aber er hat gesagt, wenn ich eine gute Vorbereitung habe, ergibt sich alles andere von alleine.» Wieder macht Ferati eine Pause. Dann sagt er etwas lauter: «Ich will es allen zeigen.» Man kann ihm nur wünschen, dass jemand dabei zuschaut.