Schluckspechte, Sturmwinde und ein rüstiger Japaner

Die Vierschanzentournee der Skispringer, die heute in Oberstdorf beginnt, feiert ihren 60. Geburtstag. Ein Blick zurück in Zahlen auf Höhepunkte, Pleiten, Pech und Pannen, die Superstars und Superlative.

Der Schönste von allen: Für diesen Sprung erhielt der Österreicher Wolfgang Loitzl 2008 in Bischofshofen die Höchstnote 20,0. (Bild: Imago Sportfoto)

Die Vierschanzentournee der Skispringer, die heute in Oberstdorf beginnt, feiert ihren 60. Geburtstag. Ein Blick zurück in Zahlen auf Höhepunkte, Pleiten, Pech und Pannen, die Superstars und Superlative.

0,5
Gäbe es für Skispringer eine Promille-Grenze, Hemmo Silvenoinen hätte 1956 beim Neujahrsspringen in Garmisch am Boden bleiben müssen. Der finnische Adler hatte sich in der Silvesternacht kurzerhand in einen Schluckspecht verwandelt, weshalb die Teamleitung den durstigen Springer erst gar nicht starten lassen wollte. Nach Interventionen der Teamkollegen durfte der verkaterte Silvenoinen dann doch über die Schanze und landete prompt wieder jenseits der Promillegrenze – weil er auf seinen Überraschungssieg wieder ein Glas trinken musste.

0,7
Nach vier Bewerben und acht Sprüngen trennten Pentti Uotinen und Eino Kirjonen (beide Finnland) bei der Tournee-1956/57 gerade einmal 0,7 Punkte. Das entspricht umgerechnet 40 Zentimetern. Das war die knappste Entscheidung in knapp 60 Jahren Tournee.

5
Janne Ahonen ist der erfolgreichste Springer der Tournee-Geschichte. Der Finne, der im Sommer seine Karriere beendet hatte, gewann als einziger Athlet gleich fünf Mal den prestigeträchtigen Bewerb (1998/99, 2002/03, 2004/05, 2005/06, 2007/08).

10
Zwei Springer haben bei der Tournee jeweils zehn Tagessiege feiern können. Der Norweger Björn Wirkola und der Deutsche Jens Weissflog führen gemeinsam diese Wertung an.

16
Mit 16 Gesamtsiegen sind die Springer aus Deutschland (und vormals der DDR) die erfolgreichsten Tournee-Teilnehmer. Allerdings ist der letzte deutsche Erfolg (Sven Hannawald 2002) bereits verjährt.

20,0
Die österreichische Stil-Ikone Wolfgang Loitzl machte 2009 eine hervorragende Figur. Für seinen makellosen Sprung in Bischofshofen erhielt der spätereTourneesieger von den Wertungsrichtern fünf Mal die Höchstnote 20,0.

21
Als Noriaki Kasai sein Tournee-Debüt gab, war die Berliner Mauer gerade gefallen und Jungstar Gregor Schlierenzauer noch nicht auf der Welt. Mit seinen knapp 40 Jahren ist der rüstige Japaner doppelt so alt wie viele seiner Rivalen, doch das hindert ihn nicht daran, weiter über die Schanzen zu springen. Heuer startet Kasai bereits zum 21. Mal bei der Tournee.

50
Die 50. Auflage der Vierschanzen-Tournee wurde zur großen One-Man-Show. Als erstem Springer der Welt gelang es dem Deutschen Sven Hannawald bei der Auflage 2001/02 alle vier Tournee-Bewerbe zu gewinnen – den sogenannten Grand Slam. «Ich fürchte jedes Jahr, dass das noch ein Springer schafft», sagt Hannawald

63,5
In der Saison 1955/56 erhielten die klassischen vier Tournee-Wettkampforte überraschend Zuwachs. Da in Bischofshofen akuter Schneemangel herrschte, musste das letzte Springen auf die kleine Zinkenschanze von Hallein (Ö) verlegt werden. Dort segelte der beste Springer auf 63,5 Meter.

104,4
Adam Malysz schwebte bei der Tournee 2000/01 in anderen Sphären. Der Pole degradierte die Konkurrenten zur Flugbegleitern und lag in Bischofshofen 104,4 Punkte vor dem zweitplatzierten Janne Ahonen – das grösste Punktepolster der Geschichte.

120
Mit Spitzen bis zu 120 km/h wirbelte im Jahr 2008 ein Sturm das Tournee-Programm gehörig durcheinander. Das Springen am Innsbrucker Bergisel musste abgeblasen werden, die Vierschanzen-Tournee verkam erstmals in der Geschichte zur Dreischanzentournee und der Innsbrucker Bewerb wurde in Bischofshofen nachgetragen. Als Konsequenz wurde an der Bergisel-Schanze übrigens ein riesiges Windnetz installiert.

1081,5
Erst einmal standen zwei Springer auf dem obersten Treppchen. Im Jahr 2006 mussten sich Janne Ahonen und der Tscheche Jakub Janda den Sieg teilen. Beide hatten nach den vier Bewerben 1081,5 Punkte auf dem Konto.

1’000’000
Das ist das Preisgeld, das bei der 60. Auflage für den Grand Slam ausgelobt wurde. Sollte ein Springer es Sven Hannawald gleich machen und alle vier Bewerbe gewinnen, winken ihm eine Million Franken.

60. Vierschanzentournee 2010/2011
Oberstdorf. Do, 29. Dezember, 16.30: Qualifikation. – Fr, 30. Dezember, 16.30: 1. Durchgang, anschliessend 2. Durchgang der besten 30.
Garmisch-Partenkirchen. Sa, 31. Dezember, 14.00: Qualifikation. – So, 1. Januar, 14.00: 1. Durchgang, anschliessend 2. Durchgang der besten 30.
Innsbruck. Di, 3. Januar, 13.45: Qualifikation. – Mi, 4. Januar, 13.45: 1. Durchgang, anschliessend 2. Durchgang der besten 30.
Bischofshofen. Do, 5. Januar, 16.30: Qualifikation. – Fr, 6. Januar, 16.30: 1. Durchgang, anschliessend 2. Durchgang der besten 30.

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