Schockgefroren – die Einzelkritiken zum 0:2 des FCB auf Schalke

Die einen hatten eine Grenzerfahrung der brutalen Art, die anderen Spieler des FC Basel ergaben sich beim 0:2 auf Schalke in Fassungslosigkeit. Und dann war da noch Yann Sommer, der auch in Minute 91 spielte, als könne er die Partie im Alleingang noch drehen.

Basel goalkeeper Yann Sommer saves a shot during the Champions League Group E soccer match between FC Schalke 04 and FC Basel in Gelsenkirchen, Germany, Wednesday, Dec. 11, 2013. (AP Photo/Martin Meissner) (Bild: Keystone/MARTIN MEISSNER)

Die einen hatten eine Grenzerfahrung der brutalen Art, die anderen Spieler des FC Basel ergaben sich beim 0:2 auf Schalke in Fassungslosigkeit. Und dann war da noch Yann Sommer, der auch in Minute 91 spielte, als könne er die Partie im Alleingang noch drehen.

Yann Sommer | 6
Nutzte die letzten Champions-League-Minuten des FCB in dieser Saison, um noch einmal alles zu zeigen, was er so drauf hat: Flüge in die höchsten Ecken seines Tores beim Freistoss Farfans in der 82. Minute, dann gegen Szalai und Boateng, die innert Sekunden alleine vor ihm auftauchten (88.), gegen Goretzka, dessen Schuss er an den Pfosten lenkte (89.) und schliesslich noch einmal gegen wieder alleine auf ihn losziehenden Szalai. Provozierte damit die logische Frage einer deutschen Journalistin an Schalkes Sportdirektor Horst Heldt: «Holt ihr jetzt den Sommer?» Bei den Toren chancenlos.

Taulant Xhaka | 3
Dürfte immer dann aufgeatmet haben, wenn die Schalker über rechts angriffen und nicht über seine Seite, weil er dann für einmal nicht wahlweise überspielt, überrannt oder einfach links liegen gelassen wurde. Atmete in der 57. Minute etwas zu lang durch, so dass er den in seinem Rücken lauernden Draxler vergass – 0:1. Erlebte eine Grenzerfahrung der fast schon brutalen Art.

Fabian Schär | 4

War nach dem Spiel die Mensch gewordene Fassungslosigkeit, weil erstens felsenfest davon überzeugt war, dass er Adam Szalai auf dessen von Nebenmann Ivanov unterbrochenem Weg zum Tor noch hätte einholen können. Und deswegen auch untröstlich über die Entscheidung von Schiedsrichter Tagliavento, den Bulgaren vom Feld zu stellen. Daraufhin ehrlich entsetzt über die nicht geahndete Abseits-Position beim 0:2. Bis dahin solid, danach wie schockgefroren.

Ivan Ivanov | 3,5
Klemmte den Arm von Gegenspieler Szalai eine Sekunde zu lang ein, um behaupten zu können, er habe den Schalker Stürmer nicht foulen wollen. Musste danach mit Rot unter die Dusche, was ihm auch nach dem Spiel noch die Sprache verschlug.

Kay Voser | 3
Hatte das Pech, den besten Schalker des Abends gegen sich zu haben: Jefferson Farfan. Erlebte dessen Schmetterantritt und Dribblings oft zwar als nächster Beobachter, aber eben doch nicht von so nah, als dass er den Schalker bei seinem Vorhaben noch irgendwie hätte stören können – oder gar dessen Pläne durchkreuzen. Wirkte meist auch seltsam alleine gelassen, draussen auf seiner linken Abwehrseite.

Fabian Frei | 4,5
Spielte ein wenig wie im Kinderlied mit dem Hut, dem Stock, dem Regenschirm «und vorwärts, rückwärts, seitwärts, bei»! Liess einfach das seitwärts aus. Begann im offensiveren zentralen Mittelfeld, wurde nach Ivanovs Platzverweis zum Innenverteidiger und rückte nach Ajetis Einwechslung ins defensive Mittelfeld vor. War einer von bloss zwei Baslern, die einen Schuss in Richtung Schalker Tor abgaben.

Mohamed Salah | 3,5
Wirkte zu Beginn ein wenig wie das Kind im Spielzeugladen. So viele Räume, so viel zu entdecken hier in der Arena auf Schalke! Konnte sich so in jenen Anfangsszenen, in denen ihn Gegenspieler Uchida entwischen liess, nicht entscheiden zwischen Zug aufs Tor und Flanke. Hatte sich nach einer Viertelstunde möglicherweise einen Plan zurecht gelegt, bekam da aber keinen Platz mehr, um ihn in die Tat umzusetzen. Wirkte nie so, als ob es seine Aufgabe sei, den gegen das Ertrinken ankämpfenden Voser hinter ihm im Duell mit dem entfesselten Farfan zu unterstützen.

Mohamed Elneny | 3
Ist ein Spieler, dessen Wert für das Team dem Beobachter oft erst in der Retrospektive bewusst wird. Verzeichnete gegen Schalke aber auch mit ganz, ganz viel Nachdenken keine einzige Szene, in der er irgend einen Einfluss auf das Spiel genommen hätte. Wurde nach einer Stunde für Giovanni Sio ausgewechselt

Geoffroy Serey Die | 3,5
War am Freitag vor dem Spiel gegen GC von Trainer Yakin noch dafür gelobt, dass er nun die Ruhe besitze, um auf der Position des Sechsers zu spielen. Spielte dann gegen Schalke aber wieder eine Reihe vor dem defensiven Mittelfeld. Wirkte dort ähnlich ratlos, was genau zu tun sei wie Nebenmann Elneny.

Valentin Stocker | 3
Kam trotz seines im Sommer geplatzten Transfers nach Gelsenkirchen zu seinem Spiel auf Schalke, konnte es aber nicht ansatzweise geniessen. War von den Schalkern ganz offensichtlich als Gefahr ausgemacht worden und erhielt entsprechend wenig Quadratzentimeter Freiraum. Wirkte wie bereits in den vorangegangenen Spielen so, als ob er nicht traurig wäre über die kommende Winterpause.

Marco Streller | 3
Hatte eigentlich genau eine gute Szene, jene als er Höwedes den Ball abluchste, der danach zwar vom Platz musste – aber nicht mit Rot, sondern mit einer Verletzung. Versuchte danach zu krampfhaft, jeden Ball direkt seinen nicht wirklich vorne anzutreffenden Mitspielern in den Lauf zu legen – oder sich um den Gegner zu winden. Beides jeweils ohne grösseren Erfolg.

Giovanni Sio | 3,5
Kam am in der 61. Minute nach dem 0:2 für Elneny und sollte noch einmal für etwas Schwung sorgen, was schwierig war, da sich die restlichen neun Feldspieler eigentlich aufgegeben hatten.

Matias Delgado | 3
Hatte 2004 in diesem Stadion noch ein vielbejubeltes Freistosstor zum 1:1 erzielt, durfte nun aber erst ab Minute 72 mitmachen, als er Serey Die ersetzte. Hatte ganz wenige Ballkontakte, was aber beim Spielstand von 0:2 auch schon irgendwie egal war.

Arlind Ajeti | 3,5
Ersetzte in der 72. Minute Valentin Stocker und spielte fortan in zentral in jener Verteidigung, die den Schalkern in den letzten acht Minuten des Spiels noch gefühlte zwölf Gross-Chancen zugestehen musste.

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Notenschnitt: 3,6
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati, P. Degen, D. Degen, Sauro.

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