Leicester City verliert erstmals wieder, Arsenal kann nicht profitieren und Stoke City mit Xherdan Shaqiri macht die Verzweiflung bei Manchester United noch grösser – Fussball an Weihnachten auf der Insel. Und am Montag geht es bereits mit einem weiteren Schicksalsspiel für Louis van Gaal weiter.
Vor dem Auswärtsspiel bei Stoke City hatte Louis van Gaal mit strengem Blick eine Entschuldigung von den englischen Berichterstattern eingefordert. Diese hatten ihn unter der Woche im Anschluss an Manchester Uniteds dritte Niederlage in Folge (1:2 gegen Norwich) ja schon quasi entlassen.
Nach Fiasko Nummer vier (0:2 bei Stoke City) am englischen Traditionsspieltag zu Weihnachten schien jedoch der Kampfesmut des Niederländers erschöpft. Tore von Bojan Krkic (19.) und dem Österreicher Marko Arnautovic (26.) hatten die abermals quälend langsam und uninspiriert auftretenden Gäste frühzeitig aus der Bahn geworfen.
» Die Ergebnisse und Tabelle der Premier League am Boxing Day
Sein Team sei mit dem Druck und den stürmischen Winden nicht zurechtgekommen, sagte der 64-jährige van Gaal und deutete gar seinen Rücktritt an: «Es ist nicht immer der Verein, der mich feuert, manchmal tue ich das auch selbst. Aber ich werde zuerst mit dem Vorstand und den Spielern reden, nicht mit Ihnen.»
Ein Spiel wie ein Hilfeschrei
Offiziell wollte der auf Tabellenplatz sechs abgerutschte Klub mindestens bis zum Duell gegen Chelsea am Montag an dem gemeinhin fürchterlich selbstsicheren Fussballlehrer aus Amsterdam festhalten, doch das historische Ausmass der gegenwärtigen Krise – United ist seit sieben Spielen ohne Sieg, das hatte es zuletzt 1989 gegeben, als Alex Ferguson um ein Haar sein Amt verloren hätte – macht ein baldiges Ende der Amtszeit von «LVG» wohl unabdingbar.
Die Tore von Stoke City gegen Manchester United:
Seine spezielle Art der Menschenführung und sein rigides Positionsspiel sind im Old Trafford nie auf viel Gegenliebe gestossen. Ohne den gesperrten Bastian Schweinsteiger bot das im Sommer für 140 Millionen Euro verstärkte Team in Stoke eine Vorstellung, die man kurz vor Jahreswechsel als Hilfeschrei interpretieren musste.
Assistenztrainer Ryan Giggs stünde als Interimstrainer bereit; José Mourinho, erst vor einer Woche beim FC Chelsea gefeuert, hätte den Job auch gerne. Dem überforderten United-Geschäftsführer Edward Woodward wäre diese destruktive Personalie durchaus zuzutrauen.
Chelseas Wackelpudding
Ungewöhnlich friedlich war dagegen die «Boxing-Day»-Stimmung beim FC Chelsea. Es gab anders als beim 3:1 gegen Sunderland vor einer Woche keine Pfiffe gegen Spieler, trotzige «José Mourinho»-Sprechchöre des Publikums blieben ebenfalls aus.
Die Anhänger des Meisters haben sich mit der Entlassung des Portugiesen arrangiert, mit Guus Hiddink hat ja auch ein sehr beliebter Mann das Amt übernommen, der schon 2009 erfolgreich (FA-Pokal-Gewinn) an der Stamford Bridge auf der Bank aushalf.
«Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein», sagte Hiddink vor dem 2:2 gegen Aufsteiger Watford mit einem verschmitzten Lächeln hinter seiner Goldrandbrille. Da er nun aber schon einmal da ist, hat er das im unteren Mittelfeld der Tabelle gestrandete Team mit grossväterlicher Gelassenheit zu stärkerer Fokussierung auf das Wesentliche ermahnt.
Insbesondere Diego Costa trat ausnahmsweise nicht wild um sich, sondern den Ball zwei Mal sehr kontrolliert ins Netz. Das hätte trotz des später verschossenen Elfmeters von Oscar in der jüngsten Vergangenheit gegen einen Aufsteiger sicher zu einem lockeren Sieg gereicht, doch zum einen ist Chelsea in der Defensive aktuell in etwa so stabil wie der am Samstag im Presseraum servierte Brotpudding (mit Vanillesosse) und zum zweiten Watford (Platz sieben) ein gutes Beispiel für die gestiegene Qualität der kleineren Teams.
Leicesters Serie beendet, aber Arsenal patzt
Tabellenführer Leicester City, das beste Beispiel in dieser Beziehung, verlor erstmals seit Ende September wieder ein Liga-Spiel, bei Jürgen Klopps Liverpool. Die Hausherren trotzten mit simplen, flachen Bällen dem stürmischen Wind im Stadion an der Anfield Road und hetzten jedem Ball nach, das sonst so präzise konternde City fand so nie richtig ins Spiel.
«Wir waren zu nervös, ich weiss nicht warum», rätselte Leicester-Coach Claudio Ranieri. Am Ende einer irrwitzig hektischen Schlussphase (Klopp: «Das ist natürlich Herzattacke») stand ein verdienter Heimsieg, der Liverpool Chancen auf Platz vier lässt.
Die Arsenal-Klatsche in Southampton:
Leicesters Niederlage bot Arsenal die Chance, die Spitze zu übernehmen, doch die Londoner erlitten beim 0:4 in Southampton einen überraschend bösen Tiefschlag. Arsène Wenger klagte aus guter Gewohnheit über «unglückliche Schiedsrichterentscheidungen vor den ersten drei Gegentoren».
Aber das Debakel zeigte auch, dass selbst in dieser völlig turbulenten Premier-League ein paar Dinge beim Alten bleiben könnten. Mit einem Kollaps der fragilen Künstlertruppe im Titelrennen bleibt wohl auch 2015/16 jederzeit zu rechnen.
Ohne Ruhepause – so geht es in der Premier League an diesem Montag weiter: