Schöner leben im Thurgau

Ungefährdet übersteht der FC Basel die erste Runde im Schweizer Cup. Der FCB schlägt einen sehr beherzt aufspielenden FC Amriswil mit 6:1. Aber das war nicht das Wichtigste an diesem Nachmittag im Thurgau.

«Es war richtig geil», Heiko Vogel war von der Gastfreundschaft der Thurgauer sehr beeindruckt. (Bild: Keystone)

Ungefährdet übersteht der FC Basel die erste Runde im Schweizer Cup. Der FCB schlägt einen sehr beherzt aufspielenden FC Amriswil mit 6:1. Aber das war nicht das Wichtigste an diesem Nachmittag im Thurgau.

Man muss sie einfach mögen, diese ersten Runden im Schweizer Cup. Es ist wie richtig, aber eben nur fast. Es ist die Verlierer-Mannschaft, in diesem zu Verlierern so harten Sport (ach, Scotty), die für einmal eine Ehrenrunde dreht, die Welle initiiert, sich richtig, richtig feiern lässt.

Und sie hatten ja auch allen Grund dazu, die Amriswiler. Der Auftritt der jungen Zweitliga-Mannschaft war beherzt, mutig, leidenschaftlich. «Ich bin echt beeindruckt», sagte FCB-Trainer Heiko Vogel nach dem Spiel zu Trainer Olaf Sager und Captain Gabriel Macedo, «und ich bewundere euch für euren Mut. Ihr habt nicht so gespielt, wie ich es erwartet habe.»

Mutig, diese Thurgauer

Und er hatte Recht. Wenn man bedenkt, wie gewisse Mannschaften in der Super League (und auch in der Champions-League-Qualifikation, aber das ist eine andere Geschichte) in der letzten Zeit gegen den FC Basel gespielt haben, da waren die Amriswiler, wir werden hier gerne etwas pathetisch, eine ziemliche Offenbarung. Hintenrein stehen? Möglichst knapp verlieren? Nicht mit diesen jungen Thurgauern. Die wollten tatsächlich ein Tor schiessen, gegen den FCB.

Es war nichts als sehr in Ordnung, dass ihnen das auch gelang. Der eingewechselte Michele Contartese dürfte nach seinem Schuss aus spitzem Winkel in der 74. Minute heute Abend das eine oder andere Schützengarten (Kenner schätzen das Gallus) im Festzelt spendiert bekommen. 

«Richtig geil»

Auch Alex Frei, der beim 6:1-Sieg zweimal getroffen hatte und damit seinen 100sten Treffer für den FCB erzielte, kannte bei der Pressekonferenz nichts als Lob, Lob, Lob. Nicht nur für den fussballerischen Auftritt, sondern auch für das Danach und Drumherum. «Wie ihr hier vor der Presse auftretet – das macht mancher Profi schlechter.»

Und dann wären wir bereits beim Nicht-Sportlichen, der Essenz dieser ersten Runde im Schweizer Cup. Dass der FCB in der zweiten Hälfte keinen berauschenden Auftritt mehr gezeigt hatte – geschenkt. Dass der erste stehende Ball den Amriswiler den Schwung genommen hatte – spielte keine Rolle. Denn was wir wirklich schätzen an diesen ersten Runden, ist der Ausflug dahin, wo der Fussball und die Welt noch so sind, wie wir sie uns manchmal vorstellen. Engagiert, herzlich, bierselig. Er sei selten so gastfreundlich empfangen worden, sagte Heiko Vogel nach dem Spiel. «In unserem Geschäft ist das überhaupt nicht alltäglich. Das fand ich richtig geil.»

Ja, es war wirklich gastfreundlich im fernen Osten des Landes. Der Kirchturm war beflaggt, die Senioren im benachbarten Altersheim hatten Ausgang, die freiwilligen Helfer an der Zapfstation reichten ein Schützengarten nach dem anderen über den Tresen.

Bratwürste

«Perfekt wäre es», sagte ein entspannter Alex Frei, «wenn wir jetzt noch 22 Bratwürste in den Car geliefert bekämen.» Ohne Senf!, rief Heiko Vogel dazwischen.

In den hinteren Reihen der zu einem Medienzentrum umfunktionierten Turnhalle, strahlten zwei ältere Herren mit einem Helferbadge um den Hals.

«Sön d Bratwörscht barat?», fragte der eine. Der andere: «Sicher. Und no warm!»

 

Ja, es war wirklich schön im Thurgau. Um aber nicht in zu euphorische Höhen abzugleiten, lassen wir als Kontrapunkt das Video stehen. Denn das, das ist auch der Thurgau. 

Schweizer Cup, 1. Runde
FC Amriswil–FC Basel 1:6 (0:4)
Sportplatz Tellenfeld, Amriswil. – 5154 Zuschauer (Vereinsrekord). – SR: Patrick Winter.

Tore: 14. Zoua 0:1 (Vorarbeit: A. Frei), 31. Fabian Frei 0:2 (A. Frei), 32. Zoua 0:3 (P. Degen), 44. Alex Frei 0:4 (Zoua), 74. Contartese (Macedo) 4:1, 84. Alex Frei 5:1 (Seferagic), 90. Salah 6:1 (D. Degen).
Verwarnungen: 79. Cabral.

FC Amriswil: Mirseloski (69. Meier); Kreis, Niklaus, D. Senn, Lang; Macedo, Miljic (65. Sprenger), L. Senn, Maiorana, Santabarbara, Horvath (65. Contartese).
FCB: Vailati; Sauro, Dragovic, Ajeti; P. Degen (83. Voser); Jevtic (64. Salah), Cabral, F. Frei, D. Degen; A. Frei, Zoua (75. Seferagic).

Bemerkungen: Basel ohne Yapi und Vuleta (beide verletzt); Sommer, Park, Streller, Stocker, Diaz, Kovac (nicht im Aufgebot), Pak (U21). – 73. Pflichtspieldebüt für U21-Stürmer Admir Seferagic.

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