Junge Spieler erdulden eine Lektion, gestandene Stammkräfte kommen nicht auf ihr Niveau und ein Torhüter zeigt, dass er lieber Bälle fängt, als sie mit den Füssen zu spielen. Zudem erhält das Lazarett möglicherweise Zuwachs – die Einzelkritiken nach der 0:4-Niederlage des FC Basel in Luzern.
Germano Vailati | Torhüter
Der Ersatztorhüter verdiente sich zwei sehr unterschiedliche Noten – eine Hand- und eine Fussnote. Bei den Gegentoren war er ohne reelle Abwehrchance und die Leistung seiner Hände in Ordnung. Unten sah es anders aus: Weite Zuspiele ins Seitenaus bei der Mittellinie gehörten in Luzern zum Standardprogramm, einmal misslang ein Abschlag derart, dass der Ball hinter die eigene Grundlinie kullerte.
Naser Aliji | rechter Aussenverteidiger
Gemeinsam mit Renato Steffen war Aliji für die rechte Aussenbahn zuständig. Das Zusammenspiel der beiden sorgte zu keiner Zeit für Gefahr. Zwei guten Steilpässen stehen mehrere Ballverluste und direkte Zuspiele ins Aus gegenüber. Zudem brachte er vor dem 1:0 den Ball nicht weg und liess beim 4:0 den Torschützen gewähren.
Eray Cümart | rechter Innenverteidiger
In seinen dritten Einsatz in der Super League startete der Junior sehr nervös. Er war oft überfordert, produzierte Stockfehler und das Luzerner Pressing zwang ihn zu ungenauen Pässen. Beim Traumtor von Jahmir Hyka gab es für Cümart kaum etwas zu holen. Je länger aber das Spiel dauerte, umso mehr fing sich das Basler Eigengewächs und wurde etwas sicherer in der Ballbehandlung.
Zwischen Gegenspielern – Eray Cümart auf der Suche nach seiner Position in der Super-League-Mannschaft des FC Basel.
Marek Suchy | linker Innenverteidiger
Wenn auch der erfahrene Tscheche Probleme hat, seine Pässe im Aufbau an den Mann zu bringen, sagt dies einiges über die Aufsässigkeit des Gegners aus. Er verlor Bälle und es gelang ihm nicht, die Basler Defensive zu stabilisieren. Nach Pickels Fehlpass liess der Tscheche das Bein stehen und verursachte damit den Luzerner Elfmeter. Später klärte er zweimal vor einem einschussbereiten Luzerner.
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Zwanzig Sekunden waren in der zweiten Halbzeit gespielt, als Traoré, unter Druck gesetzt von den heranstürmenden Luzernern, einen Fehlpass ins Seitenaus spielte. Damit war kurz nach der Pause den meisten im Stadion klar, dass die zweite Halbzeit in etwa wie die erste aussehen würde. Traoré kämpfte mit Vailatis Pässen und Jantschers Flügelläufen. Der Österreicher hatte dabei oft zu viel Platz und konnte so beispielsweise unbedrängt Schneuwly bedienen, der mit seinem Treffer den Torreigen einläutete.
Alexander Fransson | defensives Mittelfeld
Nach sechs Minuten verzeichnete Fransson den ersten Basler Torschuss, den Zibung locker fing. Danach war der Schwede für lange Zeit nur noch in der Defensive anzutreffen. Im Spielaufbau bot er sich deutlich weniger an als in vergangenen Spielen und sorgte damit wohl auch dafür, dass die Verteidiger nicht wussten, wohin sie die Pässe spielen sollten. Nach einer Stunde verlor Fransson den Ball an Nicolas Haas, sodass dieser zwei Pässe später seinen ersten Treffer für das Fanionteam des FC Luzern erzielte.
fransson ist auch deshab ein primz, weil er das zentrum noch nicht regieren kann. #rotblaulive
— thierry moosbrugger (@thierrymsbr) May 16, 2016
Charles Pickel | defensives Mittelfeld
Der im Dezember mit einem Profivertrag ausgestattete Pickel durfte in Luzern zum ersten Mal für die erste Mannschaft ran. Dabei spielte er nervös und verschuldete nach wenigen Sekunden den ersten Luzerner Freistoss. Die Zuordnung im Zentrum schien nicht zu Stimmen und Pickel war stets auf der Suche nach seinem Platz neben Fransson. Im Gegensatz zu Cümart gelang es dem Mittelfeldspieler nicht, sein Spiel zu beruhigen. Sein Fehlpass in der eigenen Platzhälfte führte zum Elfmeter. In der 55. Minute wurde er durch Luca Zuffi ersetzt.
Davide Callà | rechter Flügel
In der 29. Minute standen Steffen und Callà bereit für einen Freistoss. Linksfuss Steffen durfte schiessen und verzog. In der 57. nahm sich der Schweiz-Italiener der Aufgabe an und verzog noch deutlicher. Das waren Callas auffälligste Offensivszenen, bis er nach etwas mehr als einer Stunde ausgewechselt wurde. In der Defensive kann er sich glücklich schätzen, dass Schneuwly und Hyka in der 54. Minute nicht mehr aus seinem Ballverlust machten als zweieinhalb verkorkste Dribblings.
Für einmal nicht der effektive Flügel, als den man ihn kennt: Renato Steffen.
Birkir Bjarnason | offensives zentrales Mittelfeld
Auch der Isländer machte nicht sein bestes Spiel. Aber sein Engagement, seine Laufleistung und die Versuche, gefährliche Abschlüsse zu produzieren, geben Bonuspunkte. Im Gegensatz zu den defensiven Mittelfeldspielern war er bei Ballbesitz viel unterwegs und bot sich an. Wenn es in der zweiten Halbzeit einen Angriff gab, dann lief er über ihn. Eine richtig geglückte Aktion kreierte er dennoch nicht und verpasste es kurz nach dem 2:0, einen Querpass von Steffen mit letztem Einsatz zu erreichen.
Renato Steffen | linker Flügel
Der genannte Querpass auf Bjarnason war das Resultat eines der seltenen Flügelläufe des gewöhnlich wirbligen und umtriebigen Aussenspielers. Er kreierte sonst weder im Zusammenspiel mit Verteidiger Aliji noch mit Stürmer Itten Gefahr. Insgesamt kam zu wenig vom Wintertransfer.
Breel Embolo | Stürmer
Bereits nach wenigen Minuten humpelte Embolo ein erstes Mal nach einem Zweikampf, nach etwas über einer halben Stunde wurde er verletzt für Itten ausgewechselt. Die Diagnose seiner Verletzung steht noch aus: In der aktuellen Lage mit acht Mann auf der Verletztenliste hofft man im Basler Lager auf gute Neuigkeiten aus der Medizinabteilung.
Cedric Itten | Stürmer
Der 19-Jährige ersetzte in der 36. Minute den angeschlagenen Embolo, stürzte sich voller Körpereinsatz ins Forechecking und erzwang in der 40. Minute den gefühlt ersten Luzerner Ballverlust. Itten zeigte, dass er bereit ist, für mehr Einsatzzeit zu kämpfen.
Luca Zuffi | defensives Mittelfeld
Zuffi kam in der 55. Minute für Charles Pickel – der erwartete Unterschied zum U21-Spieler war augenscheinlich: Zuffi konnte Bälle im Zentrum halten und gegen Luzerner abschirmen. Die offensiven Impulse lieferte aber auch Zuffi nicht.
Jean-Paul Boëtius | linker Flügel
Der Niederländer kam nach 64 Minuten für Davide Callà, als Basel bereits mit vier Toren hinten lag. Auf der linken Angriffsseite erarbeitete er sich zwar ein paar Bälle, seine Flanken zur Mitte blieben aber ungefährlich. Obwohl über seine Angriffsseite mehr lief, konnte er das müde Basler Angriffsspiel nicht beleben.
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Bewertungsdurchschnitt:3,4
Nicht eingesetzt: Vaclik, Delgado, Hunziker, Sülüngöz