Schwarzer Basler Abend – falscher Platzverweis und ein Gegentor in der Nachspielzeit

In der 18. Minute greift Schiedsrichter Deniz Aytekin massgeblich in die Partie zwischen Ludogorets Razgrad und dem FC Basel ein: Er schickt Geoffroy Serey Die fälschlicherweise vom Platz. Das Spiel aber verliert der FCB erst in der 91. Minute.

Yordan Minev (R) of Ludogorets celebrates after scoring a goal past Breel Embolo of FC Basel during their Champions League Group B soccer match at Vassil Levski stadium in Sofia October 22, 2014. REUTERS/Stoyan Nenov (BULGARIA - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: Reuters/Stoyan Nenov)

In der 18. Minute greift Schiedsrichter Deniz Aytekin massgeblich in die Partie zwischen Ludogorets Razgrad und dem FC Basel ein: Er schickt Geoffroy Serey Die fälschlicherweise vom Platz. Das Spiel aber verliert der FCB erst in der 91. Minute.

17 Minuten war das Spiel zwischen Ludogorets Razgrad und dem FC Basel alt, da konnten die Basler bereits all ihre Pläne in die Tonne treten. Geoffroy Serey Die war mit der Fusssohle voran auf einen Ball gegangen und danach über die Kugel gerutscht – seinem Gegenspieler auf den Knöchel. Schmerzhaft? Gewiss. Verwarnungswürdig? Wohl auch. Ein Grund für einen Platzverweis? Nie und nimmer.

So hatten es wohl alle im Vasil Levski National-Stadion in Sofia gesehen. Fast alle. Blöd für Serey Die und den FCB, dass der einzige Mann, dessen Urteil auf dem Feld Gewicht hat, das anders sah: Schiedsrichter Deniz Aytekin stand zwar bloss wenige Meter vom Ort des Geschehens entfernt – doch er traf trotzdem einen fast schon unfassbaren Fehlentscheid. Der Deutsche zeigte dem Ivorer Rot.

Damit hatte Aytekin nach etwas mehr als einer Viertelstunde seinen Teil dazu beigetragen, einen schönen Fussballabend zu verhindern. Zwar schien der FCB rund 15 Minuten lang einfach nicht akzeptieren zu wollen, dass er sich nun in Unterzahl und damit im Nachteil befand. So lange spielten die Basler durchaus mutig nach vorne. In dieser Phase prüfte Derlis Gonzalez den Razgrader Goalie Vladislav Stoyanov mit einem Schuss aus 18 Metern.

Doch damit hatte es sich mit den offensiven Versuchen des FCB. Spätestens nach der Pause schienen es die Basler nicht einmal mehr in Erwägung zu ziehen, dass ab und an ein Angriff auch die beste Verteidigung sein könnte.

Der FCB und das 6-2-1

Stattdessen stellte sich der FCB in einer Art 6-2-1 an den eigenen Strafraum, gab den Bulgaren das Mittelfeld praktisch kampflos preis und hoffte darauf, schon irgendwie über die 90 Minuten zu kommen.

Das Positive an dieser Anordnung: Ludogorets kam nur sehr spärlich zu Abschlüssen im Basler Strafraum. Das Negative: Die Mittelfeldspieler Fabian Frei und Mohamed Elneny verbrannten ihre ganze Energie, um vor der eigenen Abwehr den defensiven Doppelscheibenwischer zu geben. So hatten sie keine Kraft mehr, um den in Hälfte zwei bedauernswerten Breel Embolo in der Sturmspitze etwas zu unterstützen.

So entwickelte sich eine zweite Halbzeit, die kaum Unterhaltungswert und noch weniger Aufreger bereit hielt. Ein paar Mal musste Tomas Vaclik eingreifen. Doch das tat der Tscheche im Basler Tor mit der inzwischen von ihm schon gewohnten Klasse.

Hamoudis falsche Entscheidung

Das Basler Rezept, sich komplett auf die Abwehr zu konzentrieren, schien lange Zeit durch einen Punktgewinn belohnt zu werden. Die 90 Minuten waren bereits gespielt, als sich die Basler endlich einmal im Ballbesitz befanden. Fabian Schär spielte den Ball zum eingewechselten Ahmed Hamoudi an den linken Flügel. Und damit begann das Basler Unheil.

Hamoudi hätte einiges tun können. Er hätte den Ball wieder zu Schär spielen können, um die Sekunden herunterlaufen zu lassen. Er hätte zur Eckfahne eilen können, um einen Eckball, Freistoss oder Einwurf zu provozieren. Aber der Ägypter entschied sich dafür, mit dem Ball in die Mitte zu ziehen und das wenig aussichtsreiche Dribbling gegen zwei Gegenspieler zu suchen. Es war die falsche Entscheidung.

Xhaka macht sich ganz klein – bloss warum?

Denn nun, da die Basler ein einziges Mal in dieser zweiten Halbzeit leicht aufgerückt waren, wurden sie von einem Konter erwischt. Von hinten rechts nach vorne links lief der Ball bei Razgrad. Bis er bei Yordan Minev angekommen war. Der zog zur Mitte, wurde nicht angegriffen, schoss aus 20 Metern – und Taulant Xhaka? Der zog den Kopf ein. Ganz klein machte sich der Basler Abwehrspieler. So klein, dass sich die Frage aufdrängte, warum genau er sich so klein machte.

So tief unten waren Xhakas Kopf und Rücken, dass Minews Schuss in der linken, tieferen Ecke des Basler Tors verschwand. 1:0 in der 91. Minute, es war das Endresultat. Ludogorets Razgrad war Historisches gelungen: der erste Sieg der Clubgeschichte in der Champions League, die ersten Punkte für Bulgarien überhaupt in der Königsklasse.

Fakten zum Spiel Ludogorets–FC Basel 1:0
  Ludogorets FCB
Ballbesitz (total) 62 % 38 %
Ballbesitz Halbzeit 56 % 44 %
Angriffe 72 23
Schüsse 21 8
Schüsse aufs Tor 10 3
Paraden 4 13
Aluminiumtreffer 0 0
Eckbälle 8 3
Abseits 4 0
Fouls 15 18
Gelbe Karten 3 5
Rote Karten 0 1
Pässe 530 238
angekommene Pässe 489 205
Passquote 92 % 86 %
gelaufene Meter (Team) 117’905 112’696

Der FC Basel dagegen muss verarbeiten, dass er wie schon in der letzten Champions-League-Gruppenphase einen grossen Sieg gegen einen englischen Grossclub im Duell mit dem Aussenseiter der Gruppe nicht bestätigen konnte.

Das Resultat hätte die Mittel heiligen können

Natürlich werden sich die Basler darüber grämen, dass sie vom Schiedsrichter benachteiligt worden sind. Oder wie Fabian Frei danach meinte: «Es gab viele Dinge, die wir heute nicht beeinflussen konnten.»

Defensiv liess der FCB nicht viel zu, jeder einzelne Spieler kämpfte leidenschaftlich, doch die Mannschaft und Trainer Paulo Sousa müssen sich auch den Vorwurf gefallen lassen, zu passiv agiert zu haben gegen einen Kontrahenten, der auch mit einem Mann mehr auf dem Feld keineswegs unüberwindbar wirkte.

Wären die Basler mit einem 0:0 nach Hause geflogen, hätte das Resultat die Mittel geheiligt. Wegen einer Fehlerkette in der 91. Minute aber mit doppelt leeren Händen da: Mit einem Spiel, das mit seinem Unterhaltungswert die Durchhaltekraft der eigenen Anhänger schwer strapazierte – und erst noch ohne Punkte.

Ein enger Kampf um Platz zwei oder drei

Im Kampf um Platz zwei der Gruppe ist dieses Resultat ein Rückschlag. Doch noch ist alles offen: Der FC Liverpool nämlich verlor sein Heimspiel gegen Real Madrid gleich mit 0:3. Nun haben die Engländer, der FCB und Razgrad allesamt drei Punkte.

Das schon am 4. November folgende Heimspiel gegen Ludogorets wird dem FCB also weisen, in welche Richtung er sich orientieren darf oder muss: Platz zwei? Oder wird der Kampf um Platz drei und das Überwintern in der Europa League zu einem heisseren Lauf, als sich das Viele ausgerechnet hatten?

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