Die Weltcup-Sieger Daniel Hubmann und Tove Alexandersson zeigten beim OL-Weltcupfinal im «Stedli» Liestal, warum sie das Jahres-Klassement anführen.
Am Wochenende geriet Liestal in die Hände der Orientierungsläufer: Während die weltbesten Athletinnen und Athleten in den Altstadtgassen um optimale Routen, Sekunden und gegen Tücken wie Sackgassen oder technische Fehlberechnungen kämpften, bevölkerten rund 2000 Aktive und Interessierte das offenstehende Laufgebiet und sorgten für einzigartige Ambience. Ein nationaler OL sowie der Baselbieter Mannschafts-OL fanden bereits am Sonntagvormittag statt.
Für die Cracks war der Baselbieter Kantonshauptort dabei kein einfaches Pflaster. Lautstark angefeuert beim Start- und Zielbereich am Wasserturmplatz hiess es die Konzentration zu halten und sich nicht allzu sehr beflügeln zu lassen. In starkem Kontrast dazu standen aber Abschnitte der Abgeschiedenheit in verwinkelten Gässchen, abseits der Menschenströme.
Vor allem die Schweizer Männer schienen mit diesen Extremen klarzukommen. Einen Doppel-Sieg landeten sie mit Daniel Hubmann und Matthias Kyburz – Fabian Hertner als Vierter und Martin Hubmann als Sechster rundeten das eindrückliche Klassement ab. Das Ganze war garniert mit Spannung pur. Drei Sekunden nur trennten im Ziel Hubmann und Kyburz.
Physis entschied
«Es gelang mir, meine physischen Qualitäten nochmals voll auszuspielen», sagte der Thurgauer Hubmann. Und Kyburz, der Weltmeister von 2012, hielt fest: «Technisch hatte ich alles im Griff, aber physisch konnte Daniel einen Tick schneller laufen.»
Freude bekundete er trotzdem. Sein Ziel, einen Podestrang im Weltcup-Gesamtklassement zu erreichen, glückte ihm: Er schob sich von Platz fünf auf den dritten Schlussrang vor.
Eine Verbesserung gelang auch Fabian Hertner, der in der Schlussphase zwar den Podestrang im Finalrennen knapp verfehlte, aber dank Rang vier in der Gesamtwertung auf Platz zwei vorstiess. Hubmann hatte als Sieger bereits vor diesem Weltcup-Final-Wochenende festgestanden. Eine imponierende Schweizer Präsenz.
Wyder und die Sackgasse
Nicht gleich erfolgreich schlossen die Schweizer Frauen die Saison ab. Den angesteuerten Sieg verpasste Sprint-Weltmeisterin Judith Wyder – dies, nachdem sie bei der Zwischenzeit noch in Führung gelegen hatte. «Ich lief angriffig, konzentriert und stark, aber mir unterlief ein dummer Routenwahlfehler», sagte sie. Diese Wahl führte sie in eine Sackgasse und kostete sie wohl mehr als die 10 Sekunden, die sie schliesslich von Siegerin Tove Alexandersson trennten.
Gleichzeitig empfand die Bernerin aber grosse Genugtuung für ein starkes Rennen, das mit dem Podestrang endete. «Nach der Verletzungs- und Krankheitspause im Sommer und dem kurzen Wiederaufbau, konnte ich mich nochmals in guter Form präsentieren», hielt sie fest. Der zweite Schlussrang im Weltcup bestätigt ihr dies eindrücklich.
Dass der vor dem Finalwochenende theoretisch noch mögliche Gesamtsieg illusorisch gewesen wäre, demonstrierte die neue Siegerin Alexandersson mit ihrem gestrigen Triumph eindrücklich. Für Judith Wyder war dies nicht belastend: «Mit meinen drei WM- und EM-Goldmedaillen war die Saison längst schon viel erfreulicher als erwartet.»
Schweizer Dominanz auch im Wald
Brillant aufgetreten waren die Schweizer OL-Spezialisten bereits am Samstag – nicht in städtischem Gebiet, sondern im Wald. «Galms» hiess die Karte. Als typischen Mittelland-Wald bezeichneten diesen die Spezialisten. Was verbunden war mit guter Belaufbarkeit, vielen Wegen, aber auch Brombeersträuchern und Dornen.
Allein auf der Kenntnis dieses «Heimterrains» beruhte die Dominanz indes nicht. Auch die Einheimischen hatten sich spezifisch darauf eingestellt und vorbereitet. «Wir fanden vor, was wir erwartet hatten», sagten die Schweizer übereinstimmend, sowohl im Wald wie in der Stadt.
Das widerspiegelt sich in erstklassigen Resultaten. Ein Doppelsieg durch Hubmann und Florian Howald, garniert mit einem vierten Rang des Prattelers Fabian Hertner und einem feinen sechsten von Andreas Rüedlinger zeigt die Tabelle bei den Männern.
Bei den Frauen liefen Judith Wyder, Sabine Hauswirth, Sara Lüscher und Julia Gross auf die Positionen zwei, vier, fünf und sechs. Nur die beiden Däninnen Ida Bobach (1.) und Emma Klingenberg (3.) vereitelten eine noch imponierendere Demonstration der Einheimischen.
Für lange Diskussionen nach dem Rennen sorgte der Lauf von Fabian Hertner. Er war auf dem Weg zum letzten Kontrollposten in ein Sperrgebiet gelaufen, kehrte um und verlies dieses wieder auf demselben Weg – ein nicht klar definierter Regelverstoss. Schliesslich verblieb der Baselbieter im Klassement und auf Rang vier. Dieser Entscheid half ihm schliesslich aufs Weltcup-Podest.