Schweizer Duell im Viertelfinal: Nun wird es «sehr, sehr schwer» für Wawrinka

Roger Federer hat Gaël Monfils gebodigt, nun wartet Stan Wawrinka im Viertelfinal. Dabei hat sich das der Romand ganz anders gewünscht.

Tennis - French Open - Roland Garros, Paris, France - 29/5/15 Men's Singles - Switzerland's Roger Federer in action during the third round Action Images via Reuters / Jason Cairnduff Livepic (Bild: Jason Cairnduff)

Roger Federer hat Gaël Monfils gebodigt, nun wartet Stan Wawrinka im Viertelfinal. Dabei hat sich das der Romand ganz anders gewünscht.

Als Stanislas Wawrinka am Sonntagabend die letzte aller Gesprächsrunden im French-Open-Pressezentrum bestritt, nach dem glatten Drei-Satz-Erfolg gegen Gilles Simon, da formulierte er schliesslich einen keineswegs klammheimlichen Wunsch. Gefragt, ob ihm als Viertelfinalgegner nun Roger Federer oder doch Gaël Monfils lieber sei, machte der Vaudois aus seinem Herzen keine Mördergrube und erklärte, ebenso egoistisch wie nachvollziehbar: «Gaël, das wäre schon besser. Gegen Roger ist es immer schwer, sehr schwer.»

Um es mit einer beliebten Sportler-Phrase zu formulieren: Auch Grand-Slam-Tennis ist kein Wunschkonzert. Denn wenn am Dienstag die Teilnehmer für die Runde der letzten Vier im Stadion Roland Garros ermittelt werden, dann kommt es genau zu jenem Duell, auf das nicht nur alle Tennisfans in der Schweiz, sondern auch weit jenseits der eidgenössischen Grenzen gewartet haben.

Federer gegen Wawrinka, die Neunzehnte, wird dann am Bois de Boulogne gegeben, wieder und noch einmal auf dem Niveau eines Major-Wettbewerbs. «Ich freue mich darauf. Wir sind beide in guter Form, es wird eine spannende Affäre», sagte Federer, der sich in der Hängepartie gegen den charismatischen Lokalmatador Gaël Monfils mit 6:3, 4:6, 6:4 und 6:1 durchgesetzt hatte.

Federer kontra Wawrinka, das ewiggrüne Duell der beiden Davis-Cup-Heroen, der gemeinsamen Doppel-Olympiasieger – das ist keine Neuigkeit unterm Eiffelturm. 2010 und 2011 spielten sie hier schon gegeneinander, beide Male gewann Federer im Achtelfinale, aber es war eben auch noch eine Zeit, in der Wawrinka noch nicht jene Potenziale entfaltete, die ihn dieser Tage unter die Top Ten gebracht haben.

Damals galt Wawrinka als der zweite, unscheinbare Schweizer, als Mann hinter, nicht neben Federer. Oder auch als Schattenmann, der unbedrängt und anonym seinem Hand-Werk nachging, selten behelligt und ausgeleuchtet von den Medien. «Ich hatte damals schon grossen Respekt vor Stan. Ich wusste auch, dass er es nicht leicht hatte in der Schweiz», sagt Federer, «ich finde grossartig, wie er seine Karriere in den letzten zwei, drei Jahren entwickelt hat.»

Seine Gewogenheit und Sympathie für den drei Jahre jüngeren Weggefährten haben Federer (33) allerdings nie davon abgehalten, im professionellen Geschäft einer der schmerzhaftesten Gegenspieler zu sein. Sechzehn der achtzehn zurückliegenden Matches hat Federer für sich entschieden, nur zwei Siege feierte Wawrinka, jeweils auf Sand in Monte Carlo.

Das letzte grössere Match der beiden eidgenössischen Weltklassespieler datiert zurück in den November 2014, es war jene Partie in London, bei der nicht nur drei dramatische Sätze mit dem Sieger Federer, sondern auch allerlei Kulissentheater geboten wurde – Stichwort: Mirka-Gate. Federers Gattin sollte Wawrinka damals als «Heulsuse» bezeichnet haben, weil er sich über ihre Zwischenrufe beschwert hatte. Ein paar Tage später, nach dem Davis-Cup-Coup in Lille, wurde die Affäre zum Glück allseits begraben – man war in Feier- und Vergebungslaune.

Stan Wawrinka of Switzerland celebrates after beating Steve Johnson of the U.S. during their men's singles match at the French Open tennis tournament at the Roland Garros stadium in Paris, France, May 29, 2015. REUTERS/Vincent Kessler

Vor ein paar Wochen, beim Masters in Rom, hatte sich Wawrinka nach einer Periode mässiger Auftritte mit einem Paukenschlag zurückgemeldet, nämlich der Deklassierung des Matadors Rafael Nadal. Doch Federer machte ihm anschliessend wieder einmal einen Strich durch die Rechnung, zerstörte die Hoffnung auf einen Turniersieg mit einer 4:6, 2:6-Abfuhr im Halbfinale.

Immerhin habe er in Italiens Hauptstadt «wieder in die Spur zurückgefunden» und «Selbstbewusstsein aufgebaut», sagte Wawrinka, angesprochen auf eine 2015er-Saison mit Licht und Schatten, «vorher hatte ich schlicht zu viele Matches verloren.» Tatsächlich trat der 30-Jährige bisher als einer der stärksten Spieler überhaupt bei den Rutschpartien in der «terre battue» auf, zuletzt auch noch einmal in der Klassevorstellung gegen den Franzosen Gilles Simon.

Federer ist beeindruckender Form



Roger Federer of Switzerland returns the ball to Gael Monfils of France during their men's singles match during the French Open tennis tournament at the Roland Garros stadium in Paris, France, June 1, 2015. REUTERS/Gonzalo Fuentes TPX IMAGES OF THE DAY

Zeigte auch gegen Gaël Monfils seine beeindruckende Form: Roger Federer machte kurzen Prozess mit dem Franzosen. (Bild: GONZALO FUENTES)

Aber auch Federer kommt in bestechender Form, er illustrierte es eindrucksvoll in den Überstunden gegen Monfils, den Akrobaten des Courts. Vom ersten Moment des Nachsitzens an machte Federer Druck, man sah ihm an, dass er für klare Verhältnisse sorgen wollte. In jedem der beiden letzten Sätze gelang ihm auf Anhieb ein Break, so musste Monfils stets hinterherlaufen. Vergeblich allerdings: Federer zeigte keine Schwächemomente, blieb konzentriert und stabil.

Als er die Arena verliess nach insgesamt 130 Spielminuten über zwei Tage, klatschten alle für den Baselbieter. Wenn sie einem in Paris verzeihen, dass er einen der Musketiere schlägt, dann Federer.

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