Seriensieger Djokovic: «Von diesen Momenten kannst du nie genug kriegen»

Der «Djoker» Novak Djokovic dominiert auch im Australian-Open-Final. Der Weltranglistenerste aus Serbien besiegte den Schotten Andy Murray in 2:54 Stunden 6:1, 7:5, 7:6 (7:3).

Novak Djokovic und sein geliebter Pokal.

(Bild: Keystone / Filip Singer)

Der «Djoker» Novak Djokovic dominiert auch im Australian-Open-Final. Der Weltranglistenerste aus Serbien besiegte den Schotten Andy Murray in 2:54 Stunden 6:1, 7:5, 7:6 (7:3).

Als seine Titelmission wieder einmal erfolgreich vorüber war, kniete Novak Djokovic mitten in der Rod Laver-Arena nieder. Erst küsste er den tiefblauen Belag, dann haute er ein paar Mal glücksstrahlend auf den Boden. Es wirkte, als gäbe er einem guten, alten Gefährten einen Klaps auf die Schulter – und nichts anderes ist dieser Grund, dieses Stadion, dieses Turnier überhaupt für den 28-jährigen Frontmann des Welttennis – ein hartnäckig wunderbarer Wegbegleiter für Triumphe und Trophäengewinne.

Schon zum sechsten Mal ging er, der einsame und unangefochtene Weltranglisten-Erste, als Champion durchs Ziel der australischen Ausscheidungsspiele, mit einem 6:1, 7:5, 7:6-Sieg gegen seinen alten Freund und Generationskollegen Andy Murray. «Von diesen Momenten kann man einfach nicht genug kriegen», sagte Djokovic, der nun vier der letzten fünf Major-Wettbewerbe gewonnen hat.

Viel unterschiedlicher hätte die Befindlichkeit und Gefühlslage nach diesem Finalfight der Australian Open 2016 in Melbourne allerdings kaum ausfallen können. Denn Murray, der wackere Schotte, verlor bereits das fünfte Endspiel in Melbourne – das vierte allein gegen Djokovic, seinen penetranten Spassverderber. «Es ist schon frustrierend, hier jetzt wieder in der bekannten Situation zu sein», sagte Murray bei der offiziellen Abschlusszeremonie. In der Rolle des letzten Verlierers, des Mannes, der wenigstens in Melbourne einfach nicht an Tennis-King Djokovic vorbei kommt.

Immerhin lieferte Murray dem Kumpel, dem er einst als Trauzeuge bei dessen Vermählung gedient hatte, in den Sätzen zwei und drei einen Fight auf Augenhöhe, der für die bitter einseitige Startphase entschädigte.

Der Mann des Jahres 2015

Der Mann der Stunde von Melbourne war freilich der, der auch der Mann der letzten Saison und des Jahres 2015 gewesen war: Djokovic, der unbarmherzige Weltranglisten-Spitzenreiter, dessen Konstanz überragend und bestaunenswert bleibt. «Wenn du vieles gewinnst, willst du mehr, immer noch mehr», hatte Djokovics Coach Boris Becker vor dem Auftakt-Grand Slam der Saison 2016 gesagt – und so präsentierte sich sein Schützling dann auch: Voll motiviert, hungrig, zupackend, voller Entschlossenheit. Nur einmal kam er ein wenig in die Bredouille, im Drittrunden-Match gegen den Franzosen Gilles Simon, das über die volle Distanz ging.

Doch in der zweiten, alles entscheidenden Grand Slam-Woche war Djokovic wieder der Unantastbare, ein Mann, der sich fast spielerisch leicht auf ein anderes Level hoch hob. Und der auf der Zielgeraden die Nummer 3 (Federer) im Halbfinale und die Nummer 2 (Murray) im Endspiel meist nach Belieben dominierte.

Elf Grand Slam-Titel

Wer geglaubt hatte, Djokovic könne oder würde sich nach der Paradesaison 2015 nun irgendwelche Schwächemomente leisten, sah sich im verzehrenden Ehrgeiz des Nummer 1-Mannes getäuscht – in seinem anhaltenden Machtanspruch, in seinem Willen, Rekorde für die Ewigkeit niederschreiben zu wollen.

Elf Grand Slam-Titel hat der Belgrader nun schon gewonnen, er liegt damit gleichauf mit Legenden wie Björn Borg und Rod Laver. Immer näher rückt er auch an das Duo an, das er einst von den Führungspositionen der Weltrangliste ablöste, an Rafael Nadal mit seinen 14 Grand Slam-Titeln. Und an Roger Federer, den Allzeit-Spitzenreiter mit 17 Titeln. Gerade 28 Jahre alt, auf dem Zenit seiner Schaffenskraft, ist Djokovic allemal in Schlagdistanz zu neuen Bestwerten.

Auch der echte Grand Slam, der Sieg bei allen vier Major-Turnieren in einem Kalenderjahr, ist nicht unmöglich für den Besten der Gegenwart. Geschafft hat das noch keiner in der professionellen Ära dieses Sports, Djokovic war nur einen Sieg entfernt davon 2015, im (verlorenen) Finale der French Open. «Zunächst ist das grosse Ziel, das erste Mal in Paris zu gewinnen», sagte Djokovic. Denn der fehlende Titel dort, das ist einer der ganz wenigen Schönheitsfehler in seinem Arbeitszeugnis.

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