Wie der FC Basel, so gewinnt auch der Sevilla FC sein Heimspiel in der Primera Division gegen Villarreal nach einem 1:2-Rückstand noch mit 4:2. Mit dem 15. Heimsieg in Serie pumpen die Andalusier ihr Selbstvertrauen vier Tage vor dem Rückspiel gegen Basel weiter auf und haben wie der FCB auch ein paar verletzte Spieler.
Es war traumhaftes Wetter in Sevilla, keine Wolke am Himmel, über 20 Grad. Es wurde traumhafter Fussball geboten, «eine spektakuläre Partie, ein echtes Spitzenspiel», so Sevillas Trainer Unai Emery. Und am Ende stand für den Europa-League-Gegner des FC Basel auch ein traumhaftes Ergebnis. 4:2 (2:1), vier Punkte auf den grössten Konkurrenten gutgemacht. Vier Punkte? Ja, das geht.
Der Reihe nach. Dass der Tabellenfünfte Sevilla gegen den Vierten Villarreal um seine letzte Chance auf die Champions-League-Teilnahme über die nationale Meisterschaft spielte (auch der Europa-League-Sieger qualifiziert sich), war von Beginn an nicht zu übersehen. Emerys Elf schlug einen hohen Rhythmus an und demonstrierte im Vergleich zur eher konservativen Darbietung von Basel wieder einmal, dass ihre Heimversion mit der Auswärtsversion wenig bis gar nichts zu tun hat.
Sevilla taktisch nicht zu bändigen
Jeder Versuch von Gäste-Trainer Marcelino García Toral, das Duell taktisch zu bändigen, erwies sich als untauglich. Um Sevillas gefährliche linke Seite mit Verteidiger Trémoulinas und Konoplyanka zu bremsen, massierte er seinen rechten Flügel mit dem gelernten Aussenverteidiger Rukavina vor Aussenverteidiger Mario Gaspar.
Die Startelf des Sevilla FC gegen Villarreal:
(Bild: Twitter/SevillaFC)
Villarreal, für das bei acht Punkten Vorsprung ein Remis völlig ausreichend gewesen wäre, überliess Sevilla die Initiative – die Andalusier erhielten also die nächste Blaupause der Herausforderung, vor die sie am Donnerstag auch die Mannschaft von Urs Fischer wieder stellen könnte.
Doch zu Hause, im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán, mit dem Selbstbewusstsein einer Serie von jetzt 15 Siegen nacheinander in Liga und Europacup, verunsichert das Sevilla nicht ansatzweise so, wie es auswärts nun auf 19 sieglose Partien zurückblickt.
Just über links trug Sevilla seine ersten Angriffe vor. Jewgeni Konoplyanka, überzeugend wie lange nicht, zog oft nach innen und liess sich von Aussenverteidiger Trémoulinas überlaufen. Mal legte er dann ab, mal flankte er selbst. Stürmer Kevin Gameiro, dank seinem Gespür für freie Räume trotz nur 1,72 Meter Körpergrösse ein gefährlicher Kopfballspieler, vergab nach Hereingaben des Duos die ersten Grosschancen des Spiels.
Das Sevilla-typische Umschaltspiel
Als Steven N’Zonzi angeschlagen vom Feld musste, schien die Schablone für den Donnerstag noch besser zu passen – der Mittelfeldmann wird ja auch dann ja wegen seiner Gelb-Roten Karte von Basel fehlen. Doch Sevilla wurde ohne ihn nicht schlechter.
In einer typisch schnellen Umschaltsituation zog Konoplyanka an, spielte in den Raum auf Gameiro, der mit seinem Antritt den bemitleidenswerten Gegenspieler Victor Ruíz stehen liess und allein vor dem Tor noch die Generosität hatte, auf Vicente Iborra abzulegen. Der torgefährliche Mittelfeldmann, von Emery als zweite Sturmspitze eingesetzt, hatte keine Probleme, die Führung zu erzielen.
Iborras Rolle stiftete Verwirrung in Villerreals Abwehrverbund, der in der ganzen Saison erst 19 Gegentreffer kassiert hatte. Taktisch machte Sevilla alles richtig, die Intensität war hoch, man eroberte oft den Ball, zog sich bei Verlust schnell zurück – und lag zur Halbzeit trotzdem 1:2 zurück. Einmal von aussen überspielt, einmal durch einen Lupfer überrumpelt, beide Male vollstreckte Cédric Bakambu. Das zweite Tor, eine Volleyabnahme aus spitzem Winkel, war eine seltene Delikatesse.
Sevillas mächtige Druckkulisse
Sevillas Antwort? Noch mehr Intensität, noch höherer Rhythmus, eine mächtige Druckkulisse. In der 52. Minute benebelte sie Ruíz hinlänglich, um nach einer Konoplyanka-Flanke den Ball vor Gameiro ins eigene Tor zu lenken. Sevilla zog die Schrauben weiter an und entdeckte nun auch die rechte Seite mit Michael Krohn-Dehli und Mariano, doch der Führungstreffer kam durch einen brillanten 30-Meter-Schuss von Konoplyanka (65.). Wenige Minuten später fasste sich der Ukrainer nach einem Laufduell ans rechte Bein und musste verletzt vom Platz.
Diese Atmosphäre wird den FC Basel und seine Fans am Donnerstag in Sevilla empfangen:
EN DIRECTO en #Periscope: Himno del Centenario https://t.co/4OtM5IvJDb
— Sevilla Fútbol Club (@SevillaFC) 13. März 2016
In einer nervösen Schlussphase offenbarte Sevilla beträchtliche Probleme bei der Vorsprungsverwaltung. Torwart Sergio Rico durch eine Glanzparade und Daniel Carriço in der gleichen Szene auf der Linie verhinderten ein 3:3 von Leo Baptistão (77.). Spielmacher Éver Banega flog nach einem unnötigen Foul mit Gelb-Roter Karte vom Platz (80.). Rico verschätzte sich beim Herauslaufen und hatte Glück, dass Bakambu noch an Verteidiger Adil Rami hängenblieb (85.).
Die Nachspielzeit lief bereits, als der eingewechselte José Antonio Reyes nach einem Konter von Gameiro zum Endstand abstaubte. 4:2 – der vierte Punkt. In Spanien zählt bei Punktgleichheit der direkte Vergleich, den Villarreal bei einem 3:2 und dem 2:1-Hinspielsieg mit der Auswärtstorregel gewonnen hätte. So sind es nur fünf statt sechs Punkte, die Sevilla in den verbleibenden neun Runden noch gutmachen muss.
Emery: «Habe lange nicht mehr so viel Spass gehabt»
Fast genauso wichtig wie die Arithmetik war jedoch das Gefühl, den eigenen Mythos gewahrt zu haben. Nach der teils herben Kritik am Auftritt in Basel präsentierte sich Sevilla wieder als eine Mannschaft, die kein Unterfangen verloren gibt. Gegen die zweitbeste Defensive der Liga einen Rückstand gedreht, dabei auch einen Platzverweis wegsteckt – «wir haben Charakter gezeigt», befand Abwehrmann Rami, «zu Hause, mit unserem zwölften Mann, fühlen wir uns einfach deutlich wohler.»
Schwärmt von «Riesenspiel» seines Teams: Sevilla-Trainer Unai Emery, hier beim Achtelfinal in Basel. (Bild: Reuters/Ruben Sprich)
Sein Trainer war gar so begeistert, dass er grundsätzlich wurde: «Ich bin sehr stolz auf die Arbeit meiner Spieler. Wir haben ein Riesenspiel gewonnen», sagte Emery, «es war ein grosser Tag, unabhängig vom Resultat. Ich habe lange nicht mehr so viel Spass gehabt.»
Das Tauziehen um Spielmacher Banega
Unglücklich war Emery allenfalls mit Banega. «Er hat einen Fehler gemacht, das weiss er», so der Coach. Assoziationen zur unklaren Zukunft des Spielmachers verboten sich jedoch, am Engagement des Argentiniers gab es wie schon in Basel keinen Zweifel – auch wenn sich ein Streit mit dem Club abzeichnen könnte.
Ever Banega (rechts): Gegen Villarreal mit Gelb-Rot vom Platz geflogen und Ärger wegen einer Vertragsklausel. (Bild: Keystone/Julio Munoz)
Sevilla beharrt auf einer Bestimmung, nach der sich Banegas Vertrag just mit dem Spiel gegen Villarreal, seinem 30. Einsatz der Saison, bis Sommer 2017 verlängert hat. Banegas Berater halten die Klausel angeblich für unzulässig und sollen einen ablösefreien Wechsel zu Inter Mailand anstreben. Der Spieler selbst hat sich zu dem Thema noch nicht geäussert.
Die personellen Fragezeichen für das Basel-Spiel
Das Schaufenster des nächsten Ligaspiels bei Real Madrid wird er nun verpassen. Für das Rückspiel gegen Basel steht er indes zur Verfügung – anders als der verletzte Vitolo, der gesperrte N’Zonzi, voraussichtlich weiterhin der rekonvaleszente Krychowiak sowie jetzt womöglich auch Konoplyanka.
Der Held des Nachmittags soll am Montag genauer untersucht werden, hatte aber zumindest noch die Kraft für einen Ausblick: «Mit dem Spiel von heute im Rücken werden wir am Donnerstag bestimmt gewinnen.» Dannzumal (Anpfiff um 21.05 Uhr) erwartet die Gäste aus der Schweiz übrigens das gleiche prächtige Wetter wie am Sonntag.