Seydou Doumbia – zwischen Baum und Borke

Er ist mit seinen 13 Treffern der beste Torschütze des FC Basel, muss aber, wie es der Trainer ausdrückt, hinten anstehen. Vermutlich auch heute im Prestigeduell gegen seinen Ex-Club, die Young Boys. Dass Seydou Doumbia, von der AS Roma ausgeliehen, über die Saison hinaus eine Zukunft in Basel hat, erscheint unwahrscheinlicher denn je.

Le joueur balois Seydou Doumbia, lors de la rencontre entre le FC Basel et Zenith St-Petersbourg a l'occasion du "Festival de Football des Alpes" ce mercredi 13 juillet sur le terrain St-Germain a Saviese en Valais. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

(Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott)

Er ist mit seinen 13 Treffern der beste Torschütze des FC Basel, muss aber, wie es der Trainer ausdrückt, hinten anstehen. Vermutlich auch heute im Prestigeduell gegen seinen Ex-Club, die Young Boys. Dass Seydou Doumbia, von der AS Roma ausgeliehen, über die Saison hinaus eine Zukunft in Basel hat, erscheint unwahrscheinlicher denn je.

Basel, Bern und Doumbia – das war einmal ein mächtiger Dreiklang. Als Seydou Doumbia seine Tore noch für die Young Boys erzielte, da war in Basel noch keine Rede von einer Dauermeisterserie, da war Doumbia ein Schreckgespenst mit seinen 30 Toren in 35 Runden. Dann kam die Finalissima 2010, und FCB-Trainer Thorsten Fink stellte in Personalnot und mit selbstverständlicher Unerschrockenheit Xherdan Shaqiri als Rechtsverteidiger auf. Der unbekümmerte Novize nahm Doumbia aus dem Spiel, der FCB feierte im Stade den ersten von bald acht Titeln in Folge und Doumbia zog weiter nach Moskau.

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Auch für den ZSKA setzte der Ivorer seine Qualitäten instinktsicher ein. 95 Tore und 36 Assists in 150 Spielen stehen in Russland zu Buche. Und dem Agenten Doumbias, Jean-Bernard Beytrison, damals dick mit den Young Boys verbandelt und interessiert daran, auch in Basel einen Fuss in die Transfertür zu bekommen, beschied FCB-Sportdirektor Georg Heitz: Er solle ihm Doumbia bringen. Dann könne man ins Geschäft kommen.

Bis es soweit war, nahm die Karriere des Goalgetters dann noch ein paar Abzweigungen. Bei der AS Roma (14 Einsätze) kam er jedoch nicht in Schwung und auch als Leihspieler für Newcastle United (3 Einsätze) nicht mehr. Und so landete er vergangenen Sommer in Basel, für eine siebenstellige Leihgebühr und mit einer Übernahmeoption.

Der beste Torschütze auf der Bank

Dass es tatsächlich soweit kommt, daran darf man grössere Zweifel hegen. Obwohl Doumbia intern der beste Torschütze ist, obwohl er mit seinen 13 Treffern aus 24 Einsätzen noch immer auf eine hervorragende Quote verweisen kann. Doch die Hoffnung, nach der Winterpause noch einmal jenen dynamischen Doumbia früherer Tage zu erleben, hat sich nicht erfüllt. Manchmal wirkt der 29-Jährige wie ein Fremdkörper, wie ein abgekämpfter Recke jenseits der 30er-Marke.

Seydou Doumbias Leistungsdaten der laufenden Saison:

Von den zehn möglichen Spielen 2017 schaffte es Doumbia nur zweimal in die Startelf, viermal sah er tatenlos von der Bank zu, gegen die Grasshoppers nominierte ihn Urs Fischer nicht einmal fürs Kader. In den 221 Minuten, die Doumbia zum Einsatz kam, traf er dreimal.

Sporars Ladehemmung, Jankos Form

Aus drei mach eins lautet die Losung für den Trainer. Die Wahl fiel nach der Vorbereitung im Januar zunächst auf Andraz Sporar, auf den Georg Heitz grosse Stücke hält. Doch jetzt läuft der junge Slowene, der so lange verletzt fehlte, seinem ersten Tor für den FCB fast schon ein bisschen verzweifelt hinterher. Viermal brachte ihn Urs Fischer von Beginn an in der Hoffnung, der Knoten möge platzen.

Stattdessen hat sich Marc Janko mit all dem Strafraumriecher eines Routiniers zu grosser Frühjahrsform emporgeschwungen. Fünf Tore in sieben Einsätzen hat er beigesteuert, dazu den umstrittenen, aber letztlich unbedingt vertretbaren Elfmeter provoziert, der dem FCB am Mittwoch in Winterthur den Weg in Cupfinal ebnete. Auf zwölf Tore (eines im Cup) kommt der Österreicher.

Doumbia muss hinten anstehen

Und Doumbia? Steckt zwischen Baum und Borke. «Er musste hinten anstehen», sagte Urs Fischer am Freitag ungerührt, «damit muss er fertigwerden, auch damit, mal gar nicht im Aufgebot zu stehen.» Für das Spitzenspiel gegen die Young Boys, das angesichts der eindeutigen Tabellensituation nur noch ein Prestigeduell ist, gerade auch für Doumbia, will der Trainer aber keine voreiligen Schlüsse gezogen haben: «Das heisst nicht, dass er am Sonntag keine Rolle spielt.»



08.07.2016 FCB Campus , Saison 2016/2017 Herren Fussball Testspiel FC Basel - FC Lausanne Sport Seydou Doumbia (FC Basel) (c) Manuel Geisser

Seydou Doumbia auf dem Campus – in der zweiten Saisonhälfte schaffte er es in zehn Spielen nur zweimal in die Startelf von Trainer Urs Fischer. (Bild: Manuel Geisser)

Auf persönliche Befindlichkeiten hat Fischer allerdings auch keine Rücksicht genommen, als die Young Boys am 10. August das letzte Mal im St.-Jakob-Park gastierten. Damals liess Fischer Doumbia auf der Bank, obwohl dem Stürmer mit zwei Toren in den ersten beiden Spielen ein prächtiger Einstand gelungen war, und wechselte ihn gegen seinen Ex-Club erst vier Minuten vor Schluss ein, als die Partie mit 3:0 für Basel entschieden war.

Die Zukunft heisst eher Manzambi und Pululu

Klar scheint zu sein: Die Zukunft im FCB-Angriff verkörpert Doumbia nicht. Schon gar nicht unter den Prämissen des designierten Präsidenten Bernhard Burgener und des angehenden Sportchefs Marco Streller. Den Boden an der ausserordentlichen Mitgliederversammlung am Freitag haben sie auch mit der von Beifall bekleideten Ankündigung bereitet, mehr Spieler aus der eigenen Nachwuchsschmiede in den Kader der ersten Mannschaft einbauen zu wollen.

Also heissen die Stürmer in der nächsten Saison eher Cedric Itten oder Nicolas Hunziker, die an Luzern und GC ausgeliehen sind. Oder sie heissen Neftali Manzambi, ein bald 20-Jähriger, der vor einem Jahr seinen ersten Profivertrag beim FCB unterschrieben hat, oder Afimico Pululu, ein 18-jähriger Franzose, der ebenfalls auf dem Campus grossgezogen wurde.

Stellt sich nur die Frage, ob es die Erfahrung eines Marc Janko, dessen Vertrag ausläuft, noch braucht. Gleichzeitig will die neue Führung ja auch die Personalkosten senken von – alles in allem – 45 auf 38 Millionen Franken.

Immerhin scheint die Frist, um die Option zur Übernahme Doumbias zu ziehen, so spät gesetzt, dass die neue Clubleitung bei dieser Personalie nicht unter Zeitdruck steht. 

Fischers Lob der Mentalität

Für Urs Fischer, dessen eigene Zukunft ja unklar ist, spielt das in seinen Überlegungen keine Rolle. «Was zählt, ist jetzt. Wir gedenken die besten Elf zu bringen. Ob ein Spieler im Sommer noch beim FCB ist, spielt keine Rolle.» Das habe man im Fall von Behrang Safari zum Beispiel auch so gehalten. Der Schwede habe bis zum Schluss gespielt.

In der täglichen Arbeit schlagen sich Ungewissheiten über die persönliche Zukunft oder auch das verführerische Punkteplus nicht nieder. «Ganz im Gegenteil», sagt Fischer, «wenn man die Mannschaft sogar eher zügeln muss bei 17 Punkten Vorsprung, dann spricht das für die Mannschaft und ihre Qualität. Und da gehört Seydou Doumbia wie auch jeder andere dazu.»



14.07.2016; Crans Montana; Fussball Super League - Trainingslager FC Basel; Seydou Doumbia (Basel) im Gespraech mit Trainer Urs Fischer (Basel) (Andy Mueller/freshfocus)

Trainer und Stürmer im Zwiegespräch: Urs Fischer mit Seydou Doumbia, hier bei der Saisonvorbereitung in Crans Montana. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)

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