Wer ist der grösste Bewunderer des FC Thun, welcher Club geht mit einem Alpsegen in die Saison und wo ausserhalb von Basel tummeln sich die meisten Ex-FCB-Spieler? Fragen über Fragen zum Start der Super League. Wir haben sieben Antworten.
Wie viel Widerstand darf Serienmeister FC Basel zum Saisonstart vom FC Aarau zu erwarten?
Wahrscheinlich weniger als jener Widerstand, den der FC Aarau bei den Plänen für einen Stadionneubau im Städtchen selbst gewärtigt. Und dies nun seit 2005 (erstes, hinweggespültes Projekt: der Mittellandpark). Bevor der FC Aarau dereinst vielleicht womöglich im neuen Stadion Torfeld Süd seine Gäste empfängt, wird der FCB wohl noch ein paar Mal Station im Brügglifeld machen. Jenem sympathisch-altmodischen Sportplatz, der jetzt immerhin in den Geschichtsbüchern des FC Basel 1893 seinen Platz hat als Ort, wo der 17. Meistertitel und die historische Fünfer-Serie perfekt gemacht wurde. Und wo sich einige FCB-Fans anschliessend daneben benahmen.
Deshalb bleibt der Gästesektor am Samstag zum Saisonstart auf Liga-Geheiss geschlossen, und die Fans des FCB respektive die Muttenzerkurve macht auch keinen Aufstand, sonst irgendwie ins Brügglifeld zu kommen, sondern schaut die Partie im Fanlokal Saal 12.
Damit gehen dem FCA ein paar Franken durch die Lappen, die er gut gebrauchen könnte. Musste er doch gerade erst wieder schmerzlich seine (finanziellen) Grenzen erkennen. Erst haben sie in Aarau den rückkehrwilligen Gilles Yapi (Dubai) mittrainieren lassen, dann unterschrieb der Ex-Young-Boy und Ex-FCBler beim – FCZ. Auch nicht nach Aarau kommen wollte: Chris Malonga (Guimares). Da war der Vertrag schon unter Dach und Fach – dachten die Aarauer. Aber der in Frankreich geborene und für Kongos Nationalmannschaft spielende Aufbauer tauchte nie auf in Aarau. Ist jetzt als Fall bei der Fifa anhängig.
Ansonsten: Weil René Weiler eine Auszeit nimmt (und nicht irgendwo angeheuert hat, wie man vermutet hatte), bekommt in Sven Christ ein ehemaliger Aarauer Spieler als Trainer seine Einstiegschance in der höchsten Liga. Das Kader des FCA sieht wie immer bescheiden aus. Neu dabei ist Sandro Wieser, Liechtensteiner, einst ein grosses Versprechen in Reihen des FC Basel, von dem im Januar 2012 für rund eine Million Franke Ablöse nach Hoffenheim in die Bundesliga verkauft und nicht mehr gesehen: Reserveteam Hoffenheim, 29 Minuten Bundesliga, ausgeliehen zu Ried in Österreich und nun, mit 21 Jahren, – welcome back.
Wer ist denn nun Trainer in Sion?
Es verhält sich in Sion ein bisschen wie in Aarau (-> Malonga): Im Wallis warten sie seit ein paar Wochen vergeblich auf den Trainer. Nach all den Possen, die sich CC, im bürgerlichen Leben Christian Constantin genannt, mit einer nicht mehr überschaubaren Anzahl (man sagt: es waren 40) von geheuerten und gefeuerten Trainern geleistet hat, ist das Nichterscheinen von Claudio Gentile eine geradezu frivole Pointe. Seines Zeichens ist der in Tripolis/Libyen geborene Gentile immerhin Weltmeister mit den Italienern gewesen (1982), war seit 2006 und einem Job beim Verband eigentlich nicht mehr in Erscheinung getreten und tat das nach der Zusage an CC auch nicht in Sitten.
So kommt der ewige Frédéric Chassot, 45, im Tourbillon zum Handkuss, seit 20 Jahren mit dem FC Sion in allen nur vorstellbaren Funktionen verbunden (ausser Präsident, natürlich). Weil er nicht die nötigen Trainerdiplome besitzt, hat CC noch rasch Stefano Maccoppi – Italiener (!), 52, zuletzt mit Locarno aus der Challenge League abgestiegen – als Strohmann engagiert. Chassot, sagt Chassot über sich selbst, ist ein Manager nach englischem Vorbild, «also dem Trainer übergeordnet». Eigentlich arbeitet er in Neuenburg bei der Securitas und zieht für den Job in Sion Ferienstage ein. Aha. die Liga wird wie immer ein kritisches Auge auf den Trainingsplatz und in die Coachingzone werfen.
Gut, gibt es denn noch einen zweiten Schweizer Club, der so auf Gedeih und Verderben von seinem Präsidenten abhängig ist?
Naja. Es gibt da schon noch einen anderen Verein, der sich in Richtung Familien-Unternehmen bewegt. Für den «Tages Anzeiger» ist der FC Zürich sogar bereits der FC Canepa. Und das scheint mit einem Blick auf das Organigramm des FCZ nicht einen Hauch übertrieben.
13-mal taucht der Name Canepa in der Organisation des FCZ auf. Das ist ebenso eindrücklich wie irritierend. Davon, den Stadtclub breit abzustützen, sind Ancillo und Heliane Canepa ganz offensichtlich fast noch weiter weg als Zürich von einem Fussballstadion, das diesen Namen auch verdient.
Zurückgestuft wurde ob der Canepa-Manie im FCZ vor allem Marco Bernet, der vor dem Cupfinal gegen den FCB als Sportchef noch gar nicht so klang, als ob er sein Amt bald niederlege. «Ich denke nicht über die nächste oder übernächste Woche nach», sagte Bernet da, «ich denke fünf Jahre voraus.» Das kann er weiterhin tun – aber bloss noch im Talent-Management. Die technische Leitung hat nun Ancillo Canepa inne, der scheinbar nur zwei Menschen gerne sein Geld anvertraut, mit dem er den FCZ alimentiert: seiner Frau Heliane – und sich selbst.
Der Name des Zürcher Captains beginnt neu auch mit C. Aber hier halten sich die beiden Canepas noch zurück. Die Armbinde tragen darf mit Yassine Chikhaoui ein Mann, dessen Abgang per Juni 2014 vor dem Cupsieg bereits offiziell verkündet worden war.
Worauf hofft der FC Luzern?
Auf Hilfe von oben. Sportchef Alex Frei soll mit weniger Geld eine bessere Mannschaft zusammenstellen, daran sind schon andere gescheitert. Der Auftakt in der Qualifikation gegen die Schotten von St. Johnstone ist schon mal mässig geglückt – mit einem 1:1 Zuhause. Keine einfache Situation also für die Innerschweizer. Da kann man so einen Alpsegen vielleicht ganz gut gebrauchen.
Wer ist der grösste Bewunderer des FC Thun?
Die Young Boys. Die Berner stellen seit Jahren die Mannschaft mit dem schlechtesten Preis-Pokal-Verhältnis. Jetzt ist ihnen von Geldgeber Andy Rihs so etwas wie eine Sparpolitik aufgezwungen worden, weil in Bern das Stadion nicht dem Club gehört, sondern irgendwie der Club dem Stadion. Und dort wiederum ist Rihs involviert.
Wie die Gelder in Bern genau hin und her fliessen weiss die Öffentlichkeit zwar nicht. Aber am Swiss Sport Forum hat sich Rihs etwas in die YB-Karten blicken lassen – die NZZ hat mitgeschrieben. «Weit über 60 Millionen», sagte Rihs da, könne der konsolidierte Umsatz mit Stade de Suisse, YB, Transfers und Zuschauereinnahmen und dem ganzen drumherum betragen. Und in den Jahren 2009 bis 2011 muss es das wohl auch getan haben, denn da wurde in Bern Geld verdient.
Der geneigte Beobachter stellt fest, dass sich der FC Basel scheinbar doch nicht ganz allein in finanziellen Sphären bewegt, von denen sonst im Schweizer Fussball nicht einmal geträumt werden darf. Schliesslich verdiente YB sein Geld jeweils ganz ohne budget-aufblähende Champions League.
Seit 2011 aber ist YB ein Verlustgeschäft – und damit auch das Stade de Suisse. «Wenn der Umsatz unter 40 Millionen fällt, wird’s schwierig», räumte Rihs an besagtem Forum ein. Also ist in Bern die Zeit der grossen Transfers vorerst beendet. Klein und fein heisst die neue Devise.
Und gibt es da nicht im eigenen Kanton einen anderen Club in der höchsten Schweizer Spielklasse, der dieses Rezept seit 2010 recht ordentlich anwendet? Aber klar doch, der FC Thun! Also haben sich die Young Boys in diesem Sommer einfach zwei Spieler geholt, die zuletzt Leistungsträger im Berner Oberland waren. Stürmer Adrian Nikci ist neu von Hannover nicht mehr an die Thuner verliehen, die die Idee eines Leihgeschäfts etwas früher hatten als die Stadtberner, sondern an YB. Sekou Sanogo wurde gleich ganz übernommen. Renato Steffen kam ja schon letzte Saison vom Kantonsrivalen.
Und damit sich all die Thuner, die da vielleicht auch noch folgen werden, sich in der Hauptstadt auch wohl fühlen, wurde extra für sie im Stade de Suisse wieder ein Kunstrasen verlegt. Mann, Mann, Mann.
Wo arbeiten die meisten Spieler mit Basler Bezug?
Gut, der FC Basel ist da immerhin noch mit dabei. Wenn man Albian Ajeti mitzählt, kommt der FCB derzeit auf sieben Fussballer mit engerem Basler Hintergrund im Profikader. Der FCB liegt damit aber nur gleichauf mit dem FC Vaduz, auf den wir bei aller Liebe und mit gebotener Zurückhaltung formuliert: gerne verzichtet hätten.
Das werden allerdings Oliver Klaus (ex FCB-Nachwuchs), Ramon Cecchini (ex FCB-Nachwuchs), Pascal Schürpf (ex FCB), Franz Burgmeier (ex FCB), Simone Grippo (ex FCB), Matthias Baron (ex FCB), Kwang Ryong Pak (eigentlich immer noch FCB – aber verliehen) und Konditionstrainer Harry Körner (ex FCB) ganz anders sehen. Immerhin bietet ihnen der Club aus dem Fürstentum einen Arbeitsplatz in der höchsten Schweizer Liga an.
Den gönnen wir ihnen ja auch genau so wie die schöne Aussicht, die Schürpf Ende letzter Saison in der BaZ (online leider nicht verfügbar) lobend erwähnte: «Wenn ich in Basel aus dem Fenster schaute, sah ich das Drämli. Wenn ich hier rausgucke, habe ich ein prächtiges Bergpanorama vor der Nase.»
Aber freuen tun wir uns auf die Reise ins Rheinpark Stadion, in dem beim ersten Vaduzer Abstecher in die Super League der tiefste Zuschauerschnitt der Liga-Geschichte aufgestellt wurde (2176), trotzdem nicht.
Hilfe, ich bin in Ferien – wo kann ich trotzdem die Tore der Super League sehen?
Wenn Sie in Japan sind, dann zumindest jene des Neo-Baslers Yoichiro Kakitani auf SkyPerfecTV. Wenn Sie sonstwo im Ausland weilen: im Videocenter der Swiss Football League, wo die laufenden Bilder neu ohne Geo-Blocker gezeigt werden. Heisst: auch ennet der Landesgrenze. Einziger Pferdefuss: Die Videos werden erst am Montag auf die Seite gestellt. Aber Sie sind ja schliesslich in den Ferien – wozu also übertriebene Hektik?