Sieglos hält der SC Freiburg den Kopf über Wasser

Konkurrenzfähigkeit ist das eine, Spiele gewinnen das andere – sagt Christian Streich, der Trainer des SC Freiburg, nachdem seine Mannschaft auch im achten Punktspiel ohne Sieg geblieben ist. Im Breisgau macht man mit der Dauerbelastung in der Europa League eine neue Erfahrung – und verliert die Hoffnung auf Besserung nicht.

epa03899688 Freiburg's Francis Coquelin, Nicolas Hoefler and Mike Hanke (L-R) celebrate the 1-1 goal during the German Bundesliga soccer SC Freiburg and Eintracht Frankfurt at Mage Solar Stadium in Freiburg, Germany, 06 October 2013...(ATTENTION: Due to t (Bild: Keystone/PATRICK SEEGER)

Konkurrenzfähigkeit ist das eine, Spiele gewinnen das andere – sagt Christian Streich, der Trainer des SC Freiburg, nachdem seine Mannschaft auch im achten Punktspiel ohne Sieg geblieben ist. Im Breisgau macht man mit der Dauerbelastung in der Europa League eine neue Erfahrung – und verliert die Hoffnung auf Besserung nicht.

Der Mann kommt sich vor wie ein Akkordarbeiter. «Wahnsinn», sagt Christian Streich, «sieben Spiele in zwanzig Tagen, immer an die Kante gehen: Das ist nicht so einfach mit ein paar Dauerverletzten dazu.» Dabei haben sich seine Spieler schon oft an den Ecken und Kanten ihres beruflichen Alltags im ständigen Einsatz zwischen der Bundesliga, der Europa League und dem DFB-Pokalwettbewerb gestossen.

Mit dem Panda auf der Brust

Der Bambusbär, ein chinesisches Glückssymbol, hat dem SC Freiburg auch nicht zum ersten Saisonsieg in der Bundesliga verholfen. Aus Anlass des 50. Geburtstages der deutschen Sektion der Naturschutzorganisation WWF gratulierte der Sportclub mit dem Logo auf der Trikotbrust, die der Hauptsponsor, die Grossmolkerei Ehrmann, für das Spiel gegen Frankfurt freigab.

Trainer Streich und der SC Freiburg haben nun knapp zwei Wochen Zeit, die Risswunden und blauen Flecken verheilen zu lassen, die sie sich bei ihrer ungewohnten Tour de Force von Partie zu Partie eingehandelt haben. Am Sonntagabend waren sie erst einmal heilfroh, dass die Bundesliga wegen der Oktoberfestwochen für die Nationalmannschaften eine zwölftägige Pause einlegt. Zeit, sich für den nächsten Anlauf zu rüsten und danach bereit zu sein für den ersten Bundesligasieg in dieser Saison.

Dem unverhofften Tabellenfünften der Spielzeit 2012/13 ist mit seiner nach dem Weggang von fünf Stammkräften neu zusammengestellten Mannschaft ausser zwei Pokalerfolgen noch kein Sieg geglückt. Auch am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt, den anderen deutschen Europa-League-Teilnehmer, nicht. Nur dank eines Kraftaktes in der zweiten Hälfte und dank ihres Glücks, nicht schon früh 0:1 oder 0:2 zurückzuliegen, haben sich die Südbadener beim 1:1 nach einem Eigentor von Christian Günter (64. Minute) und dem Ausgleich durch Nicolas Höfler (85.) ihr viertes Unentschieden in der Liga erkämpft.

Der Trainer: aufgewühlt, nachdenklich und trotzig zugleich

Streich, der wie immer wort- und gestenreich aus seiner Coaching-Zone heraus mitgekämpft hat, wirkte danach wie so oft nach nervenaufreibenden Spielen seines Teams: aufgewühlt, nachdenklich und trotzig zugleich. «Ich habe zwar 15 Jahre Jugendmannschaften trainiert», sagte er, «aber ich hatte dabei noch nie vier Punkte nach acht Spielen.»

Dass der Sportclub als Siebzehnter derzeit auf einem Abstiegsplatz steht und der Trainer noch immer auf der Suche nach einem robusten Serienmodell für den Jahrgang 2013/14 ist, thematisierte Streich nach dem unter erschwerten Umständen gewonnenen Punkt aber nicht. Der 48 Jahre alte Fussballlehrer mit der Freiburger Totalidentifikation hob lieber hervor, dass der «Punkt wahnsinnig wichtig für die Moral gewesen» sei nach all den «fürchterlichen Dingen», die ihm und seinem noch nicht so recht aufeinander abgestimmten neuen Aufgebot zuletzt widerfahren seien.

Sechs Platzverweise nach elf Pflichtspielen, dazu Günters Selbsttor am Sonntag und das lange Warten auf das Saisondebüt des von einer Syndesmoseverletzung regenerierenden teuersten Neuzugangs (vier Millionen Euro) Vladimir Darida haben Streichs Duldsamkeit auf eine harte Probe gestellt.

Der Kampf um ein weiteres Jahr Bundesliga

Erst allmählich scheinen die vom Cheftrainer persönlich herangebildeten Adepten der Freiburger Fussballschule und ein paar der neuen Hoffnungen wie der Franzose Francis Coquelin und die beiden Schweizer Nationalspieler Gelson Fernandes und Admir Mehmedi zu einer belebenden Gemeinsamkeit im Kampf um ein weiteres Freiburger Jahr in der Bundesliga zu finden. «Die Jungs», hat Streich am Sonntag aus Überzeugung gesagt, «kommen immer wieder und es ist toll, dass sie einer so guten Mannschaft wie Frankfurt die Stirn geboten haben.»

Die Hessen, mit Tranquillo Barnetta über 90 Minuten und ohne den im Aufbau befindlichen Pirmin Schwegler, waren zuletzt genauso belastet wie der Sportclub. Am Sonntag stellten sie zwar die spielerisch bessere Mannschaft, gaben aber unter dem Druck der Freiburger Leidenschaft nach dem Wechsel ein wenig nach und verspielten so den eigentlich schon zum Greifen nahen Sieg.

Konkurrenzfähigkeit ist das eine

Dass der Freiburger Günter für sie das Toreschiessen übernommen hatte und der von Freiburg nach Frankfurt gewechselte Johannes Flum in letzter Minute die Gelb-Rote Karte vor Augen gehalten bekam, obwohl er niemand gefoult, sondern den Ball gespielt hatte, war letztlich nur eine Randnotiz an einem Freiburger Sonntag, der viel darüber verriet, wie riskant und verheissungsvoll zugleich die neue Aufbau- und Rettungsmission des Christian Streich ist.

«Wir waren», sagte der Trainer seufzend, «in vielen Spielen konkurrenzfähig. Konkurrenzfähigkeit ist das eine, Spiele gewinnen das andere. Dafür tun wir alles.» Die nächste Gewinnchance winkt am 19. Oktober in Bremen beim Spiel gegen Werder, betreut vom früheren Freiburger Erfolgscoach Robin Dutt.

 

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