In seinem wohl letzten Rennen im Leichtewichts-Zweier pulverisiert Simon Niepmann vom Basler Ruder-Club gemeinsam mit Partner Lucas Tramèr an der Weltmeisterschaft die Weltbestzeit. Genossen hat er das Rennen erst im Nachhinein.
Simon Niepmann ist gerade auf dem Weg zum Apéro, den der Präsident des Schweizer Ruderverbandes ausrichtet, als wir ihn am Telefon erwischen. Der 29-jährige Grenzacher, der für den Basler Ruder-Club und die Schweiz startet, hat sich ein paar sprudelnde Getränke wohl verdient.
Kaum zwei Stunden zuvor hat er mit seinem Partner Lucas Tramèr den Weltmeistertitel im Leichtgewichts-Zweier verteidigt. Und das mit einer Fabelzeit von 6:22,91. Die beiden Schweizer haben damit eine Weltbestzeit pulverisiert, die zwanzig Jahre lang Bestand hatte. Um über drei Sekunden schneller waren sie als die Iren O’Connor/Maxwell im Jahr 1994.
Das schnellste Rennen wird allerdings aller Voraussicht nach auch ihr letztes im Leichtgewichts-Zweier gewesen sein. Gemeinsam haben sie zweimal WM- und zweimal EM-Gold gewonnen. Doch ab 2015 mischt der Ruderverband seine Spitzenruderer neu. Ab dann heisst das Ziel nur noch: Olympische Spiele 2016 in Rio. Und der Leichtgewichts-Zweier ist keine olympische Kategorie.
Alles deutet darauf hin, dass um Niepmann, Tramèr und Michael Schmid ein leichter Vierer gebildet wird. Schmid holte sich an dieser WM im Leichtgewichts-Skiff die Bronzemedaille.
Simon Niepmann, das Rennen scheint für Sie wie auf dem Reissbrett geplant aufgegangen zu sein. Nach 500 Metern waren Sie noch auf Rang fünf – und dann sind sie allen davon gezogen.
Das kann man so sagen. Wobei es schwierig ist, dass es so aufgeht. Wir hatten auf den ersten 500 Metern eine heikle Situation, als die Briten auf fast eine ganze Bootslänge davon zogen. Wir hatten uns im Vorfeld gesagt: Eine Länge geht, aber mehr nicht. Dann hatten wir eine sehr gute Phase kurz vor Tausender-Marke, als wir an allen vorbeigezogen sind. Dann hast du automatisch das Vertrauen wieder. Da wussten wir: Wir sind schnell, das geht.
Konnten Sie das Rennen gegen Endes sogar geniessen, als Ihr Vorsprung immer grösser und grösser wurde?
Nein, geniessen geht nicht. Es war stark wellig, da musst du bis zum Ende hoch konzentriert sein, damit du mit dem Ruder nicht an einer Welle hängen bleibst. Das ist so schnell passiert. Und dann war der Wind auch sehr böig – da war es gar nicht so einfach, den Kurs zu behalten.
Haben Sie vor dem Start gewusst, dass Sie beide eine Weltbestzeit in sich drin hatten?
Wir wussten, dass es heute schnelle Bedingungen sind. Und dass wir schnell sind. Sagen wir: Wir haben es gehofft. Aber gewusst hatten wir es nicht. Die Leute haben sich immerhin zwanzig Jahre lang die Zähne an dieser Zeit ausgebissen. Und wir sind fast dreieinhalb Sekunden schneller. Das ist schon etwas Besonderes.
Plagt Sie nun Wehmut, weil es wohl das letzte gemeinsame Rennen mit Lucas Tramèr im Leichtgewichts-Zweier war?
Gut, wir haben schon nach der letztjährigen Weltmeisterschaft gesagt, dass das wohl unser letztes Rennen war. Und dann sind wir doch wieder zusammen gefahren. Wir können jetzt gelassen in den Winter gehen und sind offen für alles.
Aber der Leichtgewichts-Zweier ist nicht olympisch. Das heisst, mit Blick auf Rio 2016 wird der Verband die Boote zwangsläufig verändern.
Das stimmt. Es wird in die Richtung eines leichten Vierers gehen. Wir haben jetzt etwas Ruhe. Und Anfangs Oktober beginnt das strukturierte Training wieder. Meine Erwartung an den Verband ist, dass wir bis dahin wissen, wie die Pläne und Ziele mit Blick auf Rio aussehen.
Die Weltmeisterschaften finden in Amsterdam statt. Nicht der schlechteste Ort, um eine Goldmedaille zu feiern.
Ja, ich denke, da lässt sich etwas finden.